Stellungnahme zur gegenwärtigen Eskalation im Nahostkonflikt

Angesichts des sich täglich verschärfenden Konflikts im Nahen Osten wenden wir uns an die allgemeine Öffentlichkeit sowie an die politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen unseres Landes

Deutscher KoordinierungsRat

der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Stellungnahme

zur gegenwärtigen Eskalation im Nahostkonflikt

Angesichts des sich täglich verschärfenden Konflikts im Nahen Osten wenden wir uns an die allgemeine Öffentlichkeit sowie an die politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen unseres Landes: unsere Solidarität gilt dem Staat Israel als jüdischer Heimstätte; gleichzeitig haben wir Verständnis für den Anspruch des palästinensischen Volkes auf einen eigenen Staat.

Die jeden Tag zu uns gelangenden Bilder und Berichte über Selbstmordattentate palästinensischer Terroristen und die extensiven militärischen Gegenmaßnahmen der israelischen Regierung lösen unter uns Betroffenheit und Empörung aus. Die politische Perspektivlosigkeit beiderseits macht uns ratlos, ja fast sprachlos, dennoch dürfen wir nicht schweigen.

Wir verurteilen die palästinensischen Terroranschläge gegen Kinder, Frauen und Männer aufs schärfste. Die hier gelegten blutigen Spuren verhindern jeden Ansatz einer Verständigung. Sie sind keine Grundlage für ein gerechtes, friedensbereites Staatswesen. Sie verfolgen offenkundig das Ziel, jüdisches Leben um jeden Preis auszulöschen, und stellen letztlich das Existenzrecht Israels grundsätzlich in Frage.

Die von Israel ausgehenden Gegenmaßnahmen verstehen wir als Mittel der Abwehr und des Selbstschutzes. Soweit dabei Menschenrechte der palästinensischen Zivilbevölkerung verletzt werden, verurteilen wir auch diese gleichermaßen und rufen Israel auf, sich an seinen erklärten moralischen Werten zu orientieren.

Unsere Sorge und unser Mitgefühl gelten den Opfern unter der zivilen Bevölkerung und dem Bestand einer zivilen Gesinnung auf beiden Seiten. Wir fordern alle diejenigen auf, die in irgendeiner Weise Einfluß geltend machen können, ihre Möglichkeiten zur Beilegung des Konflikts zu nutzen.

An dieser Stelle sind vor allem auch die Presse- und Bildmedien gefragt. Wir stellen fest, dass die Berichterstattung in Bild und Wort an vielen Stellen einseitig erfolgt: Die israelische Seite wird in erster Linie als brutale Täter dargestellt, die palästinensische überwiegend als bloßes Opfer. Auf diese Weise macht sich unter der Hand, z.T. aber wohl auch bewusst geschürt antiisraelische Stimmung breit. Dass diese Stimmung von antisemitischen Kreisen instrumentalisiert werden kann und wird, liegt auch auf der Hand. Unsere Befürchtung ist, dass dieser Konflikt sich auch gesteigert gegen die jüdische Gemeinschaft in Deutschland auswirkt.

Die Lage im Nahen Osten können wir wenig beeinflussen, aber hier in unserem Land ist es an uns, sich an die Seite der jüdischen Gemeinschaft zu stellen, dem als Antizionismus getarnten Antisemitismus entgegenzutreten, pauschalierende Verurteilungen Israels zurückzuweisen und einseitigen Schuldzuweisungen zu begegnen sowie für eine friedfertige Lösung des Konflikts zu werben.

Das Präsidium des Deutschen KoordinierungsRates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, 12. April 2002

Landesrabbiner Dr. Henry Brandt

Jüdischer Präsident

Dr. Eva Schulz-Jander

Katholische Präsidentin

Prof. Dr. Berndt Schaller

Evangelischer Präsident