Friedensappell 2024

Dieser Friedensappell wurde von Kindern den Religionsführern auf der Abschlusssitzung des internationalen Treffens „Imagining Peace“ vorgelegt, das von der Gemeinschaft Sant'Egidio vom 22. bis 24. September 2024 in Paris organisiert wurde.

Als Frauen und Männer verschiedener Religionen haben wir uns in Paris mit Humanisten, Intellektuellen und vielen Menschen versammelt. Wir tragen das Leid vieler Völker im Herzen, das heute durch Kriege verursacht wird. In den Begegnungen und Gesprächen dieses dreitägigen Treffens haben wir versucht, uns eine Zukunft in Frieden für die Welt vorzustellen. Wir haben es für alle getan, die die bittere Erfahrung des Krieges durchleben und die unter Terrorismus leiden. Leider ist eine verbreitete Resignation vor den offenen Konflikten zu beobachten, die Gefahr laufen, sich zu größeren und weitreichenderen Kriegen auszuweiten. In vielen Teilen der Welt und auch hier in Europa ist die Erinnerung an den Schrecken des Krieges verloren gegangen, ein Erbe der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Dieses Erbe weist darauf hin, dass allein der Friede eine menschliche und gerechte Alternative ist!

Wir laufen Gefahr, der jungen Generation eine kriegerische Welt zu hinterlassen, die von Terrorismus und Gewalt gezeichnet ist. Wir laufen Gefahr, ihnen die Rehabilitation des Krieges als Weg zur Konfliktlösung oder zur Durchsetzung der eigenen Interessen zu vermitteln. Diese Welt zerstört sich selbst durch den Krieg und die Umweltkrise. Aus der Tiefe ihrer jeweiligen Traditionen und aus dem Schatz ihrer Weisheit schöpfen die Religionen die Überzeugung, dass der Friede das Leben der Welt ausmacht. Sie wissen, dass der Krieg im Namen Gottes eine Gotteslästerung ist. Sie haben weder militärische noch ökonomische Macht. Ihr Kraft ist schwach und demütig, doch von Hoffnung erfüllt. Durch den Dialog können sich die Religionen den Frieden vorstellen. Sie verzichten nicht darauf zu glauben, dass der Friede die beste und einzige wirklich menschliche und würdige Voraussetzung für die Existenz der Völker ist.

Deshalb rufen wir heute, auch wenn wir uns der komplexen politischen Verflechtungen bewusst sind, zu einer tiefgreifenden Wende auf. Wir fordern die Politiker, die Kriegsherren und alle Völker dazu auf. Die Wende besteht darin, die Wege des Friedens zu suchen, die schon existieren, wenn auch verborgen durch das Dunkel des Krieges. Einmütig haben wir zu Gott gebetet, dass er der Welt den Frieden schenke. Heute, vor der Basilika Notre Dame, die vom Feuer zerstört und wiederaufgebaut wurde, sagen wir voller Überzeugung: Wir können die Welt vom Feuer des Krieges befreien und sie friedvoller und gerechter wieder aufbauen!

Paris, 24. September 2024

Editorische Anmerkungen

Quelle: Sant'Egidio.