In der Erklärung wurde zutiefst beklagt, dass es damals in adventistischen Veröffentlichungen Aussagen zum jüdischen Volk gab, die “der rassistischen Ideologie des Antisemitismus in einer Weise Ausdruck gaben, die aus heutiger Sicht unfassbar” ist. Von einzelnen positiven Ausnahmen abgesehen, nahmen “viele Siebenten-Tags-Adventisten an der Not und dem Leid ihrer jüdischen Mitbürger keinen Anteil”. Sie wurden “ausgegrenzt und ausgeschlossen, sich selbst überlassen und so Gefangenschaft, Vertreibung oder Tod ausgeliefert”. Deshalb bekannten die Kirchenleitungen, “dass wir gegenüber dem jüdischen Volk … schuldig geworden sind”. Sie gaben ihre Absicht bekannt, “nachdrücklich” dafür einzutreten, “dass niemand aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität oder Geschlecht ausgegrenzt und benachteiligt wird”. Auch soll “die Vergangenheit nicht in Vergessenheit” geraten, “sondern als bleibendes Mahnmal uns auch heute vor Augen” stehen.
Diese Worte machen deutlich, dass wir als Siebenten-Tags-Adventisten jeden Antisemitismus entschieden ablehnen und antisemitische Äußerungen in unseren Gemeinden nicht dulden.
Am 20.10.2012 hielt Walter Veith in Nürnberg den Vortrag “König des Nordens (2)”, der auch im Internet übertragen wurde. Darin vertrat er die These, dass Freimaurer und Jesuiten die NS-Zeit genutzt hätten, um die Juden endlich nach Palästina zu bringen, damit die Christenheit von den eigentlichen biblischen Aussagen abgelenkt und in die Irre geleitet werde.
Eingebettet in diesen verschwörungstheoretischen Ansatz verwendete der Redner Begriffe, wie die “Verherdung” der Juden im Sinne eines Zusammentreibens. Auch verharmloste er den Judenstern als “gelbes Tüchlein”. Nach unserer Auffassung sind solche Bezeichnungen antisemitisch, diskriminierend und kommen einer strafrechtlichen Verharmlosung der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft sehr nahe.
Wir distanzieren uns entschieden von derartigen Äußerungen und Verschwörungstheorien. Wir sehen darin nicht unseren Verkündigungsauftrag. Hier wird eine spekulative Weltsicht verbreitet, die in der Bibel keine Grundlage findet und vom eigentlichen Anliegen des Evangeliums ablenkt. Zudem entspricht die Art und Weise des Vortrags nicht einem ethisch vertretbaren Umgang mit anderen Religionen. Aus diesem Grund legen wir unseren Dienststellen und Gemeinden nahe, dafür Sorge zu tragen, dass derartige Veranstaltungen weder in unserem Namen noch in unseren Räumlichkeiten stattfinden.
Collonges/Frankreich, den 07.11.2012
Die Vorstände der
Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, Nord- und Süddeutscher Verband
Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich
Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Deutschschweizerische Vereinigung