Eine Antwort amerikanischer Baptisten auf "Dabru Emet - Eine jüdische Erklärung zu Christen und Christentum"

Dankbar erkennen wir die Grosszügigkeit und die dafür erforderliche Hoffnung dieser Wissenschaftler an, erklären zu können, dass christlicher Glaube ein gültiger Weg für Nichtjuden ist, den Gott Israels zu erkennen und ihm zu dienen.

Eine Antwort Amerikanischer Baptisten auf

„Dabru Emet [Rede die Wahrheit]

Eine jüdische Erklärung zu Christen und Christentum“

Als Mitglieder des Ausschusses für christliche Einheit der Amerikanischen Baptistengemeinden in den USA sprechen wir den Mitgliedern des Nationalen Jüdischen Wissenschaftler-Projektes, die das Dokument „Dabru Emet: Eine jüdische Erklärung zu Christen und Christentum" verfasst haben, unsere dankbare Anerkennung aus, ebenso den vielen jüdischen Führungspersönlichkeiten, die es unterzeichneten. Zusammen mit dem dazugehörigen Buch „Christianity in Jewish Terms“ (Christentum nach jüdischem Verständnis)* markiert diese Erklärung einen wichtigen neuen Schritt im jüdisch-christlichen Dialog. Die Autoren von Dabru Emet versichern, dass es in christlichen Kirchen eine drastische Veränderung gegeben hat, die zu weitverbreiteter Reue für die christliche Mißhandlung von Juden und Judentum und zur Anerkennung des fortdauernden göttlichen Bundes mit dem jüdischen Volk führte. Sie glauben, dass es Zeit ist für eine jüdische Neubewertung des Christentums in religiöser wie sozialer Hinsicht und einer neuen Beurteilung dessen, wie sich Juden und Christen auf einander beziehen. Sie bieten acht kurze Bestätigungen als ihren zusammenfassenden Vorschlag für einen jüdischen Weg zu dieser neuen Beziehung an. Diese Bestätigungen beziehen sich auf:

  • Anbetung des gleichen Gottes
  • Stützung auf die Autorität der Bibel
  • Land Israel
  • Moralprinzipien der Tora
  • Nazismus als einer nichtchristlichen und sogar christenfeindlichen Bewegung, für deren Wachstum und Virulenz der historische Antijudaismus des Christentums eine bedeutende Verantwortung zu tragen hat
  • Unüberbrückbare Unterschiede zwischen Juden und Christen über Jesus Christus, die sich nur in Gottes endlicher Erlösung der Welt auflösen werden
  • Auswirkung neuer Beziehungen zwischen Christen und Juden auf jüdische Praxis und Identität
  • Gemeinsame Arbeit für Gerechtigkeit und Frieden

Dankbar erkennen wir die Grosszügigkeit und die dafür erforderliche Hoffnung dieser Wissenschaftler an, erklären zu können, dass christlicher Glaube ein gültiger Weg für Nichtjuden ist, den Gott Israels zu erkennen und ihm zu dienen. Zu unserer Scham haben unsere jüdischen Nachbarn in der Geschichte allen Grund gehabt, die primäre Tagesordnung für einen Dialog in einfachen Fragen des jüdischen Überlebens und der Sicherheit innerhalb der von Christen dominierten Gesellschaften zu sehen. Mit den Autoren von Dabru Emet hoffen wir, dass ein neuer Tag eines umfassenderen Gesprächs und gegenseitiger religiöser Wertschätzung begonnen hat. Dennoch verstehen wir, dass nicht alle Glieder der jüdischen Gemeinschaft schnell damit einverstanden sein werden. Wir respektieren Meinungsverschiedenheiten innerhalb der jüdischen Gemeinschaft über diese Angelegenheiten und erkennen an, dass Dabru Emet nicht für alle Juden sprechen kann und auch nicht behauptet, dies zu tun. Wir wissen, dass unter den Gemeinden der Amerikanischen Baptisten entsprechend unterschiedliche Auffassungen über diese Fragen bestehen, sowie auch über das Wesen der gegenseitigen Anerkennung unserer zwei Traditionen, die mit christlicher Identität übereinstimmt. In dieser Hinsicht schätzen wir besonders Dabru Emets aufrichtige Annahme religiöser Differenzen zwischen Judentum und Christentum und seiner Überzeugung, dass wir fruchtbar und friedlich mit diesen Differenzen leben können, während jeder Glaube die Integrität seines eigenen Zeugnisses aufrechterhält.

Dankbar und Gott lobend

geben wir unserer Genugtuung Ausdruck für die lange Geschichte der Zusammenarbeit zwischen jüdischen Gruppen und Amerikanischen Baptisten in der Unterstützung der Prinzipien religiöser Freiheit, die beiden lieb und für die Integrität und Sicherheit religöser Minderheiten so entscheidend wichtig ist.

erkennen wir in Dankbarkeit die Beiträge von leitenden Persönlichkeiten und Wissenschaftlern in anderen christlichen Kirchen, besonders in der römisch-katholischen Kirche, an, die den jüdisch-christlichen Dialog und die theologische Reflexion über das Judentum gefördert haben. Die daraus hervorgegangenen Ressourcen, von offiziellen kirchlichen Dokumenten bis zu wissenschaftlichen und praktischen Arbeiten in Theologie, biblischer Auslegung, Ausbildung und Liturgie sind ein reicher ökumenischer Schatz. Wir ersuchen Amerikanische Baptisten besonders in unseren religiösen Ausbildungsprogrammen und in unseren Seminarien sich dieser Mittel wann immer angebracht zu bedienen

empfehlen wir das Dokument „Dabru Emet“ Amerikanischen Baptistengemeinden und Pastoren zu Studium und Reflexion

ermuntern wir unsere Gemeinden, Beziehungen zu Synagogen und Tempeln in ihrer Nachbarschaft aufrechtzuerhalten und zu erweitern und zwar sowohl zu geteiltem Dienst als auch zu gegenseitigem Studium

bestätigen wir die Verpflichtungen, die im 1983 gefassten Beschluß der Amerikanischen Baptisten über den Antisemitismus ausgedrückt sind und 1997 vom Exekutivkomitee des Generalvorstands modifiziert wurden: "Im Erinnern an die tiefe Grundlage, die das Christentum im Judentum hat, lasst uns auf dieser Grundlage bauen, so dass unser eigener Glaube vertieft und unser Verstehen und Anerkennen unserer jüdischen Nachbarn bereichert werde."

 

Editorische Anmerkungen

* Tikva Frymer-Kensky, David Novak, Peter Ochs, David Fox Sandmel and Michael A. Singer, eds., Christianity in Jewish Terms (Boulder, Colorado: Westview Press, 2000).
Übersetzung aus dem Englischen: Fritz Voll