Der Krieg im Nahen Osten

Aus Anlass des Israel-Sonntags 2006 geben wir als katholische und evangelische Christen in Homburg dazu das Folgende zu bedenken

Der Krieg im Nahen Osten.

Erklärung zum Israel-Sonntag, 20. August 2006

Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) für Homburg und Umgebung

Am 10. Sonntag nach Trinitatis gedenkt die Kirche seit vielen Jahrhunderten der Zerstörung des Tempels in Jerusalem. Wir Christen besinnen uns auf Gottes Weg mit seinem ersten erwählten Volk, den Juden, und darauf, dass wir durch Jesus Christus als Gläubige aus allen Völkern in den Gottesbund mit Israel mit aufgenommen sind.

In diesem Jahr ist der jüdische Staat, dem die Mehrzahl seiner arabischen Nachbarn seit seiner Gründung 1948 das Existenzrecht abspricht, in eine schwere militärische Auseinandersetzung verstrickt. Weltweit hat das Besorgnis und Emotion hervorgerufen. Aus berechtigter Sorge um die Zivilbevölkerung wurde in aller Welt die Forderung nach sofortiger Waffenruhe erhoben, während Israel den Kampf gegen die Hisbollah im Libanon fortführte. Wegen der zivilen Opfer seiner Bombenabwürfe stand und steht vor allem Israel am Pranger der Weltmeinung.

Aus Anlass des Israel-Sonntags 2006 geben wir als katholische und evangelische Christen in Homburg dazu das Folgende zu bedenken:

Bei aller Betroffenheit über die Brutalität der Auseinandersetzung dürfen wir die politischen Umstände und den Auslöser des Krieges nicht übersehen.

Die militärische Eskalation wurde nicht durch den Staat Israel ausgelöst. Vielmehr war es die Terrororganisation Hisbollah, die jahrelang israelisches Staatsgebiet vom Libanon aus mit Raketen beschossen und dadurch israelische Bürger verletzt und getötet hat. Weder die libanesische Regierung noch die dort stationierten UN-Truppen haben diese andauernden Übergriffe gegen Israel unterbunden. Die Entführung zweier israelischer Soldaten war erst der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Dies findet in unseren Medien kaum Beachtung, ist aber für eine faire Bewertung der Situation ausschlaggebend. Das Vorhaben Israels, die Hisbollah im Libanon zu zerschlagen, stellt eine legitime Selbstverteidigung dar. Selbstverständlich muss dabei die Verhältnismäßigkeit der Mittel beachtet werden. Israel wurde zu Recht nachdrücklich aufgefordert, gegen die Menschen und die zivilen Einrichtungen des Libanon weitestmöglich Rücksicht zu üben; dies hebt aber sein Recht auf Selbstverteidigung nicht auf.

Die hohe Zahl der zivilen Opfer, die wir von Herzen bedauern, geht entscheidend auf die Taktik der Hisbollah zurück, ihre Raketen aus bewohnten Gebieten abzufeuern, um die israelischen Reaktionen auf Zivilisten zu lenken und so Opfer gezielt herbeizuführen. Je größer die Zahl der Opfer, desto durchschlagender der Erfolg im Propaganda-Krieg gegen Israel! Hierin sehen wir das schlimmste Verbrechen dieses Krieges. Wer demgegenüber Israel des „Massakers an Zivilisten“ beschuldigt, geht der Propaganda islamistischer Scharfmacher auf den Leim und unterstützt deren menschenverachtendes Spiel mit dem Leben von Zivilisten.

Als Hauptwurzel des Konflikts erkennen wir die fehlende Bereitschaft tonangebender Kräfte im arabischen Raum, mit dem Staat Israel überhaupt zusammenleben zu wollen. So lange seitens Syriens, des Iran, der Hisbollah und der Hamas die erklärte Absicht besteht, Israel – auch innerhalb der Grenzen von 1967 – zu vernichten, laufen Forderungen nach „Kompromissen“ ins Leere. Auch der Bestand des Waffenstillstands und der Erfolg der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates wird letztlich von der Friedensbereitschaft auf arabischer Seite abhängen. Von Israel erwarten wir ein konstruktives Eingehen auf alle sich bietenden Friedensmöglichkeiten, wie dies in der Vergangenheit auch mehrfach geschehen ist.

Als Christen verlangen wir keineswegs eine unkritische Unterstützung der israelischen Seite, sehr wohl aber das Bemühen um eine gerechte Betrachtung des Nahostkonfliktes. Dies sehen wir in den Medien und der öffentlichen Meinung in den vergangenen Wochen nicht überall verwirklicht.

Im Gebet für eine friedliche Zukunft sind wir mit den Christen und allen friedliebenden Menschen der Nahost-Region und weltweit verbunden. Unsere Hoffnung setzen wir dabei mit der Prophetie des Alten Bundes auf den Gott, der die Völker zu sich ruft, damit sie den Frieden erlernen und ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden (Jesaja 2, 1-5).

Für die ACK Homburg:

Ute Fischer – Pirmin Weber (in Vertretung) – Wilfried Bohn – Dr. Klaus Beckmann

 

Editorische Anmerkungen

siehe auch>: Klaus Beckmann, Nahöstlicher Realismus.