Arbeitshilfe für das Stellungnahmeverfahren zur Ergänzung der Kirchenordnung in Artikel 1 Christen und Juden - eine Verhältnisbestimmung

Diese Arbeitshilfe wurde erstellt, um das Stellungnahmeverfahren zur Ergänzung der Kirchenordnung in Artikel 1 zu begleiten. Die theologischen Erläuterungen, die Denkanstöße und Materialien für die Praxis möchten dazu helfen, den Beratungsprozess auf eine möglichst breite Basis zu stellen.

Arbeitshilfe für das Stellungnahmeverfahren zur Ergänzung der Kirchenordnung in Artikel 1 Christen und Juden - eine Verhältnisbestimmung

Evangelische Kirche von Westfalen

Diese Arbeitshilfe wurde erstellt, um das Stellungnahmeverfahren zur Ergänzung der Kirchenordnung in Artikel 1 zu begleiten. Die theologischen Erläuterungen, die Denkanstöße und Materialien für die Praxis möchten dazu helfen, den Beratungsprozess auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Der Textentwurf für die Ergänzung von Artikel 1 der Kirchenordnung (S. 7) nimmt Beschlüsse früherer Landessynoden auf. Nach Beratung der Hauptvorlage „Gott hat sein Volk nicht verstoßen" gab die Landessynode 1999 eine viel beachtete Erklärung zum Verhältnis von Juden und Christen ab. Darin heißt es u. a.: „Um die einzigartige Beziehung der Christen zu den Juden als verbindlich für die Kirche festzuhalten, bedarf es einer entsprechenden Aussage in der Kirchenordnung. Die Landessynode beauftragt die Kirchenleitung, ein Verfahren zur Ergänzung der Kirchenordnung vorzubereiten. In die Grundartikel, ersatzweise in die einleitenden Bestimmungen, soll ein Abschnitt eingefügt werden, in dem die Treue Gottes zu seinem Volk Israel und die bleibende Verbundenheit der Kirche mit Israel zum Ausdruck gebracht wird."

Darüber hinaus wurden in dieser Erklärung wichtige Verhältnisbestimmungen vorgenommen, die für alle weiteren kirchlichen Aussagen bindend sind. Dazu gehört vor allem die Distanzierung von jeglicher Judenmission. „Juden und Christen bezeugen je für sich und füreinander die Treue Gottes, von der sie beide leben. Deshalb achten Christinnen und Christen jüdische Menschen als Schwestern und Brüder im Glauben an den Einen Gott. Der offene Dialog über Gottes Gnade und Wahrheit gehört zum Wesensmerkmal der Begegnung von Christen mit Juden. Diese Einsichten lassen nicht zu, dass Christen Juden auf den christlichen Glauben verpflichten wollen. Deshalb distanziert sich die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen von jeglicher Judenmission. Nicht Mission an Israel, sondern das Gespräch mit Israel ist Christinnen und Christen geboten. Mit Israel verbindet die Kirche ein Buch und eine Hoffnung (Martin Buber). Mit den Verheißungen dieses Buches warten Israel und die Christenheit beide auf das Kommen des Reiches Gottes in Frieden und Gerechtigkeit."

Auf der Landessynode 2000 wurde dann beschlossen, die beabsichtigte Ergänzung der Kirchenordnung in die „Einleitenden Bestimmungen" einzufügen, und der Auftrag wurde dahin gehend ergänzt, dass dabei geprüft werden solle, „ob dies im Rahmen einer trinitarischen Formulierung möglich" sei.

Zur Erarbeitung dieser Formulierung hat die Kirchenleitung einen Ausschuss aus Mitgliedern des Ständigen Theologischen Ausschusses, des Ständigen Kirchenordnungsausschusses und des Ausschusses Christen und Juden gebildet. Nach fast zweijähriger Erarbeitung legt die Kirchenleitung das gemeinsame Ergebnis nunmehr den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen, Ämtern und Werken der Evangelischen Kirche von Westfalen zur Beratung vor. Die Beschlussfassung ist für die Landessynode 2005 vorgesehen.

Wenn Christinnen und Christen sich mit ihrem Verhältnis zum Judentum beschäftigen, so ist damit das Zentrum ihres Glaubens berührt. „Das Christentum ist aus dem Judentum hervorgegangen. Wenn wir uns ... mit dem Judentum beschäftigen, geht es im Grunde um uns selbst, unser Herkommen, unser Selbstverständnis als Kirche. Bei dieser Beschäftigung können wir nur gewinnen ..." (Hauptvorlage 1999, Seite 4 - vergleiche dort auch die Seiten 34 ff.). In Zeiten bedrängender Herausforderungen und tiefgreifender Veränderung in der Kirche ist eine solche Rückbesinnung und Selbstvergewisserung nötiger denn je. Andere wichtige Themen werden dadurch nicht verdrängt, sondern erfahren durch die Diskussion über das theologische Selbstverständnis von Kirche eine notwendige Unterstützung. Dies gilt in besonderer Weise für weitere Dialogbemühungen, etwa mit dem Islam.

Die Verfasserinnen und Verfasser der Beiträge in dieser Arbeitshilfe gehören - mit einer Ausnahme - dem landeskirchlichen Ausschuss Christen und Juden an. Nach einigen Erläuterung zum Gesamten des Textentwurfs werden weitere Anregungen zu den einzelnen Abschnitten gegeben. Die Kontexte sind (außer unter A. 2. und B. 1.) im überwiegenden Teil aus dem jüdischen Bereich und wollen zum Gespräch einladen. Darüber hinaus sei auf die Hauptvorlage und das dazu erschienene Material verwiesen (s. Literaturverzeichnis). Der Text der Hauptvorlage ist auch über das Internet unter www.ekvw.de abrufbar. Weiteres Material, vor allem auch die Erklärungen und Grundartikelergänzungen anderer Kirchen, sind auf den Internetseiten www.jcrelations.net und www.lomdim.de vorhanden. Viele Informationen zum Verhältnis von Christen und Juden sind auch auf der Seite der KLAK (Konferenz landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden) unter www.klakchristen-und-juden.de zu finden.

Außerdem ist eine Liste von Referentinnen und Referenten beigefügt, die für Veranstaltungen ansprechbar sind. Sie gehörten entweder dem Arbeitsausschuss zur Erstellung des Textentwurfs an oder sind Mitglieder der drei beteiligten Ausschüsse.

Udo Halama, Pfarrer

Vorsitzender des Ausschusses Christen und Juden

Erhard Nierhaus, Superintendent

Beauftragter der Kirchenleitung für den christlich-jüdischen Dialog

Arbeitshilfe für das Stellungnahmeverfahren zur Ergänzung der Kirchenordnung in Artikel 1: arbeitshilfe_artikel_1_ko.pdf