Liebe Freunde!
Ich heiße Sie willkommen! Ihre Vereinigung, die in der Vergangenheit bei verschiedenen Anlässen mit meinen verehrten Vorgängern zusammengetroffen ist, unterhält gute Beziehungen zum Heiligen Stuhl und zu zahlreichen Vertretern der katholischen Welt. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie in den vergangenen Jahren einen qualifizierten Beitrag zum Dialog und zur Brüderlichkeit zwischen Juden und Katholiken geleistet haben, und ermutige Sie, auf diesem Wege fortzufahren.
Im kommenden Jahr gedenken wir des 50. Jahrestags der Erklärung Nostra aetate des II. Vatikanischen Konzils, die bis heute für die Kirche den unverzichtbaren Maßstab für die Beziehungen zu unseren »älteren Brüdern« darstellt. Ausgehend von diesem Dokument hat sich die Reflexion über das geistliche Erbe, das uns verbindet und das die Grundlage unseres Dialoges ist, mit neuem Nachdruck weiterentwickelt. Diese Grundlage ist theologischer Natur und nicht einfach ein Ausdruck unseres Wunsches nach gegenseitiger Achtung und Wertschätzung. Es ist daher wichtig, dass unser Dialog stets zutiefst vom Bewusstsein unserer Beziehung zu Gott gekennzeichnet ist. Zusätzlich zu diesem Dialog ist es auch wichtig festzustellen, wie Juden und Christen zusammenarbeiten können, um eine gerechtere und brüderlichere Welt zu errichten.
In diesem Kontext ist es mir ein Anliegen, ganz besonders an unsere gemeinsamen Bemühungen zugunsten der Armen, der sozial Ausgegrenzten und der Leidenden zu erinnern. Unser Engagement auf diesem Gebiet wurzelt in dem, was die Heiligen Schriften über den Schutz der Armen, Witwen, Waisen und Fremden sagt (vgl. Ex 22,20 - 22). Es ist eine uns von Gott übertragene Pflicht, die Seinen heiligen Willen und Seine Gerechtigkeit widerspiegelt, es ist eine authentische religiöse Pflicht. Damit sich unsere Bemühungen nicht als vergeblich erweisen, ist es schließlich wichtig, dass wir uns der Aufgabe widmen, den jungen Generationen das Erbe unserer gegenseitigen Kenntnis, Hochachtung und Freundschaft weiterzugeben, das in den vergangenen Jahren durch das Engagement von Vereinigungen wie der Ihrigen gewachsen ist. Ich hoffe daher, dass das Thema der Beziehungen zum Judentum in den Priesterseminaren und in den Bildungszentren für katholische Laien weiterhin lebendig bleiben möge, so wie ich darauf vertraue, dass ein entsprechender Wunsch, das Christentum zu kennen, auch unter der jüdischen Gemeinschaft und den jungen Rabbinern wachsen möge. Liebe Freunde, in wenigen Monaten werde ich die große Freude haben, Jerusalem zu besuchen, wo – wie der Psalm sagt – wir alle geboren wurden (vgl. Ps 87, 5) und wo alle Völker eines Tages zusammenkommen werden (vgl. Jes 25,6-10).
Begleiten Sie mich bitte mit Ihrem Gebet, damit diese Pilgerfahrt Früchte der Gemeinschaft, der Hoffnung und des Friedens tragen möge.
Shalom!