Wir dürfen die Stimme der Menschen im Heiligen Land nicht ignorieren
Jedes Jahr kommen wir im Heiligen Land zusammen, um den Menschen zu begegnen und ihnen zuzuhören. Ihre anhaltende Widerstandsfähigkeit und ihr Glaube in einer sich verschlechternden Lage sind für uns inspirierend.
In ihrer jüngsten kraftvollen Botschaft beklagten die katholischen Ortsbischöfe das Versäumnis der internationalen Gemeinschaft, zur Schaffung von Gerechtigkeit und Frieden hier am Ort der Geburt Christi beizutragen.[1] Unsere Regierungen müssen mehr tun, um ihrer Verantwortung für die Wahrung des Völkerrechts und den Schutz der Menschenwürde gerecht zu werden. In einigen Fällen haben sie sich an der Verschärfung der Konflikte und den Übeln der Besatzung beteiligt.
Die Ortsbischöfe warnten auch vor einer weiteren „Verflüchtigung der Hoffnung auf eine dauerhafte Lösung“, vor der die Menschen stehen. Wir haben diese Realität hautnah miterlebt; vor allem konnten wir sehen, wie der Bau von Siedlungen und der Mauer jede Aussicht auf zwei in Frieden existierende Staaten zerstört.
In der gleichen Botschaft zeigten sich die Ortsbischöfe alarmiert, weil die Lebensbedingungen „immer unerträglicher“ werden. Dies wird auf schmerzliche Weise im Westjordanland sichtbar, wo unseren Schwestern und Brüdern grundlegende Rechte, einschließlich der Bewegungsfreiheit, verweigert werden. Im Gazastreifen haben die politischen Entscheidungen auf allen Seiten zur Schaffung eines Freiluftgefängnisses, zu Menschenrechtsverletzungen und einer tiefgreifenden humanitären Krise geführt. Wir wurden von Familien empfangen, deren wichtigstes Ziel nun das tägliche Überleben ist, und die ihre Ansprüche auf das Notwendigste wie Strom und sauberes Wasser reduzieren mussten.
Inmitten dieser Verhältnisse bewegen uns die Opfer, die Ordensschwestern, Laien und Priester erbringen, indem sie sich auf allen Seiten für eine bessere Zukunft einsetzen. Sie bieten lebenswichtige Dienste an, insbesondere Bildung, Arbeitsmöglichkeiten und Betreuung der schwächsten Menschen. Für ihr Zeugnis sind wir ihnen dankbar. Wir rufen die Christen in unseren eigenen Ländern auf, für ihren Einsatz zu beten und sie zu unterstützen.
Die wachsende Zahl jener, die ins Heilige Land pilgern, ist ermutigend und wir rufen die Pilger dazu auf, die örtlichen Gemeinschaften aufzusuchen.
Gleichzeitig bitten wir unsere Regierungen, an einer neuen politischen Lösung mitzuwirken, die die Würde aller Menschen achtet und schützt. Diese Lösung muss zwar letztlich von den Völkern des Heiligen Landes im Dialog gestaltet werden, aber es ist dringend notwendig, dass unsere Länder durch folgende Maßnahmen ihren Beitrag dazu leisten, indem sie
- auf der Anwendung internationalen Rechts bestehen,
- sich mit den Sicherheitsbedenken Israels und dem Recht aller auseinandersetzen, in Sicherheit zu leben,
- dem Vorbild des Heiligen Stuhls bei der Anerkennung des Staates Palästina folgen,
- politische oder wirtschaftliche Unterstützung für Siedlungen ablehnen
- und sich entschlossen Gewaltakten oder Menschenrechtsverletzungen jedweder Seite widersetzen.
Mit diesen Schritten kann die internationale Gemeinschaft ihre Solidarität mit jenen Israelis und Palästinensern bekunden, die sich weigern, ihren gewaltlosen Kampf für Gerechtigkeit, Frieden und Menschenrechte aufzugeben.
Wir beten für den Frieden in Jerusalem.
- Bischof Declan Lang (Clifton, Bischofskonferenz von England und Wales), Vorsitzender der Heilig-Land-Koordination
- Weihbischof Dr. Udo Bentz (Mainz, Deutsche Bischofskonferenz)
- Erzbischof Timothy Broglio (Militärseelsorge der Bischofskonferenz der USA)
- Bischof em. Pierre Bürcher (Rejkjavik, Skandinavische Bischofskonferenz)
- Bischof Rodolfo Cetoloni (Grosseto, Italienische Bischofskonferenz)
- Erzbischof Richard Gagnon (Winnipeg, Kanadische Bischofskonferenz)
- Weihbischof Nicholas Hudson (London, Bischofskonferenz von England und Wales)
- Weihbischof William Kenney CP (Birmingham, Bischofskonferenz von England und Wales)
- Bischof Alan McGuckian (Raphoe, Irische Bischofskonferenz)
- Bischof William Nolan (Galloway, Schottische Bischofskonferenz)
- Bischof Marc Stenger (Troyes, Französische Bischofskonferenz)
- Bischof Noel Treanor (Down and Connor, Irische Bischofskonferenz)
- Erzbischof Joan Enric Vives Sicilia (Urgell, Spanische Bischofskonferenz)