Rabbiner Dr. Max Dienemanns Werk »Judentum und Christentum« wieder gedruckt erhältlich

Im Jahre 1914 erschien das Büchlein »Judentum und Christentum« in der Reihe »Volksschriften über die jüdische Religion«, in dem Rabbiner Dienemann sich mit dem Unterschied zwischen den beiden Religionen, insbesondere im Hinblick auf das Menschenbild, beschäftigt.

Dies tat er mit einer gekonnten Mischung aus Apologetik und Differenziertheit. Apologetisch deshalb, weil sich Rabbiner Dienemann in erster Linie an Jüdinnen und Juden wandte, die sich mit der Religion der Mehrheitsgesellschaft auseinandersetzten.

Aber nicht nur jüdische Leser hatte Rabbiner Dienemann im Blick. Er beschreibt die wesentlichen Merkmale des Judentums so, dass auch nichtjüdische Leser einen fundierten Eindruck erhalten. Im Verlauf der Lektüre gewinnen jüdische und christliche Leser die Erkenntnis, dass beide Religionen sich über verschiedene Grundanschauungen begegnen, die man nicht verwischen oder kleinreden sollte. Somit ist Dienemanns Thema noch heute aktuell. Der christlich-jüdische Dialog ist ja 2014 auf einer anderen Ebene und intensiver als 1914.

Es sollte zumindest auf der jetzigen Ebene möglich sein, sich auf die Punkte zu verständigen, in denen keine Einigkeit herrscht und auch nicht hergestellt werden kann. Für einen Dialog auf Augenhöhe kann es nicht schaden, sich diese Punkte zu vergegenwärtigen.

Diese Funktion kann das Buch von Rabbiner Dienemann erfüllen. Es wundert eigentlich, dass es bisher keine breite Aufmerksamkeit erhalten hat, immerhin sind doch sehr viele Menschen auf dem Feld des christlich-jüdischen Dialogs unterwegs. Deshalb wurde nach dem ersten Druck 1914 das Buch 2009  über das jüdische Internetportal talmud.de wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und die Öffentlichkeit hat das Angebot im Netz auch angenommen. Tausende Klicks auf den Text und zahlreiche Anfragen nach gedruckten Exemplaren bestätigten die Vermutung, dass der Text nichts an seiner Tiefe verloren hat. Dazu muss man sich zunächst  auf die präzise Sprache von Rabbiner Dienemann einlassen, denn dann hat der Text den Leser schnell für sich eingenommen und fordert vielleicht an der einen oder anderen Stelle Widerspruch. Und wenn ein Text den Leser anspricht und ihn fordert, dann hat er seinen Zweck hervorragend erfüllt.

Heute kann man kostengünstig für Leser und Herausgeber auch Kleinstauflagen realisieren. Eine aufwändige Vorfinanzierung war einer der Hauptgründe gegen einen Druck und diese konnte nun minimiert werden und der Text in einem kleinen Bändchen wieder veröffentlicht werden. Genau 100 Jahre nach seinem Ersterscheinen.

Rabbiner Dr. Max Dienemann kam am 27. September 1875 in Krotoschin, in der Provinz Posen, zur Welt, studierte in Breslau, promovierte 1898 und gehörte bereits vor seiner Berufung zum Gemeinderabbiner in Offenbach zu den Vertretern eines traditionsorientierten liberalen Judentums, insbesondere vor dem Hintergrund der Assimilation.

1919 wurde er als Rabbiner nach Offenbach berufen. 1933 wurde er ins KZ Osthofen verschleppt, im November 1938 nach Buchenwald. Aus Buchenwald kam er frei, musste jedoch das Land verlassen und so reiste er über London nach Palästina aus. Im März 1939 erreichte Rabbiner Dienemann Tel Aviv und verstarb dort schon am 10. April.

Max Dienemanns Buch ist über den Buchhandel und die bekannten Online-Buchhändler erhältlich. Die Druckausgabe enthält einleitend das Kapitel »Parallelen«. Dieses listet ähnliche Textstellen im Tanach (der hebräischen Bibel) und dem Neuen Testament auf. Auch diese Textarbeit ist historisch.

»Rabbiner Dr. Max Dienemann: Judentum und Christentum.«

Herausgegeben von Chajm Guski

Seitenzahl: 76 // Euro 5,90

ISBN-13: 9783735718730

ISBN-10: 3735718736

Editorische Anmerkungen

Chajm Guski schreibt als Blogger über das jüdische Leben in Deutschland und auf der gesamten Welt: Chajms Sicht. Als Autor erklärt er aber auch für verschiedene Printmedien immer wieder »jüdisches«.

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