Juden, Christen, Muslime – Die Kunst des Zusammenlebens

Das Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen hatte im Laufe der Jahrhunderte viele Facetten. Darüber berichtet die Zeitschrift «Welt und Umwelt der Bibel» in ihrer neuesten Ausgabe (4/2017) und setzt damit Impulse für interreligiöse Begegnungen heute.

Die Frage, ob die drei Religionen so geworden wären, wenn es die beiden jeweils anderen nicht gäbe, behandelt der Tübinger Religionswissenschaftler Stefan Schreiner in einem Interview. Er stellt einen Kulturtransfer in unterschiedliche Richtungen fest. Heutzutage werde eine christlich-jüdische Tradition des Abendlands postuliert, die es nie gegeben habe, sondern die erst nach dem 2. Weltkrieg aus dem Erschrecken der Schoa entstanden sei. Für die christliche Selbstwahrnehmung habe man Jahrhunderte lang das negative Gegenüber, das «Feindbild Juden» gebraucht. Eine gemeinsame «christlich-jüdische Tradition» sei da nicht erkennbar. Das jüdisch-islamische Verhältnis war hingegen enger. Über viele Jahrhunderte lagen wichtige Zentren des Judentums in der islamischen Welt.

Im Mittelmeerraum leben die Angehörigen der drei grossen monotheistischen Religionen seit rund 1400 Jahren zusammen. Je nach Region und Epoche ist der Charakter der Begegnung, die dort stattfindet, unterschiedlich: Es gibt Zeiten von Konflikten und Abgrenzung und ebenso Zeiten von Koexistenz und Kulturaustausch. Auf diese Epochen des Miteinanders und der kreativen und fruchtbaren Symbiosen geht das Themenheft in Beiträgen von zehn renommierten Wissenschaftlern ein. Gleichzeitig schärft es das Bewusstsein für die Vielgestaltigkeit von Judentum, Christentum und Islam: Die Religionen wie auch ihre heiligen Schriften und die Kulturen, die ihre Anhängerinnen und Anhänger hervorbringen, sind plural und vielfältig – und untrennbar miteinander verbunden. Diese Pluralität und Diversität sind Reichtum und Herausforderung bis heute. WUB 4/2017 untersucht zudem die heiligen Schriften von Juden, Christen und Muslimen auf ihre Aussagen zu Andersgläubigen und stellt gemeinsame Heiligtümer der Religionen im Mittelmeerraum vor.

Inhalt:

Zur Einführung: Interview                                            

„Man kann fragen, ob die drei Religionen so geworden wären, wenn es die beiden jeweils anderen nicht gäbe“

Ein Gespräch mit dem Tübinger Religionswissenschaftler Stefan Schreiner


Anja Middelbeck-Varwick / Rainer Kampling                 

Anders – aber gläubig

Blicke auf die Andersgläubigen in den heiligen Schriften von Judentum, Christentum und Islam


Mathieu Tillier

Kein Grund, Feinde zu werden

Juden und Christen unter den Umaijaden


Andreas Müller 

Vom Gewinn, gemeinsam zu studieren

Syrische Christen unter abbasidischer Herrschaft


Annette  Böckler                              

Die Akademien von Sura und Pumbedita

Blühende jüdische Gelehrsamkeit unter

islamischer Herrschaft


John Tolan

Priester, Muftis und Rabbiner

Das mittelalterliche Spanien


Arie Schippers

Leidenschaft auf Hebräisch

Das goldene Zeitalter der jüdischen Poesie in Spanien


Thomas M. Schimmel

Franziskus und der Sultan

Kreuzzüge: Gespräch am Rande des Schlachtfelds


Michel Balard

Ein Augenblick der Vielfalt

Sizilien unter den Normannen


Jakob Eisler

Miteinander statt gegeneinander

Jerusalem im 19. Jahrhundert


Dionigi Albera

Spirituelle Kraft über religiöse Grenzen hinweg

Gemeinsame Heiligtümer im Mittelmeerraum


«Welt und Umwelt der Bibel» ist hier erhältlich:

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