Vatikanische Dokumente zum katholisch-jüdischen Verhältnis erstmals auf Hebräisch

In Israel ist kürzlich ein Buch erschienen, in dem die 25 wichtigsten Kirchendokumente, die sich mit dem Verhältnis von Kirche und Israel sowie Judentum und Christentum befassen, erstmals in einer hebräischen Übersetzung versammelt sind. Der Titel des Bandes lautet: "In unserer Zeit: Dokumente und Artikel zu katholischer Kirche und jüdischem Volk in Folge des Holocaust".

Kernstück des von der israelischen Historikerin Dina Porat herausgegebenen Buches ist das Dokument "Nostra aetate" von 1965, ergänzt durch nachfolgende zentrale Erklärungen des Vatikans sowie Papst-Ansprachen bis in die jüngste Zeit hinein. Vor wenigen Tagen wurde das Buch der Öffentlichkeit vorgestellt - in Anwesenheit von Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, dem Leiter des Lateinischen Patriarchats Erzbischof Pierbattista Pizzaballa und vieler weiterer jüdischer und christlicher Persönlichkeiten.

Präsident Rivlin erinnerte in seiner Ansprache an die Begegnung von Theodor Herzl mit Papst Pius X. im Jahre 1904: "Die Juden haben unseren Herrn nicht anerkannt, und daher können wir das jüdische Volk nicht anerkennen", zitierte Rivlin den damaligen Papst und betonte, dass solche Aussagen heute nicht mehr vorstellbar seien. Die beiden Glaubensgemeinschaften seien Geschwister.

Der Leiter des Lateinischen Patriarchats Pizzaballa unterstrich diesen positiven Wandel zwischen Christen und Juden. Das könne er bezeugen, da er seit 27 Jahren in Israel lebe. In den letzten Jahrzehnten habe es nach langen Jahrhunderten voller schmerzhafter Probleme einen tiefgreifenden Wandel gegeben, der für die Kirchen "unwiderruflich" sei, so der Erzbischof.

Auch Rabbiner David Rosen, einer der prägenden Akteure im jüdisch-christlichen Dialog, verwies auf die Gesten der Päpste gegenüber den Juden und ihre öffentliche Wirkung. So beispielsweise 1986 der Besuch von Papst Johannes Paul II. in der römischen Synagoge, sein Besuch der Klagemauer oder aber seine Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Jahr 2000. Dies hätte in Israel mehr Menschen beeindruckt als viele kluge Bücher. Katholiken und Juden seien heute Partner. Die Juden hätten unter den Katholiken mehr Freunde, als ihnen bewusst sei, so Rosen.