Vatikan-Bibelkommission: Neues Testament nicht antijüdisch

Die vatikanische Bibelkommission hat eine Studie vorgelegt, der zufolge es "in keinem Text des Neuen Testaments einen tatsächlichen Antijudaismus" gibt.

Vatikan-Bibelkommission: Neues Testament nicht antijüdisch

Vatikanstadt - Die vatikanische Bibelkommission hat eine Studie vorgelegt, der zufolge es "in keinem Text des Neuen Testaments einen tatsächlichen Antijudaismus" gibt. Das im Vatikanverlag veröffentlichte 207 Seiten umfassende Dokument trägt den Titel: "Il popolo ebraico e le sue Sacre Scritture nella Bibbia cristiana" (Das jüdische Volk und seine Heiligen Schriften in der christlichen Bibel). Die Kommission betont darin eine starke Kontinuität zwischen Altem und Neuem Testament und regt an, dass der Dialog zwischen Juden und Christen auf der Grundlage des gemeinsamen Erbes verstärkt werden solle. Dort, wo es im Neuen Testament Polemik gegen Juden gebe, handle es sich um eine Form der Kritik, wie es sie auch in den Büchern des Alten Testaments gebe. Solche Textstellen als Begründung für eine anti-jüdische Einstellung zu benutzen, widerspreche der Lehre des Neuen Testaments.

Kardinal Josef Ratzinger betont in seiner Einleitung, dass die Beziehungen zwischen Juden und Christen nach dem Drama der Schoa in einem neuen Licht erschienen. Es müsse die Frage geprüft werden, ob die Christen noch für sich in Anspruch nehmen könnten, die "legitimen Erben der Bibel Israels" zu sein.

In ihren Empfehlungen für die Seelsorge macht die Kommission deutlich, wenn es in der Vergangenheit mitunter einen scheinbar fast vollständigen Bruch zwischen dem jüdischen Volk und der Kirche gegeben habe, dass dies im Widerspruch zur Heiligen Schrift stehe. Es müsse jedoch eingeräumt werden, dass manche Stellen des Neuen Testaments tatsächlich als Vorwand für einen Antijudaismus verwendet worden seien. Für die Zukunft wird empfohlen, "einseitige Interpretationen" des Neuen wie des Alten Testaments zu vermeiden. Die Juden blieben das von Gott geliebte Volk. Wer mit Gott verbunden sein wolle, sei daher gleichfalls gehalten, die Juden zu lieben, heißt es in dem Text.

Editorische Anmerkungen

kathpress 13.12.2001 mit freundlicher Genehmigung