Theologe der Aussöhnung

Friedrich Magirius ist am 13. Oktober 2025 im Alter von 95 Jahren verstorben. Der Theologe wurde am 26. Juni 1930 in Dresden geboren und begann nach dem Studium in Berlin und Greifswald seine Laufbahn in der evangelisch-lutherischen Kirche der DDR. Er war unter anderem als Pfarrer in Einsiedel, an der Dresdener Kreuzkirche und der Leipziger Nikolaikirche tätig.

Von 1985 bis 2005 war Magirius Vorsitzender der Jüdisch-Christlichen Arbeitsgemeinschaft, Leipzig. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens hatte ihm dieses Werk übertragen, das er in enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Vorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, Aron Adlerstein, aufnahm. Auf dessen Anregung führte Friedrich Magirius den jetzigen Namen der Arbeitsgemeinschaft ein. 
 
Eindrücke des Zweiten Weltkrieges, besonders das brennende Dresden, hatten sein Leben dazu bestimmt, sich der Versöhnung zu widmen: In der Leitung der Aktion Sühnezeichen war er besonders um Verbindung zu unseren polnischen Nachbarn bemüht. Vielfältige Kontakte zu jüdischen Gesprächspartnern gehörten damals schon dazu. Mit der Jüdisch-Christlichen Arbeitsgemeinschaft wurde das zu einem neuen Schwerpunkt. In den Jahren starker Umbrüche unterstützte er die jüdische Gemeinde intensiv. Bis zuletzt nahm er lebhaft Anteil an dieser Arbeit. Noch am 1. September diesen Jahres schloss er das Friedensgebet am 1. September diesen Jahres gemeinsam mit dem Polnischen Institut und der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste in der Nikolaikirche mit dem Segen für die Gemeinde.
 
Großes Ansehen erwarb Magirius sich in Polen als Leiter der Aktion Sühnezeichen in der DDR von 1974 bis 1982. Die Organisation setzt sich bis heute mit Freiwilligendiensten in den ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern für die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Dafür wurde er 2005 mit der Ehrenbürgerwürde der polnischen Stadt Kraków (Krakau) ausgezeichnet, die zugleich Partnerstadt von Leipzig ist. Bis zu seinem Tod wirkte er in mehreren Ehrenämtern für die Verständigung mit Polen und Tschechien sowie den christlich-jüdischen Dialog.
 
Von 1982 bis zur Pensionierung 1995 war Magirius Superintendent für den Kirchenbezirk Leipzig-Ost und gestaltete gemeinsam mit Nikolai-Pfarrer Christian Führer die Friedensgebete. Seine Position zwischen den Bürgerrechtlern und der DDR-Führung blieb dabei nicht unumstritten. Er selbst sah sich als Vermittler zwischen den Fronten. 
 
Im Verlauf der Friedlichen Revolution moderierte er vom 17. Januar bis 23. Mai 1990 den Runden Tisch in Leipzig. Im selben Jahr übernahm er das übergangsweise eingerichtete Amt des Stadtpräsidenten und half bis 1994 entscheidend mit, die Stadtverwaltung nach den neuen Gegebenheiten zu strukturieren. Von der Partei Bündnis90/Die Grünen wurde er 1994 als Kandidat zur Leipziger Oberbürgermeisterwahl aufgestellt.
 Auszeichnungen
 
Für seine Leistungen erhielt Friedrich Magirius mehrere hochkarätige Auszeichnungen, darunter 1990 die Goldene Kamera stellvertretend für das Volk der DDR und den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis. Seit 1995 war er Offizier der Ehrenlegion Frankreichs. Als Mitbegründer des Stadtschülerrats Leipzig war er dessen Ehrenmitglied. 2005 verlieh ihm die Stadt Leipzig die Ehrenmedaille – ihre zweithöchste Auszeichnung. 2022 folgte die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig. Zuvor hatte Friedrich Magirius seinen schriftlichen Nachlass an das Stadtarchiv Leipzig übergeben.
 
Friedrich Magirius hinterlässt seine Frau, drei Kinder, acht Enkel und vier Urenkel.

Editorische Anmerkungen

Quellen: Jüdisch-Christliche Arbeitsgemeinschaft (Leipzig), Stadt Leipzig.