Religionsführer in Israel beteten gemeinsam um Rettung vor der Pandemie

Mit einem einzigartigen Schritt haben sich Religionsführer in Israel Ende April gegen das Coronavirus gewandt. "Hunderttausende sind gestorben, Millionen sind erkrankt. Rette, flehen wir Dich an, oh Herr", beteten jüdische, christliche, muslimische und drusische Vertreter in Jerusalem gemeinsam. Das für diesen Anlass eigens erstellte Gebet wurde aufgrund der strikten Einschränkungen im Kampf gegen Covid-19 im Internet übertragen.

Die Religionsvertreter baten darum, Gott möge die Kranken heilen und die Plage von seiner Welt abwenden. Darüber hinaus wurde aus Psalm 121 rezitiert, mit dem sich Jerusalempilger unter den Schutz Gottes stellten und um seinen Segen baten. In Israel wird der Psalm auch am Gedenktag für gefallene israelische Soldaten und Terroropfer (Jom HaZikaron) gebetet, der wenige Tages später begangen wurde.

Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) betonte Patriarchatsleiter Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, das Corona-Virus kenne keine Grenzen zwischen Religionen, Rassen oder politischen Parteien. "Wir sind vereint in der Krankheit, und das hat eine Menge Grenzen und Vorurteile zwischen uns zerstört." Er hoffe sehr, diese Einheit könne auch nach dem Ende der Corona-Krise fortgesetzt werden.

Der im christlich-jüdsichen und interreligiösen Dialog hoch angesehene britische Rabbiner David Rosen, der als Moderator des Treffens wirkte, stufte das gemeinsame Gebet als historisch ein. "Die religiösen Führer dieses Landes sind erstmals überhaupt zusammengekommen, um gemeinsam ein Gebet zu sprechen um göttliche Gnade und Mitgefühl im Moment, in dem wir durch eine Pandemie herausgefordert sind", so Rosen. Das Zusammenkunft der verschiedenen Religionsvertreter sei "wundervoll und traurig" zugleich. Sogar jene, die "üblicherweise nicht so offen gegenüber dem interreligiösen Dialog sind", seien zum gemeinsamen Gebet zusammengekommen, wenn es auch "eine Tragödie, Schmerz und Leiden sind, die uns trotz theologischer Spannungen zusammengebracht haben".

Das interreligiöse Gebet, das im Internet live übertragen wurde, ging auf eine Initiative verschiedener Institutionen und Organisationen zurück, u.a. auf das israelische Oberrabbinat sowie den Weltrat der religiösen Führer. Außer den sephardischen und aschkenasischen Oberrabbinern Jitzchak Josef und David Lau nahmen der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. sowie der Leiter des katholischen Patriarchats Erzbischof Pizzaballa ebenso wie ranghohe muslimische und drusische Vertreter teil.