Kritische Anfragen zum Weltgebetstag der Frauen

Der Deutsche KoordinierungsRat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit DKR und die Konferenz landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden üben in einer Aussendung Kritik am heurigen Gottesdienstvorschlag des Weltgebetstags der Frauen.

Kritische Anfragen zum Weltgebetstag der Frauen

Göttingen/ Eisenach - Der Deutsche KoordinierungsRat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit DKR und die Konferenz landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden üben in einer Aussendung Kritik am heurigen Gottesdienstvorschlag des Weltgebetstags der Frauen. Die gemeinsame Stellungnahme warnt vor einem unkritischen Umgang mit diesem Feiertext. Der Weltgebetstag der Frauen ist eine ökumenische christliche Initiative und wird alljährlich zu Beginn der Fastenzeit abgehalten.

Für das Jahr 2003 haben Frauen aus dem Libanon die Gottesdienstordnung für diesen Anlass entworfen und darin ihre Situation als Christinnen in einem seit Jahrzehnten von Gewalt und Krieg, Leid und Unrecht bestimmten Land zur Sprache gebracht. Auch wenn dies meditierend und betend auf eindrückliche Weise geschehe, so finden sich aber an durchaus zentralen Stellen Ausführungen, die offenkundig einseitig antiisraelisch geprägt sind und dazu führen, aktuell sich wieder breit machende antijüdische und antisemitische Strömungen zu fördern. Unter dem Stichwort "informiertes Beten? verbreite der Text der Liturgie offensichtliche Desinformation und zwar ausgerechnet im Rahmen der emotional besonders besetzten Selbstzeugnisse.

Nicht minder bedenklich stuft die Stellungnahme des DKR Aussagen in der Sprache des Gebets ein, die sich beim genauen Zusehen als politisch ebenso relevant wie brisant erweisen: "Welchen Reim soll man sich darauf machen, dass in einem der Gebete, von Jesus gesprochen wird, der mit seinen Jüngern und Jüngerinnen ‘durch unser Land gegangen? ist, und in diesem Zusammenhang dann nicht nur die libanesischen Städte Sidon und Tyrus genannt werden, sondern auch Kana, das bekanntlich in Galiläa liegt. Ist das nur ein Stück überschwänglicher Frömmigkeitssprache oder kommen hier unter der Hand politische Aspirationen zum Ausdruck?

Die Stellungnahme kritisiert, dass in den einleitenden Kurzinformationen des Arbeitshefts zum Weltgebetstag eine Position eingenommen werde, "die darauf hinausläuft, das Existenzrecht des 1948 gegründeten Staates Israel in Frage zu stellen?

Christliche Theologie und Frömmigkeit, die diesen Namen verdient, dürfe und könne nicht Israel-vergessen sein, und das gilt auch im Blick auf den Staat Israel als Heimstätte des jüdischen Volkes. Die Liturgie des Weltgebetstags sei weit entfernt von dem, was in unseren Kirchen in den letzten 40 Jahren als Ergebnis des christlich-jüdischen Dialogs kritisch bedacht und theologisch gesagt worden sei: Das betreffe vor allem das in der Liturgie für alle am Gottesdienst Teilnehmenden vorgesehene Gebet zu Jesus als dem Herrn: "Wir danken dir, denn du bist unser Gott, und wir kennen keinen anderen Gott als dich.? Eine solche Formulierung ist biblisch und theologisch unhaltbar. Hier schlägt Israel-Vergessenheit durch: Ein der Bibel gemäßes christliches Reden von Gott stellt die bleibende Gottesbeziehung Israels und des jüdischen Volkes nicht in Frage, sondern schließt sie ein. 

Editorische Anmerkungen

DKR, 14.02.03