Kraft der Religionen für Frieden nutzen

Das Auswärtige Amt will stärker mit den Religionsgemeinschaften zusammenarbeiten. Auftakt war heute (22.05.2017) eine Konferenz in Berlin.

Außenminister Gabriel hat am Montag (22.05.) religiöse Oberhäupter aus der ganzen Welt ins Auswärtige Amt geladen. Mehr als hundert Repräsentanten unterschiedlichster Religionsgemeinschaften aus 53 Ländern haben sich in Berlin zu der Dialogveranstaltung eingefunden. Zum Auftakt rief Gabriel die Religionen dazu auf, ihrer Verantwortung für eine friedliche Welt gerecht zu werden. „Ich habe Vertrauen in das große Friedenspotential aller Religionen“, sagte Gabriel.

Die Konferenz mit dem Titel „Friedensverantwortung der Religionen“ ist der Startschuss für eine neue Initiative. Interreligiöser Dialog soll zum festen Bestandteil einer neuen Außenpolitik der Gesellschaften werden. Der Ausgangspunkt der Initiative:  nahezu alle Religionen betonen die fundamentale Bedeutung des Friedens. Trotzdem stehen Glaubensfragen immer wieder im Zentrum von Konflikten – auch wenn deren eigentliche Ursachen meist im politischen oder wirtschaftlichen Bereich auszumachen sind.

Konkreter Beitrag für Frieden und Stabilität

 Mit der Initiative „Friedensverantwortung der Religionen“ wolle man durchaus eine „Zumutung“ an die Religionen richten, so Gabriel. Denn bei dem Dialog soll es nicht um religiöse Fachfragen oder Religionsfreiheit gehen, sondern um den konkreten Beitrag, den die verschiedenen Religionsgemeinschaften in ihren Regionen für Frieden und Stabilität leisten können. Dabei steht im Vordergrund, dass die Religionen nicht übereinander, sondern miteinander reden. Die religiösen Oberhäupter diskutieren darum auf der Konferenz gemeinsam in Arbeitsgruppen, wie sich ihre Gemeinschaften für Konfliktprävention, Mediation und Versöhnungsarbeit einsetzen können.

Für das Auswärtige Amt geht es auch darum, seine außenpolitischen Werkzeuge weiterzuentwickeln. „Religion, Glaube - das sind nicht nur Fragen nach der persönlichen Identität, sondern sie definieren auch die Realitäten innerhalb einer Gesellschaft“, betont Gabriel. Ohne die Perspektive der Kirchen und Glaubensgemeinschaften könnten die zahlreichen regionalen Konflikte der Welt von heute kaum noch verstanden oder gar gelöst werden, so Gabriel weiter. Über die Konferenz hinaus strebt das Auswärtige Amt darum an, ein Netzwerk für interreligiösen Dialog aufzubauen, das als Frühwarnsystem und  Ausgangsbasis für Gespräche  vor Ort dienen kann.

Strategische Neuausrichtung

Schon heute unterstützt das Auswärtige Amt interreligiöse Friedensprojekte, wie beispielsweise die katholische Laienbewegung Sant'Egidio bei ihren Projekten in Mosambik oder die muslimischen Dar al Fatwa beim innersunnitischen Dialog im Libanon. Diese Öffnung der Außenpolitik für mehr Impulse aus der Zivilgesellschaft ist auch Teil der strategischen Neuausrichtung der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik: weg von einer Außenpolitik zwischen Staaten und hin zu einer Außenpolitik der Gesellschaften. In einer Welt voller pseudoreligiös aufgeladener Konflikte ist sie wichtiger denn je.

 

Aus Anlass des Anschlags in Manchester am 22.05.2017 verabschiedeten die Teilnehemer ein gemeinsames Statement:


    „Wir sind zutiefst betroffen über den Anschlag am gestrigen Abend in Manchester, ebenso wie über die vielen anderen Anschläge, die sich überall auf der Welt ereignen. Unsere Gedanken und Gebete gelten allen Betroffenen. Wir wollen weiter gemeinsam daran arbeiten, die Wunden der Vergangenheit zu heilen, zu lernen, mit Unterschieden zu leben, und eine Kultur des Friedens aufzubauen. Nichts wird uns von dem gemeinsamen Ziel abbringen, uns für Frieden und Aussöhnung einzusetzen.“

 


siehe auch:

Sigmar Gabriel: "Ich habe Vertrauen in das Friedenspotenzial der Religionen."

Editorische Anmerkungen

Quelle: Auswärtiges Amt.