"Kirche kann und muss vom Judentum lernen"

"Gott wirkt weiterhin im Volk des Alten Bundes. Schon allein deshalb sind Israel und Kirche untrennbar miteinander verbunden. Wir können und müssen vom Judentum lernen", bilanzierte Dr. Gregor Hoff, Professor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der Paris-Lodron-Universität Salzburg, beim Symposion zum 50. Jahrestag der Konzilserklärung "Nostra Aetate" in Würzburg.

Unter der Überschrift "Eine bleibende Verpflichtung" hatte der Gesprächskreis "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) für den 25. und 26. Oktober in die Residenzstadt geladen, um das Jubiläum eines der am intensivsten rezipierten Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu begehen.

Die rund 100 Teilnehmer, unter denen auch viele junge Studentinnen und Studenten waren, beteiligten sich sehr intensiv an der offenen Fragerunde in der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, dem ein geschichtlicher Rückblick von Dr. Dorothee Recker und der Beitrag von Professor Dr. Hoff vorangegangen waren. „In der Erklärung "Nostra Aetate" äußerte sich die katholische Kirche erstmals in ihrer Geschichte positiv zu anderen Religionen“ unterstrich Recker und dokumentierte den Beratungsverlauf als "ausgesprochen schwierig, aber erfolgreich". Die erarbeitete "Forderung nach gegenseitiger Kenntnis und Achtung, die Verurteilung jeglicher Form des Antisemitismus" habe auch in der Gegenwart "Bedeutung und Gewicht".

Auch Hoff, der seit März 2014 Berater von Papst Franziskus zum Judentum ist, lobte das Konzilsdokument als "wegweisend". Die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum hätten sich seitdem in vieler Hinsicht intensiviert und durchschlagend verbessert. Zugleich mahnte er notwendige Erweiterungen an: "Ein Bekenntnis der kirchlichen Schuld am Judentum sollte in die Liturgie eingebaut werden."

Im "Museum Shalom Europa" und dem Jüdischen Gemeindezentrum Würzburgs wurden die Eindrücke des Tages bei einem geselligen Empfang mit Impulsvorträgen und Diskussionen weiter vertieft.

Die Beiträge des zweiten Veranstaltungstages nahmen starken Bezug auf den Dialog der Religionen: Dr. Andreas Renz, Mitglied des Gesprächskreises "Christen und Muslime" beim ZdK, Fachreferent für interreligiösen Dialog im Erzbistum München und Freising und Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hob die Aktualität der Konzilserklärung "Nostra Aetate" hervor: "Die Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen ist heute genauso bedeutsam wie bei ihrer Unterzeichnung vor 50 Jahren. Die christliche Theologie des Judentums muss Grundlage einer allgemeinen christlichen Theologie der Religionen sein. Das bedeutet, dass der christlich-jüdische Dialog Grundlage des Dialogs mit allen anderen Religionen sein muss, auch des christlich-islamischen Dialogs."

Zu diesem Fazit kam auch Dagmar Mensink, Mitglied des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim ZdK und Referentin für Kirchen und Religionsgemeinschaften beim Parteivorstand der SPD: "Indem das jüdisch-christliche Gespräch im praktischen Vollzug jede allzu selbstgewisse Theologie in ihre Schranken verweist, erhebt es zugleich entschiedenen Einspruch gegen alle fundamentalistischen Überhöhungen eines einzigen Glaubens. Und es fordert dazu auf, Pluralität zu denken, ohne das eigene Bekenntnis zu verwässern."

Editorische Anmerkungen

Quelle: Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).