Katholisch-jüdische Dialogkonferenz in Paris, 28. und 29. Januar 2002

Am 28. und 29. Januar fand in Paris auf Einladung des European Jewish Congress eine hochrangig besetzte katholisch-jüdische Dialogkonferenz statt. Dabei würdigte der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Henri Hajdenberg, Johannes Paul II. als "Papst der Versöhnung".

Katholisch-jüdische Dialogkonferenz in Paris, 28. und 29. Januar 2002

Paris - Am 28. und 29. Januar fand in Paris auf Einladung des European Jewish Congress eine hochrangig besetzte katholisch-jüdische Dialogkonferenz statt. Dabei würdigte der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Henri Hajdenberg, Johannes Paul II. als "Papst der Versöhnung". Juden und Katholiken könnten inzwischen gelassen über ihre Unterschiede sprechen, ohne dass es zu gegenseitigen Verurteilungen oder dem Risiko eines Bruchs komme, sagte Hajdenberg.

Bei der Auftaktveranstaltung im Pariser Rathaus waren rund 900 Gäste anwesend. An dem hochrangig besetzten Treffen nahmen unter anderem der Vatikan-Verantwortliche für die Beziehungen zum Judentum, Kardinal Walter Kasper, sowie die Kardinäle Jean-Marie Lustiger (Paris) und Christoph Schönborn (Wien) teil. Von jüdischer Seite waren unter anderen der frühere Pariser Oberrabbiner Rene Samuel Sirat und der Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, unter den Teilnehmern.

Bei dem Treffen ging es vor allem um aktuelle Entwicklungen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sowie während des Pontifikats von Johannes Paul II. seit 1978.

Kardinal Kasper überbrachte eine persönliche Botschaft von Papst Johannes Paul II: Juden und Christen unterhielten spezielle Beziehungen miteinander. Der Papst erinnerte daran, dass seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil erhebliche Fortschritte in dem Verhältnis der beiden Religionen erzielt worden seien. Das Konzilsdokument "Nostra aetate" sei ein Ausgangspunkt und ein Kompass für die künftigen Beziehungen. Nach den leidvollen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts sei es angebracht, diesen Beziehungen neuen Schwung zu geben, damit das religiöse Erbe Europas weiterhin Teil der Seele des Kontinents sein könne. Die Religionen seien aufgefordert, den jungen Generationen ihre gemeinsamen Reichtümer und Werte weiterzugeben, damit nie wieder Kriege im Namen einer Ideologie geführt werden könnten, die eine Religion verachte.

Kardinal Lustiger rief bei der Begegnung dazu auf, nicht nur Streitfragen zwischen Juden und Katholiken anzugehen, sondern auch theologische Fragen gemeinsam zu diskutieren. Dazu gehörten Themen wie die Sünde, das Leiden oder das Böse.

Sirat appellierte an die jüdische Gemeinschaft, die "historische Chance" eines solchen Dialogs nicht verstreichen zu lassen. Die Zeit des "intellektuellen und spirituellen Gettos, in das uns einige einschließen wollen", sei vorbei, so Sirat. Der Vizepräsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Michel Friedman, warnte vor Antisemitismus in Europa. Katholiken und Juden sollten gemeinsam dagegen vorgehen.

Gemeinsame Schlusserklärung

In der gemeinsamen Schlusserklärung der Konferenz wird die Bedeutung eines weiteren Nachdenkens über die Shoah betont. Das Wissen um die Vorgänge des 20. Jahrhunderts müsse an die junge Generation weitergegeben werden; religiöser wie säkularer Antisemitismus seien zu bekämpfen.

Ausdrücklich würdigten die Vertreter des Judentums die Verdienste Papst Johannes Paul II., der den Beziehungen zwischen Juden und Katholiken "eine neue Tiefe und eine neue Tonalität" gegeben habe. Die katholische Seite betonte ihre brüderliche Verbundenheit mit den jüdischen Gemeinschaften; diese Verbundenheit sei nicht nur politischer Art, sondern auch "zutiefst spirituell" verwurzelt. Das jüdische und das christliche Gedächtnis seien "konstitutive Bestandteile des europäischen Gedächtnisses", heißt es in der Erklärung weiter. Die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über das Verhältnis von Juden und Katholiken müssten "in den Herzen, im Bewusstsein und durch Taten" lebendig gehalten werden.

Würdigung der Verdienste von Rabbiner Sirat

Bei diesem Anlass in Paris wurde von Seiten der katholischen Kirche in Frankreich auch der emeritierte Oberrabbiner von Paris, Rene Samuel Sirat, gewürdigt. Sirat gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten des christlich-jüdischen Dialogs nicht nur in seiner Heimat. Zuletzt nahm er am Interreligiösen Friedensgebet mit