Kardinal Kasper: Nostra Aetate - Schmerzhafte Wende

In der katholischen Kirche gibt es nach Worten des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper keinerlei Platz für Antisemitismus.

Kardinal Kasper: Nostra Aetate - Schmerzhafte Wende

Vatikan - In der katholischen Kirche gibt es nach Worten des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper keinerlei Platz für Antisemitismus. Mit der vor 37 Jahren verabschiedeten Konzilserklärung "Nostra aetate" habe die Kirche klargestellt, dass eine Missachtung des Judentums "in keiner Form und aus keinem Grund" gerechtfertigt ist, sagte der Kardinal bei einer katholisch-jüdischen Dialogkonferenz in Rom. Antisemitismus sei eine schwere Sünde, die bedauerlicherweise die Haltung der katholischen Kirche lange Zeit bestimmt habe. Es komme jetzt darauf an, an die Wurzeln solcher Einstellungen zu gehen und die "Erinnerung zu reinigen", wichtig sei aber auch eine "Reinigung der Zukunft", so Kasper. "Nostra aetate" und die Absage an den theologisch absurden Vorwurf des "Gottesmordes" sei eine "schmerzhafte Wende" gewesen, denn sie habe viele Defizite im katholischen Denken deutlich gemacht. "Man kann von seinen Brüdern getrennt leben - aber nicht für immer. Man kann Fehler begehen und in einer tragischen Situation schweigen - aber nicht für immer schweigen.

"Rabbiner Adin Steinsaltz bezeichnete die Konzilserklärung als Hoffnung für den Dialog, die jedoch nicht automatisch die enormen Hindernisse in den Beziehungen zwischen Juden und Christen abbaue. Denn Vorurteile zu beseitigen sei immer äußerst schwierig. Das merkwürdige Verhältnis zwischen Kirche und Judentum ergebe sich vielleicht auch daraus, dass sie sich als "Erbe" von jemandem fühle und bezeichne, der nicht tot ist. Rabbi Adin Steinsaltz, Gründer des israelischen Instituts für Talmudische Schriften, erinnerte daran, dass Jesus Christus, seine Zeit, Lehrer und Kontext nicht ohne seinen jüdischen Hintergrund verstanden werden können. Bezüglich der interreligiösen Beziehungen sagte er: "Eine monotheistische Religion kann nicht tolerant sein: Wenn man glaubt, es gebe eine Wahrheit, wie kann man dann sagen, es gäbe eine weitere?" Allerdings beinhalte Wahrheit auch die Bereitschaft zum Dialog und den Willen, den anderen zu verstehen.

Editorische Anmerkungen

kathpress/Israelische Botschaft, 29.10.02/04.11.02