Interview von Radio Vatikan mit der katholischen Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit

Zum Gedenktag des 27. Januar

Interview von Radio Vatikan mit der katholischen Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit

27.1.2003 -- Interview von (DKR), Dr. Eva Schulz-Jander, am gestrigen Gedenktag des 27. Januar:

Moderatorin: In Deutschland leben rund 100.000 Juden. Heute wird in der Bundesrepublik, aber auch in Österreich, Italien und Großbritannien der Holocaust-Gedenktag begangen. Es soll die Erinnerung an den Holocaust und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft wachgehalten werden. Eva Schulz-Jander, katholische Präsidentin [des deutschen Koordinierungsrates] der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR) war auf einer Gedenkveranstaltung in Kassel mit dabei.

Eva Schulz-Jander: "Diese Veranstaltung war sehr beeindruckend. Der Oberbürgermeister hat eine Ansprache gehalten vor dem ehemaligen Polizeipräsidium, das auch das ehemalige Gestapo-Hauptquartier war und sprach über das Vergehen der Polizei in der damaligen Zeit. Die lokale Politik war sehr hochrangig vertreten, aber die Kirchen fehlten".

Moderatorin: Dabei wäre gerade an der Basis der Dialog sehr wichtig, meint Schulz-Jander.

Eva Schulz-Jander: "Denn heute gedenken wir ja der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, und Auschwitz steht ja als Begriff für die Ermordung von sechs Millionen Juden. Aber an diesem Tag müssen wir uns auch beschämt daran erinnern, welche Verantwortung Christen an der Verfolgung und Ermordung von Juden tragen. Die jahrtausendealte Traditionslinie des christlichen Anti-Judaismus hat auch die Schoah zum Teil ermöglicht. Deswegen sehe ich es als unsere Verpflichtung im christlich-jüdischen Dialog an, diese Spur zu brechen und daran arbeiten wir sehr dezidiert."

Sie können das Interview auch im O-Ton hier hören:

www.vaticanradio.org/ram-eu/rg1600ger.ram