ICCJ-Jahrestagung in Wien
Positive Signale für einen neuen christlich-jüdischen Dialog ortet der Präsident des "Internationalen Rates der Christen und Juden" bei der Jahrestagung in Wien. "Wir brauchen einen Dialog mit allen, die sich für die Würde des Menschen einsetzen", strich Pawlikowski hervor.
"Es gibt positive Anzeichen für einen neuen christlich-jüdischen Dialog" betonte der Präsident des "Internationalen Rates der Christen und Juden" (ICCJ), John Pawlikowski, am Rande der ICCJ-Jahrestagung (2. - 5. Juli 2006) in Wien. In einem Gespräch mit Kathpress betonte Pawlikowski, dass der Dialog zwischen Christen und Juden bisher meist unter einer gewissen Asymmetrie zu Ungunsten der Juden gelitten habe. "Ein Dialog unter Gleichberechtigten setzt aber im konkreten Fall voraus, den Juden das Gefühl zu geben, dass die Ära des Antisemitismus endlich hinter uns liegt", so der Präsident.
Neue Basis für das Verhältnis von Christen- und Judentum
Es sei nun wesentlich, "sich auf die gemeinsamen Wurzeln von Christen und Juden zu besinnen, auf das, was wir miteinander teilen" und es gelte, voneinander zu lernen. Ausdrücklich wies Pawlikowski in diesem Zusammenhang auf das Zweite Vatikanische Konzil und die Konzilserklärung "Nostra Aetate" hin, die das Verhältnis des Christentums zum Judentum auf eine grundlegend neue Basis gestellt habe.
Für den Vorsitzenden des "Internationalen Rates der Christen und Juden" sind auch die Fragen der Globalisierung oder des Verhältnisses zu anderen Religionen, aber auch zu den vielen Menschen ohne religiöses Bekenntnis wesentlich. "Wir brauchen einen Dialog mit allen, die sich für die Würde des Menschen einsetzen", so der ICCJ-Präsident.
Jesus war Jude
Im Christentum setze sich immer mehr die Erkenntnis über die Verwurzelung von Jesus im Judentum durch. "Im Judentum ist man erst zaghaft dabei, das Bild von Jesus positiver zu zeichnen", räumte Pawlikowski ein.
Positiver Weg des Papstes
Er sei davon überzeugt, dass Benedikt XVI. den überaus positiven Weg seines Vorgängers Johannes Paul II. zur Versöhnung zwischen Christen und Juden fortsetzen werde, sagte der Theologe. Der Papst aus Deutschland fühle sich dem christlich-jüdischen Dialog außerordentlich verpflichtet. Und es stehe auch außer Zweifel, dass er jede Form von Antisemitismus verurteile. "Die einzigen Bedenken die ich habe", so Pawlikowski, "sind, dass der Papst die Wurzeln des Holocausts nicht ganz richtig einschätzt. Benedikt XVI. betont zu sehr, dass es sich beim Nationalsozialismus ausschließlich um eine neuheidnische Realität gehandelt hat. Das stimmt wohl für die innerste Ideologie des Nationalsozialismus, doch sehr viele Menschen haben mit diesem Regime auf der Basis des klassischen christlichen Antisemitismus kollaboriert", erklärt Pawlikowski.
Palästinakonflikt friedlich lösen
Im Rahmen der ICCJ-Tagung wurde auch die Frage diskutiert, inwieweit der Staat Israel den gegenwärtigen jüdisch-christlichen Dialog beeinflusse. "Es ist sicher nicht Aufgabe der Kirchen, sich immer zu allen politischen Ereignissen und Fragen zu äußern", betonte der reformierte Pastor Simon Schoon von der Theologischen Universität Kampen, Im konkreten Fall der Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern sei es aber evident, all jene zu unterstützen, die sich in dem Konflikt für Versöhnung einsetzen.
Da sie Zahl der militanten Kräfte in der Region stetig im Steigen sei, seien besonders auch die Kirchen gefordert, friedvolle Wege und Lösungen zu suchen. "Es ist klar, dass sowohl Israelis als auch Palästinenser das Recht hätten, in einem eigenen Staat in Frieden zu leben", erklärte Schoon.