"Grüss Gott und Heil Hitler": Steiner vermisst "andere Seite"

Der katholischen Kirche in Österreich fehlt eine detaillierte historische Aufarbeitung der eigenen Geschichte, insbesondere der Geschehnisse von 1938 bis 1945 in den Pfarren, hat Ruth Steiner, Vorstandsmitglied des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, aus Anlass des Erscheinens der Bücher von Daniel Goldhagen und Stefan Moritz bemängelt.

"Grüss Gott und Heil Hitler": Steiner vermisst "andere Seite"

Wien - Der katholischen Kirche in Österreich fehlt eine detaillierte historische Aufarbeitung der eigenen Geschichte, insbesondere der Geschehnisse von 1938 bis 1945 in den Pfarren, hat Ruth Steiner, Vorstandsmitglied des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, aus Anlass des Erscheinens der Bücher von Daniel Goldhagen und Stefan Moritz bemängelt. Goldhagen und Moritz sind Autoren von Büchern über Kirche und NS-Zeit, die für Aufregung sorgen; Goldhagens Werk trägt den Titel "Die katholische Kirche und der Holocaust - Eine Untersuchung über Schuld und Sühne"; Moritz ist Verfasser von "Grüß Gott und Heil Hitler - Katholische Kirche und Nationalsozialismus in Österreich." Steiner bemängelt, dass wesentliche Dokumente fehlen, so vor allem die wegweisende Erklärung aller deutschsprachigen Bischofskonferenzen von 1988 "Die Last der Geschichte annehmen - Wort der Bischöfe zum Verhältnis von Christen und Juden aus Anlass des 50. Jahrestages der Novemberpogrome 1938". Steiner erinnerte daran, dass Christen nicht nur dem NS-Regime gedient hätten, sondern dass engagierte Christen, wenn auch wenige, Verfolgten geholfen hätten. Für sie stelle sich die Frage: "Wo wird auf die Christen hingewiesen, die geholfen haben? Es gibt überall Gedenktafeln an die Gefallenen, das ist in Ordnung. Aber die anderen fehlen". Die frühere KAÖ-Generalsekretärin bedauerte, dass die Frage Christentum-Judentum und aktuelle Dokumente dazu - etwa die jüngste Erklärung der Päpstlichen Bibelkommission und das amerikanische Dokument "Reflections on Covenant and Mission" vom August, in dem eine Judenmission abgelehnt wird - auf wenig Interesse im österreichischen Katholizismus stoßen. Für den Fortschritt des Dialogs in Österreich wäre eine Erklärung wie die amerikanische "sehr wünschenswert", so Steiner, die sich persönlich klar gegen die Bewegung der "messianischen Juden" ausspricht.

Editorische Anmerkungen

Nach kathpress, 16.10.02