Grab der Salome, der zweiten Hebamme bei der Geburt Jesu, entdeckt

Die Geschichte findet sich nicht im Neuen Testament, sondern in einem der apokryphen Evangelien, dem Protoevangelium des Jakobus. Der Name Jakobus beruht wahrscheinlich auf dem Jakobus, dem Bruder Jesu. Dass er das Evangelium geschrieben hat, ist unwahrscheinlich, sondern man bediente sich eines bekannten Namens, um die Glaubhaftigkeit des Evangeliums zu unterstreichen. Jakobus wird am Ende des apokryphen Evangeliums als Autor genannt ohne Hinweis , dass es sich um den Bruder Jesu handelt.

Diese Evangelium ist ein Marienevangelium mit dem Schwergewicht auf Maria und ihren Eltern. Es ist in zahlreichen griechischen Handschriften und Handschriften in anderen Sprachen überliefert, was auf eine große Beliebtheit des Evangeliums hinweist. Die spätesten Handschriften stammen aus dem 16. Jahrhundert.  In der Ostkirche wurde das Evangelium auch im Gottesdienst benutzt.

Das Evangelium wurde nach Ansicht von Sachverständigen im zweiten nachchristlichen Jahrhundert in Griechisch verfasst. Da der jüdische Hintergrund nur sehr vage erscheint, nimmt man einen heidenchristlichen Autor an, der auch nicht in Palästina beheimatet war, da auch die Ortskenntnis in diesem Evangelium sehr mangelhaft ist.

Im 19. Und 20. Kapitel wird besagte Salome erwähnt, die zweite Hebamme, die bei der Geburt Jesu erwähnt wird. Da Maria Schwierigkeiten bei der Entbindung hat, sucht Joseph eine Hebamme, die nicht beim Namen genannt wird, aber bevor Beide Maria in der Höhle finden, hat sie schon geboren. Das dies eine besondere Geburt war, wird an  den Erscheinungen deutlich, die bei der Geburt auftreten. Die erste Hebamme fragt Joseph, ob es sich um seine Frau handelt, und er sagt so etwas wie ja und nein und erklärt, dass seine Verlobte vom Heiligen Geist schwanger geworden ist.

Wörtlich geht es im Evangelium weiter:

Das sagte die Hebamme zu ihm: „Und das soll wahr sein?“ JUnd Joseph sprach zu ihr: „Komm und sieh!“ Und die Hebamme ging mit ihm hin. Und sie standen an dem Platz, wo die Höhle war. Und siehe, eine lichte Wolke hüllte die Höhle in Schatten. Da sagte die Hebamme: „Erhoben ist heute meine Seele. Denn meine Augen haben Wunderbares gesehen, denn für Israel ist Heil geboren worden.“ Und sogleich verzog sich die Wolke aus der Höhle. Und es erschien ein gewaltiges Licht in der Höhle, so dass unsere Augen es nicht ertragen konnten…

Und die Hebamme verließ die Höhle. Da begegnete ihr Salome, und sie sagte zu ihr: „Salome, Salome! Ein neues Schauspiel habe ich dir zu erzählen: eine Jungfrau hat geboren, was ihre Natur gar nicht erlaubt!“ Da sagte Salome: „So wahr der Herr, mein Gott lebt, wenn ich meinen Finger nicht anlege und ihren Zustand untersuche, glaube ich nicht, dass eine Jungfrau geboren hat.“

„Und die Hebamme ging hinein und sagte zu Maria, lege dich zurecht! Denn kein geringfügiger Streit ist um dich im Gange.“ Und Salome untersuchte unter Anlegen ihres Fingers ihren Zustand. Dann stieß sie Klagerufe aus und rief: „Wehe über mein Unrecht und meinen Unglauben! Denn ich habe den lebendigen Gott versucht. Siehe da, meine Hand fällt verbrannt von mir ab.“

Die Hebamme ist also in einer ähnlichen Situation wie der ungläubige Thomas im Johannesevangelium. Nach einem weiteren Gebet tiefer Zerschlagenheit kommt ein Engel zu ihr und befiehlt ihr, das neugeborene Kind anzufassen und ihre Hand wird geheilt.

Jetzt also sei die Grabhöhle der Salome entdeckt worden, so die Archäologen. Die Grabhöhle befindet sich bei Lachisch und sei eine der schönsten, die in Israel jemals gefunden wurden. Sie ist reichlich ausgestattet mit Verzierungen an den Wänden und griechischen Inschriften. Eine davon nennt „die heilige Salome“. Leider wurde die Höhle vor 40 Jahren von Grabräubern ausgeraubt und von allem, was sie enthielt, entleert worden. An den spärlichen Resten, die die Archäologen vorfanden, wird das Alter der Höhle auf das 1. nachchristliche Jahrhundert bestimmt. Benutzt wurde sie noch bis in die frühislamische Zeit. Ausgrabungen oberhalb der Höhle legen nahe, dass es sich bei dem  ganzen Komplex um ein Pilgerzentrum  handelte. Zahlreiche Öllampen aus frühislamischer Zeit belegen, dass den Pilgern wahrscheinlich solche Lampen verkauft wurden. Unter anderem wurde eine christliche Kapelle mit Kreuzen ausgegraben.