Gnadauer Gemeinschaftsverband beschließt „Nein“ zur Judenmission

Der Gnadauer Gemeinschaftsverband hat in seiner ersten Erklärung zum Verhältnis von Christen und Juden vom 17. September 2022 die Judenmission abgelehnt. Beim Thema „messianische Juden“ vertritt er jedoch eine von der EKD abweichende Position.

„Alle Bemühungen, Juden zum Religionswechsel zu bewegen“ würden künftig unterlassen, heißt es in der Erklärung des Gemeinschaftsverbandes, die am 17. September von der Mitgliederversammlung verabschiedet wurde. In diesem Punkt folgt der Verband der Linie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Gleichzeitig jedoch betonte der evangelikale Verband seine Solidarität mit „messianischen Juden“, also Juden, die an Jesus Christus als den Messias glauben.

Man schätze die messianischen Juden als „Schwestern und Brüder“. Es sei Aufgabe der Kirche, „messianische Gruppen und Kreise zu unterstützen und Verbundenheit mit ihnen zu leben“. Einen prinzipiellen Ausschluss von messianischen Juden aus kirchlichen Veranstaltungen oder Räumen, lehnt der Verband ab. Dem entgegen entschied die EKD 2017, keine institutionellen Kontakte zu messianisch-jüdischen Kreisen zu unterhalten. Infolge der EKD-Erklärung hatte auch das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages beschlossen, christliche Gruppen, die sich judenmissionarisch verstehen, nicht zur Mitwirkung zuzulassen. „Dies betrifft auch messianisch-jüdische Gruppierungen und Gemeinden sowie deren Unterstützerorganisationen.“ Seit Mitte der 1990er Jahre existieren nach Angaben der EKD ungefähr 40 „messianisch-jüdische“ Gemeinden oder Hauskreise in Deutschland, in denen sich nicht mehr als 2.000 Personen regelmäßig versammelten.

In seiner Erklärung beruft sich der Gnadauer Verband auch auf die „bleibende Erwählung Israels“. „Wir halten zugleich fest, dass Gottes Bund mit seinem Volk Israel uneingeschränkt weiter besteht.“ Daher sei jede denkbare Überheblichkeit gegenüber dem jüdischen Volk unangemessen. Auch spricht sich der Verband gegen jede Form von Judenfeindschaft oder Antisemitismus aus und bekennt in idesem Zusammenhang auch eigene Schuld: „Mit tiefer Beschämung erkennen wir unsere Mitverantwortung und Mitschuld an den Verbrechen gegenüber dem jüdischen Volk durch die Jahrhunderte und ein Versagen der Kirche in der Schoa des 20. Jahrhunderts. Dies gilt auch für uns als Gnadauer Gemeinschaftsbewegung.“

Der pietistische Gnadauer Gemeinschaftsverband ist ein freies Werk innerhalb der evangelischen Kirche. Mit fast 100 Verbänden, Mitgliedswerken, Diakonissen-Mutterhäusern und theologischen Ausbildungsstätten ist er nach eigenen Angaben die größte eigenständige Bewegung innerhalb der EKD. Seine Ursprünge reichen bis in das Jahr 1888 zurück.

Die Erklärung zur Absage an die Judenmission ist in vollständigem Umfang hier zu lesen:
Von Gottes Treue getragen