EU: Vertreter der Religionsgemeinschaften diskutieren über Migration, Integration und europäische Werte

Brüssel, 29. November 2016 - Der Erste Vizepräsident der Europäischen Kommission Frans Timmermans ist heute anlässlich des zwölften jährlichen hochrangigen Treffens mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern von Religionsgemeinschaften aus ganz Europa zusammengetroffen, um über „Migration, Integration und europäische Werte“ zu diskutieren.

Die Diskussion spannte sich von den Herausforderungen, die sich durch Intoleranz und Populismus ergeben, bis zur entscheidenden Rolle von Bildung und bürgernaher Öffentlichkeitsarbeit bei der Verbesserung der Integration und des sozialen Zusammenhalts in Europa. Die Religionsvertreter haben vereinbart, eng mit der Kommission zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die europäischen Werte im Zusammenhang mit Migration und Integration berücksichtigt werden.

Der Erste Vizepräsident Frans Timmermans erklärte dazu: „Die religiösen Führungspersönlichkeiten spielen eine maßgebliche Rolle dabei, die Integration und Teilhabe aller ihrer Mitglieder als vollwertige Bürger in Europa voranzubringen, unabhängig von Herkunft und Glauben. Durch diese Dialoge schauen wir auf die gemeinsamen Grundwerte, die uns verbinden, anstatt auf den Punkten zu beharren, die uns trennen.“

Der Kommissar für Migration, Inneres und Bürgerschaft, Dimitris Avramopoulos, der ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, fügte hinzu: „Mit allen Gemeinschaften zu reden, auch mit den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, ist zur Schaffung und Erhaltung einer solidarischen und inklusiven Gesellschaft unabdingbar. Angesichts der Zunahme von Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Extremismus müssen wir dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft offen bleibt – insbesondere für Menschen, die auf der Flucht vor Krieg internationalen Schutz benötigen – und gleichzeitig ihre Grundwerte und Grundsätze bewahrt.“

Wiens neuer Oberrabbiner Arie Folger, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm, betonte in einem Interview mit "Radio Vatikan",  im Blick auf die Thematik von Migration und Integration: „Es gibt einen Konsens, dass man etwas tun muss und dass die Menschenliebe im Vordergrund stehen soll, und dass man die Leute vereinigen muss in dieser Haltung, aber es gibt keinen Anspruch, dass dieser Konsens auch der Konsens auf der Straße ist“.

Unter Hinweis auf entsprechend empirische Daten, die belegen, dass es nicht die erste Generation, sondern die zweite oder dritte ist, die Schwierigkeiten bei der Akzeptanz europäischer Werte hätten und straffällig würden, mahnte Folger: „Man muss aufpassen: die Integration besteht nicht nur aus der Aufnahme von neuen Flüchtlingen, aus Sprachunterricht und Versorgung mit Arbeit und Dach über dem Kopf. Erst wenn die zweite Generation gut integriert ist, kann man sagen, dass man richtig erfolgreich ist – wenn sie sich mit Europa identifizieren und die liberaldemokratischen Werte Europas zu ihren eigenen gemacht haben.“ Das verlange entsprechende Anstrengungen auf beiden Seiten, von Migranten und Aufnahmeländern: „Denn man muss sich integrieren wollen, und man muss die Möglichkeit haben.“

Das Treffen, dem ein jährliches Treffen mit weltanschaulichen Gemeinschaften am 30 Juni 2016 vorausgegangen war, fand im Rahmen des laufenden Dialogs mit Kirchen, religiösen Vereinigungen und weltanschaulichen Gemeinschaften gemäß dem Vertrag von Lissabon (Artikel 17 AEUV) statt.

Teilnehmerliste:


* Seine Eminenz Metropolit ATHENAGORAS von Belgien, Exarch der Niederlande und Luxemburgs

* Seine Exzellenz Heinrich BEDFORD-STROHM, Bischof von Bayern und Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

* Imam Hassen CHALGOUMI, Imam von Drancy (Frankreich) und ehemaliger Vorsitzender der Konferenz der Imame Frankreichs

* Seine Exzellenz Arie FOLGER, Oberrabbiner der jüdischen Gemeinschaft in Wien

* Seine Exzellenz Albert GUIGUI, Oberrabbiner von Brüssel und Ständiger Vertreter der Konferenz Europäischer Rabbiner

* Imam Benjamin IDRIZ, Direktor der islamischen Gemeinschaft in Penzberg

* Seine Exzellenz The Right Reverend Robert INNES, Anglikanischer Bischof in Europa

* Ihre Exzellenz Antje JAKELÉN, Erzbischöfin der Schwedischen Kirche

* Elder Patrick KEARON, Präsident des Gebiets Europa Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

* Seine Exzellenz Jean KOCKEROLS, Weihbischof der Erzdiözese Malines-Brüssel und Erster Vizepräsident der COMECE

* Seine Exzellenz Bischof Czeslaw KOZON, Präsident der Nordischen Bischofskonferenz

* Imam Yahya PALLAVICINI, Präsident der „Comunità religiosa islamica“ in Italien

* Seine Exzellenz POLYCARPUS, Metropolit und patriarchalischer Priester der Niederlande, Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien

*Seine Heiligkeit RASTISLAV, Erzbischof von Prešov und Primas der Tschechischen und Slowakischen orthodoxen Kirche

* Frau Lakshmi VYAS, Vorsitzende des Hindu-Forums Europa