Entsetzen und Empörung über das zunehmende Eindringen antisemitischer Hass-Täter in jüdische Online-Angebote

Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit verurteilt antisemitische Angriffe auf jüdische Online-Angebote.

Das Präsidium des Deutschen Koordinierungsrates (DKR) reagiert mit Entsetzen und Empörung auf das zunehmende Eindringen von antisemitischen Hass-Tätern in jüdische Online-Angebote. Dazu erklärt das DKR Präsidium: Es ist unerträglich, dass Judenfeindschaft heute die Anonymität des Internet nutzen kann, um antisemitischen Schmutz in die Bildungsbemühungen der jüdischen Gemeinden hinein zu stoßen. Die gerade in der Corona-Krise so wichtigen Online-Angebote der jüdischen Gemeinden für Gebete, für Thora-Lernen und für Gedenkveranstaltungen wurden von Antisemiten gestört und mit judenfeindlichen Inhalten überlagert. Das kann und darf nicht hingenommen werden!

In der Wochenzeitschrift „Jüdische Allgemeine“ vom 23.4. berichtete Rabbiner Apel, wie  ein Online-Tora-Lernen von ihm mit einer  Mädchengruppe aus ganz Deutschland von antisemitischen Neonazis gekapert wurde:

„»Sie haben die Kontrolle über das ZOOM-Meeting übernommen. Sie schrien »Jude, Jude«, gleichzeitig zeichneten sie Hakenkreuze auf den Bildschirm« … Er habe das Meeting sofort beendet. »Man hat das Gefühl, dass jemand in die eigene Intimsphäre eindringt. Als Moderator kann ich das verkraften. Aber die Teilnehmerinnen fühlten sich von Nazis bedroht, viele konnten es nicht gleich verkraften. Das ist hart. Wir mussten mit vielen anschließend Gespräche führen«, berichtete der Frankfurter Gemeinderabbiner weiter.“

In Reaktion darauf schrieb der evangelische Präsident des DKR, Pfarrer Friedhelm Pieper, an Rabbiner Apel:

Lieber Rabbiner Apel,

voller Bestürzung und Empörung nehme ich die Nachrichten wahr, wonach Ihr Online-Tora-Lernen von antisemitischen Hetzern gestört und damit zunächst unmöglich gemacht wurde.

Nach dem abscheulichen antisemitischen Übergriff auf eine Online-Veranstaltung zum Jom HaSchoah der israelischen Botschaft nun diese niederträchtigen Angriffe auf Ihren Unterricht und offenbar auch auf andere Online Gebete und Lernstunden.

Von Seiten der Kirchen verurteilen wir solche Angriffe auf das Schärfste!

Es ist dringend nötig, dass die Sicherheitsbehörden ihre Möglichkeiten ausweiten und verbessern, um in den anonymen Räumen des Internet Straftaten, die von dort aus begangen werden, effektiv zu verfolgen und zu ahnden.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Wirken alles Gute. Möge Ihre Arbeit trotz der infamen Widrigkeiten solcher antisemitischer Angriffe und zudem noch unter den belastenden Bedingungen der Corona-Krise in alledem und trotz alledem vom Himmel gesegnet sein!

Bad Nauheim, 29. April 2020


Das Präsidium des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

V.i.S.d.P. Pfarrerin Ilona Klemens, Generalsekretärin

 

Editorische Anmerkungen

Quelle: Deutscher Koordinierungsratder Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR).