"Derselbe Mut wie vor sechzig Jahren": 60 Jahre jüdisch-christliche Begegnung in der Schweiz
Mit einem Festakt auf dem Seelisberg (Kanton Uri - Schweiz) wurde am 8. Juli das 60-Jahr-Jubiläum der internationalen "Dringlichkeitskonferenz gegen den Antisemitismus" begangen. Die damalige Konferenz gilt mit ihrem programmatischen Papier als Grundstein der christlich-jüdischen Zusammenarbeit nach der Schoa. Die jüdisch-christliche Trägerschaft bekräftigte damals mit einer gemeinsamen Erklärung ihre Zusammenarbeit.Vor sechzig Jahren wurde die Tod bringende Trennlinie zwischen Juden und Christen durch die "10 Thesen von Seelisberg" überwunden. Damit stellten sich 1947 die jüdischen und christlichen Teilnehmer der "Dringlichkeitskonferenz gegen den Antisemitismus" den Ursachen der Schoa. Die christlichen Wurzeln des Antijudaismus wurden in den Blick genommen und Schritte zur Überwindung gesucht. Entscheidend war dabei die Anerkennung der christlichen Verwurzelung im Judentum.
60 Jahre danach gedachten am 8. Juli der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG), der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) sowie die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) diesem historischen Aufbruch. Angesichts schwelender interreligiöser Konflikte müsse heute derselbe Mut wie vor sechzig Jahren aufgebracht werden, so Michael Bollag, Co-Präsident der evangelisch-jüdischen Gesprächskommission, in seiner Einleitung. Dabei sei "ein Miteinander, wenn auch zuweilen noch störungsanfällig, grundgelegt", ergänzte der Vertreter der jüdisch-römisch-katholischen Gesprächskommission, Christian M. Rutishauser.In ihren Grussworten stellten Alfred Donath (SIG), Thomas Wipf (SEK) und Kurt Koch (SBK) gemeinsam fest, dass der jüdisch-christliche Dialog in der Schweiz auf einem guten und vertrauensvollen Weg sei. Die Religionen hätten entdeckt, dass das Gemeinsame stärker sei als das Trennende, resümierte Alfred Donath. Jedoch sei die Frage noch nicht beantwortet, warum sich die christlichen Kirchen über eine so lange Zeit in der Rolle der Juden täuschen konnten.Auf dem Seelisberg wurden 1947 auch die Weichen zur Gründung des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ) gelegt, die im Jahr darauf in Freiburg in der Schweiz formell erfolgt ist. Markus Himmelbauer meinte in seinem Grusswort im Namen des ICCJ, dass nach Jahrzehnten, in denen die Kirchen zur Umkehr gerufen waren, sich der Dialog nun an beide Seiten richte und die Frage stelle, welche Schritte zu- und miteinander sie setzen wollten.
Im Anschluss an die "10 Thesen von Seelisberg" von 1947 und als Fortsetzung der interreligiösen Begegnung unterzeichneten der Israelitische Gemeindebund, der Evangelische Kirchenbund sowie die Bischofskonferenz die "Gemeinsame Erklärung zur Bedeutung jüdisch-christlicher Zusammenarbeit heute". Zudem wurde auf die Bedeutung des Schweizerischen Rates der Religionen (SCR) hingewiesen. Hier seien die drei sich auf Abraham berufenden Religionen der Christen, Juden und Muslime erstmals vereint. Der SCR sorge dafür, dass sich die Religionen nicht länger gegenüber stünden, sondern miteinander in dieselbe Richtung schauten.
(SEK-Kommunikation)
Die "Gemeinsame Erklärung zur Bedeutung jüdisch-christlicher Zusammenarbeit heute" finden Sie hier:
Die Dokumentation der Referate und Ansprachen kann in einer 56seitigen Broschüre um SFr 5.- bezogen werden bei:
SEK - Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund
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