Der Holocaust-Gedenktag (Yom HaShoah) 2009/5769 ist den Kindern des Holocaust gewidmet

Das zentrale Thema des diesjährigen Holocaust-Gedenktags am 21. April 2009 lautet: »Kinder im Holocaust«. Eineinhalb Millionen jüdische Kinder wurden im Holocaust ermordet und damit ihres grundlegenden Rechts beraubt, aufzuwachsen, zu leben, zu träumen, zu lieben, zu spielen und zu lachen.

Der Holocaust-Gedenktag (Yom HaShoah) 2009/5769 ist den Kindern des Holocaust gewidmet

(IsraelNN.com) Das zentrale Thema des diesjährigen Holocaust-Gedenktags am 21. April 2009 lautet: »Kinder im Holocaust«. Eineinhalb Millionen jüdische Kinder wurden im Holocaust ermordet und damit ihres grundlegenden Rechts beraubt, aufzuwachsen, zu leben, zu träumen, zu lieben, zu spielen und zu lachen. Einige verblasste Fotos jüdischer Kinder unter dem Nazi-Regime sind uns erhalten geblieben, und ihre fragenden, anklagenden Augen sind auf uns gerichtet.

Eine Gruppe von Teenagern im Warschauer Ghetto

Foto: Yad Vashem The Holocaust Martyrs" and Heroes" Remembrance Authority

Beginnend mit dem Tag, an dem die Nazis an die Macht kamen, wurden jüdische Kinder mit Grausamkeit konfrontiert, zunächst in Deutschland und nach und nach in jedem weiteren Land, das die Deutschen eroberten oder mit dem sie ein Bündnis erzwangen. Die Eltern und Familien dieser Kinder konnten ihnen Sicherheit und Schutz nicht mehr geben, den sie doch noch brauchten. Jüdische Kinder wurden von ihren nicht-jüdischen Spielkameraden getrennt und aus staatlichen Schulen entfernt. Sie mussten ansehen, wie ihre Eltern das Recht verloren, ihre Familien zu unterstützen und oft erlebten sie den Abstieg der Familie in einen Abgrund der Verzweiflung.

Als der Krieg begann und antisemitische Maßnahmen verstärkt wurden, verschlimmerte sich das Leid jüdischer Kinder: viele mussten die schrecklichen Leiden in den Ghettos ertragen - die bittere Kälte, den nie endenden Hunger und eine Vielzahl gefährlicher Krankheiten. Abgeschnitten vom Rest der Welt lebten sie im Schatten von Terror und Gewalt ohne absehbares Ende. Weil das Schmuggeln von Lebensmitteln zentrale Bedeutung für das Überleben in den Ghettos hatte, mussten sie oft die neue Rolle des Ernährers ihrer zerfallenden Familien übernehmen. Henrika Lazobert, eine jüdische Dichterin, schrieb einen Tribut an einen waghalsigen jungen Schmuggler, der trotz aller Risiken bei der Suche nach Nahrung für seine Familie durchhielt. Das Gedicht endet:

Ich werde nicht mehr zu dir zurückkommen [Mutter]

... und nur auf meinen Lippen

wird eine Sorge schnell gefrieren:

Meine geliebte Mutter, wer wird dir morgen,

wie in der Vergangenheit, dein Stück Brot bringen?

Dennoch blieben Kinder auch im Holocaust noch Kinder, beseelt von dem Wunsch, an den beliebten Aktivitäten anderer Kinder teilnehmen zu dürfen. Im August 1940 schrieb David Rabinowitz, ein Junge aus einem Dorf in der Nähe von Kielce, Polen, in sein Tagebuch: »Während des Krieges habe ich zu Hause allein gelernt. Wenn ich mich daran erinnere, dass ich gewöhnlich zur Schule ging, ist mir zum Weinen zumute.«

Jüdische Flüchtlingskinder, die im Dezember 1938 aus Deutschland in einen entmilitarisierten Landstrich deportiert worden waren.

Foto: Yad Vashem The Holocaust Martyrs" and Heroes" Remembrance Authority

Als die Deportationen in die Vernichtungslager begannen, öffnete sich im Leben jüdischer Kinder eine Kluft. Überall im von den Nazis beherrschten Europa flohen und versteckten sie sich, getrennt von ihren Eltern und Angehörigen. Einige von ihnen fanden Zuflucht in Wohnungen anständiger Menschen, deren Gewissen ihnen nicht erlaubte, passiv zu bleiben; manche wurden in Klöstern und Internaten versteckt, andere streiften durch Wälder und Dörfer, wie wilde Tiere, die sich ausschließlich auf ihren eigenen Scharfsinn und ihre Findigkeit verlassen, immer auf der Jagd nach Lebensmitteln. Viele waren gezwungen, unter falscher Identität zu leben, sehnsüchtig wartend auf die Rückkehr ihrer Väter und Mütter. Einige waren so jung, als sie von ihren Eltern getrennt wurden, dass sie ihre eigentlichen Namen und ihre jüdische Identität nicht kannten. Viele waren gezwungen, sich das Lachen oder Weinen, oder sogar das Sprechen abzugewöhnen. Nach der Befreiung fragte ein kleines Mädchen ihre Mutter: »Mami, darf ich jetzt weinen?«

Natürlich waren nicht alle jüdischen Kinder in der glücklichen Lage, einen Zufluchtsort zu finden, und viele Zehntausende von Kindern wurden gefangen und in die Todeslager transportiert. Ihr junges Alter lies sie zu den ersten Opfern der nazistischen Mord-Maschinerie werden.

Doch wo immer sie waren - in den Ghettos, in einem Versteck und sogar in den Vernichtungslagern - verzichteten sie nicht auf Augenblicke kindlicher Verspieltheit. Eine kurze Pause in der täglichen Abfolge von Hunger und Angst genügte, um freudiges Lachen, kindliche Balgereien und das Spielen mit Spielzeug aus Lumpen und Papierfetzen zu ermöglichen. Zusammen mit ihren geliebten Puppen konnten die Kinder von einer besseren Welt träumen, von der Rückkehr zu ihren Familien und ihrer verlorenen Kindheit, und nur diesen Puppen gegenüber konnten sie ihre schmerzenden Herzen öffnen.

Am Ende des Krieges begann ein neues Kapitel, eines, das sowohl Hoffnung als auch Schmerz um das verlorene Leben barg, das nie wiederkehren würde. Viele der überlebenden Kinder gingen für immer ihren Familien und dem Judentum verloren. Für andere bedeutete das Ende des Krieges die beginnende Rückkehr zu ihrem eigentlichen Selbst, ein Prozess, der mit Schwierigkeiten und Qualen verbunden war. Sehr langsam kamen sie aus ihren Verstecken, aus den Wäldern und auch aus den Lagern und begannen den langen und schmerzhaften Prozess der Rehabilitation. Trotz der Narben versuchten sie, ihr Leben neu zu gestalten.

Editorische Anmerkungen

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der April-Ausgabe 2009 des Yad Vashem Jerusalem Magazins. Aus dem Englischen übersetzt von Fritz Voll.