Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel
Der deutsche Text des vatikanischen Dokuments veröffentlicht
Das im Mai 2001 herausgegebenen Dokument der päpstlichen Bibelkommisssion, das im Herbst 2001 zunächst in italienischer und französischer Sprache erschien, ist auch in deutscher Sprache veröffentlich worden und befindet sich auf der vatikanischen Homepage.
Mit einem Vorwort, das von Kardinalpräfekt Joseph Ratzinger, dem Präsidenten der Glaubenskongregation, unterzeichnet ist, stellt das lange Dokument die maßgebliche römisch-katholische Position zur Sache dar. Diese umfasst die Beziehung zwischen der hebräischen Heiligen Schrift und dem Neuen Testament, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen jüdischer und christlicher Lehre und Exegese, und wie die neutestamentlichen Passagen, die Juden gegenüber kritisch sind, zu interpretieren sind.
„Ohne das Alte Testament wäre das Neue Testament ein Buch, das nicht entschlüsselt werden kann, wie eine Pflanze ohne Wurzeln, die zum Austrocknen verurteilt ist", heisst es im Dokument (§84). Es betont die neutestamentliche Annahme und Bestätigung fundamentaler Themen des Alten Testaments: die Offenbarung Gottes, die Größe und Jämmerlichkeit der menschlichen Person; Gott als Befreier und Retter; die Erwählung Israels, den Bund und das Gesetz; Gebet und Kult; göttliche Verheissungen und Verurteilungen.
Der Text vertritt the Position, dass die Vorwürfe gegen die Juden im Neuen Testament nicht strenger sind, als die im Alten Testament, obwohl er anerkennt, daß solche Passagen als Grundlage für antijüsche Vorurteile mißbraucht worden sind. „Einen echten Antijudaismus, d.h. eine Haltung von Verachtung, Feindschaft und Verfolgungswut gegenüber den Juden als Juden findet sich in keinem Text des Neuen Testaments und ist mit der Lehre des Neuen Testaments unvereinbar“ (§87).
Franklin Sherman