ADL: Europäische Umfrage zu Antisemitismus
Bern - 19 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben laut einer Umfrage der US-amerikanischen jüdischen Organisation Anti-Defamation League (ADL) starke antisemitische Gefühle. Nach dem Ergebnis der telefonischen Befragung, die ADL im September von jeweils 500 Personen in fünf europäischen Ländern durchgeführt hatte, liegt Spanien mit 34 Prozent an der Spitze. Hier sind von 40 Mill. Einwohnern nur 12.000 Jüdinnen und Juden. In Italien machte die Umfrage 23 Prozent mit starken antisemitischen Gefühlen aus, in der Schweiz 22 Prozent und in den Niederlanden 7 Prozent. Bereits im Juni hatte die ADL eine ähnliche Umfrage in Deutschland, Belgien, Dänemark, Großbritannien und Frankreich durchgeführt. Dass Juden gegenüber Israel loyaler seien als gegenüber ihren Heimatländern meinten im Schnitt 56 Prozent der Befragten, davon 54 Prozent in Österreich. In Spanien ist dieser Wert mit 72 Prozent am höchsten, in den Niederlanden mit 48 Prozent am niedrigsten. Dass sich Juden nur um Angehörige ihrer Glaubensgemeinschaft kümmern, glaubten 29 Prozent, in der Schweiz und in Spanien lag der Anteil bei 34 Prozent. 25 Prozent waren der Ansicht, Juden würden mehr als andere Gruppen zweifelhafte Praktiken zur Erreichung ihrer Ziele anwenden. Nach Meinung von 49 Prozent sprechen die Juden zu viel vom Holocaust; in Spanien meinten dies 57, in Österreich 56, in den Niederlanden 35 Prozent. Andererseits zeigten sich 61 Prozent der Europäer beunruhigt über antijüdische Gewalt. 53 Prozent der Befragten waren der Ansicht, die jüngsten Gewaltakte gegen Juden seien weniger das Produkt eines traditionellen Antisemitismus, sondern eher antiisraelischer Gefühle.