„Schließt Freundschaft über Religionen hinweg“

Die prominentesten Religionsführer der Welt wenden sich mit einem gemeinsamen historischen Appell an alle.

Mittwoch, 14. Juni 2017 * Die prominentesten Führer der weltgrößten Religionen haben heute einen gemeinsamen Appell veröffentlicht, in dem sie die Menschen in aller Welt dazu aufrufen, sich zu vereinigen und Freundschaft über die Religionen hinweg zu schließen. Der Aufruf, der mit der Förderung des zwischenmenschlichen Kontakts zum Abbau der sozialen Spannungen in der Welt beitragen möchte, stammt von Papst Franziskus, dem Großmufti von Ägypten, dem Großrabbiner Jonathan Sacks, S.H. dem Dalai Lama, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I., Sri Sri Ravi Shankar und vielen anderen.

Es wird angenommen, dass persönlicher Kontakt Irrtümern, Vorurteilen und Misstrauen entgegenwirken kann. Der Appell wurde auf einer Pressekonferenz in London in Form eines 3-minütigen Videos auf Twitter (#FreundetEuchAn) in 16 Sprachen publiziert. Hier die vollständige Videobotschaft:

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Ausschließlich zum Zweck dieses gemeinsamen Appells hat jeder einzelne Religionsführer eine persönliche Erklärung abgegeben. Ajatollah Al-Milani empfiehlt, Freundschaft mit Anhängern aller Glaubensrichtungen zu schließen. Patriarch Bartholomäus ruft dazu auf, „die Schönheit Gottes in jedem menschlichen Wesen“ zu entdecken. Papst Franziskus und Rabbiner Abraham Skorka erläutern, wie ihre Glaubenserfahrung von ihrer interreligiösen Freundschaft bereichert wurde. Der Großmufti von Ägypten, Dr. Shawki Allam, betont, dass man sich nicht auf die Unterschiede zwischen religiösen Gruppen konzentrieren sollte. Der Dalai Lama fordert zu einer Vertiefung der spirituellen Freundschaft auf. Der Rabbiner Jonathan Sacks erklärt: „Eine der wunderbaren Entdeckungen, die man macht, wenn man Zeit mit Menschen verbringt, die völlig anders als man selbst sind, ist, wie viel man gemeinsam hat. Die gleichen Ängste, Hoffnungen und Sorgen.“ Die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche, Antje Jackelén, hebt die Bedeutung des Appells für die Gesellschaft hervor: „Dies sollte einen Prozess in Gang bringen, der Vorurteile beseitigt und mit dem neue Einsichten und Hoffnung geboren werden.“ Der Erzbischof von Canterbury fügt hinzu, es sei „nicht kompliziert, mit dem anzufangen, was wir alle teilen, nämlich das Vergnügen an der Unterhaltung”.

Die Erklärung möchte mit dem gefährlichen und weit verbreiteten Irrtum aufräumen, dass die Anhänger anderer Glaubensrichtungen als der eigenen uns Misstrauen und Verachtung entgegenbringen. Dagegen hat eine neue globale Untersuchung (n=56.000) des Forschungsinstituts Motivaction ergeben, dass Angehörige aller Religionen Menschen mit einem anderen Glauben prinzipiell offen gegenüberstehen. Der Motivaction-Forschungsleiter Martijn Lampert sagte während der heutigen Pressekonferenz, dass eine Botschaft, die zu Freundschaft über die Religionen hinweg aufruft, wahrscheinlich bei der Mehrheit der Gläubigen in der ganzen Welt Anklang finde, was – gemäß einer Studie des American Pew Research Center – 84 % der Weltbevölkerung entspricht.

Prof. Gregory M. Reichberg vom Norwegian Peace Research Institute Oslo (PRIO) erklärte auf der Pressekonferenz, dass das Missverständnis, Menschen anderen Glaubens würden uns feindlich gegenüberstehen, „uns zu einer schlechten Dynamik anstiftet und geneigt ist, das hervorzubringen, was wir fürchten“. Der Ursprung dieses Missverständnisses sei im Mangel an Kontakt zwischen Angehörigen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zu suchen, was Vorurteile und soziale Spannungen verstärke.

Rabbiner Dr. Alon Goshen-Gottstein, Direktor des Elijah Interfaith Institute und Hauptorganisator dieses gemeinsamen Appells bezeichnete den Appell auf der Pressekonferenz als eindeutiges Novum, auch aus theologischer Perspektive. "Wir können nicht leugnen, dass sich in den Glaubensbüchern vieler Religionen Texte befinden, die den Angehörigen anderer Religionen nicht gerade offen, ja sogar feindlich gegenüberstehen. Wenn nun die bedeutendsten Religionsführer der Welt zu Freundschaft aufrufen, treten sie im Grunde für einen bestimmten Weg der Religionsausübung ein und lehnen andere ab."

Rabbi Goshen-Gottstein präsentierte zwei Toolkits zum Herunterladen. Das eine ist für individuelle Gläubige bestimmt, das andere für Religionsführer vor Ort, die an der Zunahme und Vertiefung der interreligiösen Freundschaft in ihren Gemeinschaften interessiert sind.

Rabbi Goshen-Gottstein drückte den Religionsführern seine Dankbarkeit für ihre mutige Botschaft aus. Außerdem dankte er Mark Woerde (Havas Lemz & Letsheal.org) und seinem Team für die Idee und den jahrelangen Einsatz für ihre Verwirklichung.

Weitere Informationen und Materialien sowie die Biographien der beteiligten religiösen Führungspersönlichkeiten, Forschungsberichte, weitere Videos und mehr finden Sie hier:

http://www.elijah-interfaith.org/