Predigt über Matthäus 10,34-39

Jesus: 'Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.'

Martin Stöhr

Predigt über Matthäus 10,34-39

Der Evangelientext ist eine harte Rede Jesu. Ich bin froh, dass ich ihn bisher noch nicht in einer Predigt habe auslegen müssen — oder bin ich bisher zu „schöneren“ Texten geflüchtet?

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird"s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird"s finden.

Eine skandalöse Rede in einer Zeit, in der die Familie zerfällt. Legt sie nicht auch noch religiösen Sprengstoff (den denkbar schlimmsten!) in ein sowieso zerbrechliches Gebilde, das Stabilisierung verlangt? Privatistische Lebensgestaltungen, ein Egoismus der Generationen, zerbröselnde Generationenverträge, ungleiche Machtverteilung zwischen Männern und Frauen, Leistungsdruck und Zeitmangel sind doch schon bedrohlich genug für die Familie. Die Dressur durch Werbung, Konsum und Konkurrenz tut ein Übriges.

Aber auch aus einem anderen Grund ist diese Rede skandalös: An vielen Stellen unserer Welt ist zu beobachten, wie brauchbar Religion ist, um Feindbilder zu verfestigen oder Konflikte anzuheizen statt Frieden zu stiften. Ich muss die Beispiele nicht nennen. Und geben wir uns keinen Täuschungen hin: Was in „anderen“ Religionen geschieht, wird allen Religionen ins Minuskonto geschrieben. Man lasse sich besser nicht mit Religion ein! – so geht der Trend. In einer solchen Zeit soll dieser Prediger aus Israel als Waffenbringer und nicht als Friedensstifter ernst genommen werden? Wäre es nicht wichtiger, zu lernen, wie man Brot statt Waffen in alle Weltteile liefert? Sollte nicht aus der Tora gelernt werden, Vater und Mutter zu ehren? Könnten die, die den biblischen Gott anbeten, nicht die messianische Hoffnung des Propheten Maleachi (4,6) schon jetzt ins Leben der Gegenwart ziehen, dass nämlich das Herz der Väter den Söhnen und das Herz der Söhne den Vätern zugewendet werden? Hat Jesus wie seine Christenheit das Gebot der Feindesliebe vergessen, das Matthäus wenige Seiten vorher überliefert, dass Jesus gegen die Gemeinderegel der Leute von Qumran und nicht gegen die Hebräische Bibel richtet? In Qumran unterschied man streng die Kinder des Lichtes von denen der Finsternis, die zu hassen geboten war.

Ist es nicht ein Fortschritt unserer mühsam erlernten Toleranz, dass in der Regel kein Familiendrama mehr entflammt, wenn der Vater aus der Kirche austritt, die Mutter drin bleibt, die Schwiegermutter zu den Anthroposophen geht, die Tochter zenbuddhistisch lebt während der Sohn sich an Hare Krishna orientiert und der Schwiegervater an das nur glaubt, was man messen und wiegen kann?

Wenn rechtlich und politisch in den modernen Zivilgesellschaften alle Religionen gleich gültig sind, ist dann nicht ein friedlicher Zustand erreicht, der durchaus seine Vorteile hat oder ist nicht das genau jene Gleich-Gültigkeit, in die hinein Jesus so prophetisch und scharf redet?

Aber es steckt eine viel tiefere Anstößigkeit in diesem Evangelientext. Wer die Gebote, die Geschichten und messianischen Hoffnungen der Bibel ernst nimmt – und Juden wie Christen tun das in gewiss unterschiedlichen Verständnissen – der bricht Gleichgültigkeiten sowie Passivitäten in der Gesellschaft, in der Familie und erst recht im persönlichen Leben auf. Jesus arbeitet daran, dass das menschliche Leben kein verlorenes Leben wird. Dass Menschen ein Leben im Vollsinn des Wortes gewinnen, d. h ein Leben, das einem Ebenbild Gottes zukommt. Das ist das Ziel der harten Rede Jesu. Halte ich mich daran, dann bin ich beteiligt an den Entscheidungen über Recht und Unrecht, über Liebe und Lieblosigkeiten, über Frieden und Gewalt. Dann bin ich nicht Treibholz im Strom der Geschichte, sondern gestalterisch am Gang der Geschichte, der persönlichen wie der sozialen Geschichte, mit beteiligt. Ich stehe – um es ein wenig vollmundig auszudrücken - mit den Männern und Frauen, die nach der biblischen Geschichte von Gott in seinen Dienst berufen wurden, für Verantwortung gegen Zynismus, für Hoffnung gegen Resignation, für Vergebung gegen Schuld, für ein waches gegen schläfrige oder käufliche Gewissen, für Mut gegen Angst.

Wenn so daran gearbeitet wird, dass die Risse in jedem Menschen und unter den Menschen nicht zugekleistert oder übersehen werden, dann geht das nicht ohne Widerstände in mir selbst und in meinem Umfeld. Dann kommt es zu Entscheidungen, aber auch zu Scheidungen.

Das ist etwas anderes als es eine Spaßgesellschaft mag, in der ich auf Unterhaltung und Konsum abgerichtet werde, wobei die Frage, was denn Lebens-Not-wendig ist, häufig außen vor bleibt. Das ist auch etwas anderes als eine von uns aufgerichtete oder angeblich von uns feststellbare Front zwischen den Guten und den Bösen, den Frommen und den Gottlosen. Hier steht ein letztes Urteil niemandem anders zu als Gott selber. Und das fällt sicher überraschend menschenfreundlicher aus als unsere Urteile über unsere Mitmenschen. Es gibt in der Bibel genügend Beispiele dafür, dass Gottes Mitarbeiterschaft auf dieser Erde über die Grenzen Israels oder der Kirche hinausreicht. Gott sei Dank ist das so.

Das Schwert, von dem Jesus spricht, ist das Schwert des Weltenrichters, von dem der Prophet Daniel spricht. Dem Menschensohn, einer messianischen Gestalt, wird die Vollmacht des Höchsten verliehen, über die „Völker aller Nationen und Zungen“ zu richten ( Dan. 7,9-14). Die christliche Gemeinde sieht in dieser prophetischen Ankündigung ein messianisches Verständnis Jesu vorgegeben. Es handelt sich also nicht um das Schwert des Krieges, sondern um das Richtschwert, das der Suche und Herstellung von Recht und Gerechtigkeit dient. Ein letzter Ernst ist damit ausgedrückt. Es geht nicht um Belanglosigkeiten der Lebensgestaltung, sondern um Leben und Tod. Das Gewissen lernt, ja oder nein zu sagen, damit nicht gewissenlos gehandelt wird. Das Gewissen kann dann scharf und klärend das Leben fördern anstatt das eigene oder das des Nächsten zu gefährden.

Im ersten Teil des Matthäus-Evangeliums wird das göttliche Grundgesetz , der Dekalog, in der Bergpredigt ausgelegt. Dabei betont Jesus ( Matth. 5,17 ), dass kein Pünktchen der Tora, des Gesetzes, hinfällig werden soll. „Wer diese meine Worte hört und tut...“, der baut sein Leben auf ein felsenfestes Fundament. Wer sie nicht tut, setzt sein Leben in den Sand – so schließt Jesus die Bergpredigt. Am Ende seines Evangeliums fasst Jesus nach Matthäus die Maßstäbe für ein gelingendes Leben zusammen: Hungernde speisen, Dürstenden Wasser geben, Heimatlose aufnehmen, Nackte kleiden, Kranke und Gefangene nicht im Stich lassen. Mit den so leidenden Menschen identifiziert er sich völlig. Können sich dann seine Nachfolgerinnen und Nachfolger anders verhalten? Jesus bündelt die Grundorientierungen seiner Bibel, unserer Bibel zu Wegweisern für ein erfülltes Leben und gegen ein verspieltes Leben, weil er will, dass jedes menschliche Leben gelingt, denn jedes menschliche Leben ist göttliches Leben. Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. Eine solche Aussage unterstreicht nicht nur die einmalige Würde und das Menschenrecht eines jeden Ebenbildes als Gottes Gabe an alle, sondern auch die Aufgabe, dieses verletzliche Geschenk zu bewahren und zu schützen.

Einige Verse vor unserem Predigttext ist davon die Rede, dass die Jüngerinnen und Jünger wie der Meister, wie der Rabbi heilen und den Tod bekämpfen, damit er nicht das letzte Wort im Leben und Zusammenleben der Menschen hat. Sie treten wie er für Gerechtigkeit ein. Kurz, sie tun, was er tut. Zu dieser Nachfolge gehört auch, wie Jesus sein Kreuz auf sich zu nehmen. Wer Gott und seinem Wort treu bleibt, muss damit rechnen, dass er oder sie ein Martyrium auf sich nimmt. Das muss nicht, kann aber, wie das Leben und Sterben Jesu zeigt, der Preis der Nachfolge Gottes sein. Dieser Gedanke ist in satten Gesellschaften oft vergessen, was sich dann in der ungeheuren Verharmlosung und Harmlosigkeit des biblischen Glaubens zeigt.

Die jüdischen und christlichen Märtyrer der Vergangenheit bis in die Gegenwart stehen dagegen für die Ernsthaftigkeit unserer Versuche, jüdisch oder christlich zu leben. Die Würde und Würdigung eines solchen Lebens spricht sich in dem Wort aus: „Ihr sollt vollkommen sein wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!“ Das ist entscheidend, auch wenn die Würde der Nachfolge sich in tiefster Erniedrigung zeigt – wie es bei den Millionen jüdischer Geschwister war, als die Millionen Kirchenmitglieder ihnen den Rücken und ihre Unzuständigkeit zeigten. Ein Martyrium rechtfertigt keine Erniedrigung. Vielleicht, vielleicht aber lernen heute ein paar Christen mehr als damals die Nachfolge Jesu im alltäglichen Ernstfall der ausgrenzenden Vorurteile, des Antisemitismus, der Fremdenfeindschaft und des Rassismus zu praktizieren und durchzuhalten, auch wenn dabei wichtige familiäre, freundschaftliche oder berufliche Beziehungen in die Brüche gehen.

Das Kreuz auf sich zu nehmen heißt nicht, vor irgendwelchen Autoritäten oder eingefahrenen Verhältnissen zu Kreuze kriechen. Das kann man bei Hiob wie bei Jesus lernen. Hier wird um die Wahrheit in schrecklichen wie in normalen Zeiten gerungen, auch mit Gott. Hier wird Wahrheit auch in den widerlichsten Situationen gelebt. Hier wird mit der Wahrheit kein kurzer Prozess gemacht. Hier lassen wir uns auf den vielleicht langen, gewiss schwierigen, aber sehr menschlichen Prozess zur Ermittlung einer lebbaren Wahrheit ein.

Pontius Pilatus ließ Tausende von Juden wie Jesus ihr Kreuz tragen. Der Gouverneur war ein Zyniker der Macht. Deshalb fragt er zynisch: „Was ist Wahrheit?“ Seine Lebenswahrheit bestand darin, seine Macht für sich zu benutzen und zu erhalten. In Jesus steht ihm die biblische Wahrheit entgegen. Sie verdankt sich der Stimme des Gottes von Abraham, Isaak und Jakob. Sie lebt sich aus in einem Leben nicht nur für sich, sondern auch und gerade für andere. In diesem Sinn nahm Dompropst Lichtenberg sein Kreuz auf sich, als er für die Juden betete und dafür zu Tode gefoltert wurde. In diesem Sinne antwortete Pfarrer Paul Schneider, als man ihm die Freilassung aus Buchenwald unter der Bedingung anbot, dass er künftig zu Gewalt und Unrecht schweige, dass nach der Freilassung der erste Bordstein von Weimar seine Kanzel werde. Die Antwort der KZ-Wärter war eine tödliche Strophantinspritze,

Doch einer harten Frage dürfen wir alle nicht ausweichen. Hat Jesus mit seiner harten Rede nicht den Hass der Seinen gegen die Juden begründet? Konnten dann nicht Hausgenossen und Nachbarn „Feinde um seinetwillen“ werden, von denen man sich eben trennt, wenn es karrierefördernd oder von oben kommandiert ist? Doch ich falle mir gleich selbst ins Wort. Jesus und die Seinen – sind das denn die Christinnen und Christen? Sind die Seinen nicht zuerst die „Kinder des Hauses Israel“? Unter ihnen lebt er, wie sie streitbar und friedlich um das rechte Verständnis des Wortes Gottes ringend, was denn aus der Überlieferung fürs heutige Leben folge. Andererseits hat er nicht gerade wenige Verse vorher den Getreusten, die ihm nachfolgen, gesagt, dass nicht alle, die „Herr, Herr“ zu ihm sagen, ins Himmelreich kommen? Muss ich dann nicht weiter fragen, ob die Kirchen nicht allzu oft das Rechthaben vor das Rechttun gesetzt haben – gerade gegenüber Israel? Wurde aus Gottes lebendiger Wahrheit nicht häufig genug ein gefrorener Wasserfall, imponierend anzusehen, aber nichts mehr bewegend?

Gegenüber dem jüdischen Volk erwuchsen Überlegenheitsgefühle und Rechthaberei, daraus entstanden Verachtung und Verfolgung Israels. Jesus wurde nicht zusammen mit den Seinen gesehen, nicht verstanden aus seiner Bibel, Tradition und Gemeinde, sondern getrennt von dem, was ihm wichtig ist und was ihn prägt.

Erich Mühsam, hier vor den Toren Berlins in Oranienburg 1934 ermordet, hat mit leiser Ironie und mit deutlichem Selbstbewusstsein, der Christenheit einen Spiegel vorgehalten, in den selbstkritisch zu schauen sie sich weigerte. Sie wollte die nicht aushalten, die die gleiche Bibel anders lesen und verstehen.

Geboren ward zu Bethlehem

ein Kindlein aus dem Stamme Sem.

Und ist es auch schon lange her,

seit"s in der Krippe lag,

so freun sich doch die Menschen sehr

bis auf den heutigen Tag.

Minister und Agrarier, 

Bourgeois und Proletarier –

es feiert jeder Arier

zur gleichen Zeit und überall

die Christgeburt im Rindviehstall.

(Das Volk allein, dem es geschah,

das feiert lieber Chanukkah!)

Jesu harte Rede ist geprägt von der Liebe zu den Menschen und vom Ernstnehmen des Wortes Gottes. Es ist eine prophetische Rede, hart wie sie Israels Propheten auch halten konnten. Aber im Unterschied zu allen deterministischen Geschichtsauffassungen und zu vielen religiösen sowie nichtreligiösen Auffassungen von Kismet, Fatum oder Schicksal, im Unterschied auch zu der fatalistischen Alltagsrede „Da kann man nichts machen!“ ist jede noch so harte biblische Rede eine Einladung zur Umkehr und zum Neuanfang. „Weltbildhauer“ (so Bertolt Brecht), die Ideologen aller Sorten passen den Menschen an ihre Ideologien an. Die griechische Tragödie treibt den Menschen unerbittlich in sein Unglück. Der biblische Gott ist ein „erbittlicher“ Gott, der auf Menschen und ihre Bitten hören kann. Für den Menschen bedeutet das: Es ist für Umkehr und Neuanfang nie zu spät. Der von Pontius Pilatus kriminalisierte und mitgekreuzigte Zelot (Schächer) am Kreuz erfährt die Offenheit und Veränderbarkeit der Geschichte im allerletzten Augenblick. „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein!“

Zu dieser offenen, einladenden Seite auch der härtesten prophetischen Rede gehört bei Jesus die mehrfach getroffene Aussage, dass die sein Vater, seine Mutter, seine Geschwister, seine Verwandten seien, die den Willen Gottes, seines Vaters tun. (z. B. Matth. 7,21 u. 12,50). Gottes Souveränität und menschliche Nachfolge stiften auch neue Geschwisterlichkeiten und Menschlichkeiten. Sollen die auf dieser Erde bessere Chancen bekommen, dann ist auch das scharfe Schwert des bohrenden Fragens und der mutigen Unterscheidungen nötig.

Ein Beispiel: Der gewaltfrei handelnde Bischof Dom Helder Camara hat im Blick auf seine arme Kirchenprovinz, in der Tausende von Kindern jährlich verhungern, einmal gesagt: „Man nennt mich einen Christen, wenn ich den Kindern Brot gebe, aber einen Kommunisten, wenn ich frage, warum Kinder verhungern.“ Durch die Verfolgung beider Aktivitäten gewann er neue Freunde und verlor alte.

Nach der harten Rede Jesu ist deutlich, dass die Angst vor dem Verlust von Beziehungen Menschen nicht abhalten sollte, nach Gottes Willen zu fragen und ihn zu tun versuchen. Dass muss sich vor allem eine Kirche sagen lassen, die in ihren volkskirchlichen Traditionen hierzulande allzu oft und allzu ängstlich nach den Mächtigen in Wirtschaft, Medien oder Politik schielt, um deren Wohlwollen nicht zu verlieren.

Der von deutschen Soldaten wegen seiner Beteiligung an der Rettung dänischer Juden erschossene Pfarrer Kaj Munk hat in einer seiner letzten Predigten diese christliche Ängstlichkeit angeprangert. Er predigte über Jesu Wort, man solle dem Kaiser geben, was dem Kaiser gebührt und Gott, was Gott gebührt.

„Das tönt alles sehr schön; aber das Christentum soll unpolitisch sein, behauptet man. Das Christentum dürfe sich mit nichts anderem befassen als mit der Erlösung unserer Seele. Das ist mir eine nette Religion. Wenn nur der kleine Meier in den Himmel kommen kann, was in aller Welt geht ihn die Welt sonst an? Lass sie nur zur Hölle fahren! Das ist eine Religion, die dem Kaiser gefällt, – er will ihr gern staatliche Unterstützung gewähren. Diese Religion wird ihm nicht in die Quere kommen. Es ist eine Religion, die Gotteslästerung heißt. Die Wahrheit aber ist nicht ruhig und würdevoll und erhaben; sie beißt und reibt und schlägt drein. Die Wahrheit ist nichts für vorsichtige Menschen; diese brauchen nicht die Wahrheit, sondern ein Sofa.“

Ich wünsche uns allen den Verzicht auf diese Art von Sofas. Amen.

 

Editorische Anmerkungen

Predigt gehalten am 24. Okt. 1999 in der Sophienkirche, Berlin, anlässlich der Jubiläumsfeiern: 50 Jahre Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit und 10 Jahre Buber-Rosenzweig-Stiftung der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Prof. Dr. Martin Stöhr war für über acht Jahre Präsident des Internationalen Rates der Christen und Juden und ist einer der ehemaligen Vositzenden des DKR.