"Majestät, die Juden"

Prof. Dr. Diethard Aschoff vom Institutum Judaicum Delitzschianum der Universität Münster hielt diese Rede, in der er persönliche Erfahrungen mit Berichten über seine Arbeit verbindet, bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand am 16. April 2002.

Diethard Aschoff

„Majestät, die Juden“

Liebe Mitglieder des Institutum Judaicum Delitzschianum, liebe Angehörige der Evangelisch-Theologischen Fakultät und Universität, liebe Kollegen, Freunde, Schüler und Hörer!1


Die lange Anrede zeigt, in welchen verschiedenen Beziehungen ich hier in Münster gelebt und gearbeitet habe, weiter auch lebe und arbeite, denn die Verbindung zu Ihnen allen endet nicht mit diesem Tag, kurz: ich bleibe trotz meines ersten Wohnsitzes in Detmold in Münster, dem beibehaltenen zweiten Wohnort, wie schon seit langem gleichsam greifbar und ansprechbar. Es ist sicher mehr als ein Zufall, dass sich an diesen beiden Orten die beiden einzigen Staatsarchive Westfalens befinden, denn meine wissenschaftliche Arbeit ist in hohem und noch steigendem Maße Archivarbeit. Davon später!


Zunächst habe ich mich herzlich zu bedanken bei Herrn Professor Folker Siegert, dem Leiter des Instituts, und Herrn Andreas Determann, dem Leiter der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Münster, für die Ausrichtung dieses großen Empfangs: dies zeigt die enge Verbundenheit zu zwei der für mich wichtigsten Institutionen der Stadt Münster, die meine Arbeit getragen und gefördert haben und dies noch tun.


Mir kommt in dieser Stunde nicht des Abschiedes, sondern eher der Bekräftigung der alten Verbindung entgegen, dass ich heute nicht zu einer Abschiedsvorlesung antrete, sondern freier und persönlicher, ja fast bekenntnishaft über mein Lebensthema, die Geschichte der Juden, vor allem auch in Westfalen, reden kann.

Annäherungen und Vorprägungen

Meine erste Begegnung mit Juden, besser gesagt: der Chimäre von Juden oder, wie dies Adorno einmal ausgedrückt hat, dem Gerücht von Juden, liegt fast 60 Jahre zurück und fällt noch in die Kriegszeit: Ich ging mit meinem damals besten Freund, dem gleichaltrigen Wirtssohn des winzigen mittelfränkischen Dorfes, in dem mein Vater Pfarrer war, im Winter 1943/44 oder 44/45 über die mit gefrorenen Pfützen übersäte ungepflasterte Dorfstraße und ihre Nebenwege. Mein Freund schlug mit seinen benagelten hohen Winterstiefeln in das Weiß des Pfützeneises und rief dabei jedes Mal: „Schlagt den Jud tot!“ Wahrscheinlich tat ich es ihm nach, wie das sechsjährige kleine Jungen so machen. Ich erinnere mich nicht mehr, ob ich mittat. Ein Unrechtsbewusstsein hatte ich jedenfalls nicht. Ich wusste ja gar nicht, was ein Jude war, mein gleichaltriger Freund Ludwig sicher auch nicht. Er hat das sicher von seinem Vater oder sonst jemand aufgeschnappt oder gezeigt bekommen.

Für mich ist diese kleine Begebenheit heute noch ein erlebtes Zeichen dafür, wie tief damals unser Volk von dem „eliminatorischen Antisemitismus“, wie dies Daniel Jonah Goldhagen genannt hat, durchtränkt gewesen sein muss, wenn sich kleine Jungen am Ende des Krieges in dieser Form im Winter vergnügten.

Nach dieser frühkindlichen „Begegnung“ mit dem Jüdischen wuchs ich wie wohl fast alle Gleichaltrigen ganz ohne Kontakt mit Juden auf. Es gab nur eine indirekte Berührung durch Erzählungen, Bilder und Andeutungen: beide Eltern stammten aus dem Frankfurter Raum, nach Berlin wohl der Bereich, in dem in der Weimarer Republik, in der die Eltern aufwuchsen, die meisten Juden Deutschlands lebten. Mein Vater hatte als Frankfurter in seiner Klasse eine Reihe von jüdischen Mitabiturienten, meine Mutter stammte aus Königstein im Taunus, schon damals eine Art Villenvorort der Mainmetropole, wo viele, gerade auch reiche Frankfurter Juden, wohnten. So sprachen meine Eltern am Mittagstisch und auch sonst gewiss mehr als in anderen Familien üblich über Juden, zumal mein Vater in Augsburg, wo wir ab 1948 lebten, die evangelische Seite der christlich-jüdischen Verständigung vertrat.

Mich interessierte dies alles damals so wenig, dass ich nicht einmal an der Einweihung der neuen Synagoge in der Halderstraße teilnahm. Meine jüngere Schwester, die dabei war, erzählte mir später, sie sei in der Synagoge von einem jüdischen Mädchen gefragt worden, welchem Stamme sie angehöre. Meine Schwester war offenbar für eine junge Jüdin gehalten worden.

Obwohl mein Vater von Anfang an ein entschiedener Gegner der Nazis gewesen war, der Bekennenden Kirche angehört hatte, nur dank meiner Mutter wegen einer Predigt aus einem Gestapoverhör heil herausgekommen war und den Judenmord streng verurteilte, war er dennoch in den unter deutschnationalen Konservativen üblichen Vorurteilen befangen, so etwa, dass „die Juden“, die er kennen gelernt habe, entweder ganz gescheit oder ganz dumm gewesen seien, oder es genügt hätte, die „sich überall vordrängenden Juden“ an den Universitäten oder bei Juristen und Medizinern in die Schranken zu verweisen, d.h. sie hier auf die Quote ihres Bevölkerungsanteils zu beschränken.

Irgendwann erfuhr ich von meiner Mutter von einem für sie wichtigen Eindruck von Juden: Als sie nach der Mittleren Reife in Frankfurt ihr Abitur machen wollte, sei sie zuerst in einer Schule und Klasse gewesen, in der außer ihr nur noch eine Nichtjüdin war. Die jüdischen Klassenkameradinnnen seien ihr – meine Mutter kam aus kleinbürgerlichem Elternhaus – reifemäßig so überlegen und in ihren nach den Maßstäben meiner Mutter frivolen Lektüre und Gesprächen so fremd gewesen, dass sie das Lyzeum wieder verlassen wollte. Da sei sie zum Direktor der Schule gebeten worden, und dieser hätte sie fast angefleht, doch in der Klasse zu bleiben. Sein Lyzeum geriete sonst noch mehr als jetzt in den Ruf einer reinen Judenschule. Meine Mutter konnte er nicht umstimmen. Sie machte ihr Abitur auf der Ursulinenschule.

Untergründig gab es also, ohne dass ich dies bewusst wahrnahm, eine Reihe von Eindrücken aus dem Elternhaus. Hinzu kam ein mich erschütterndes Bild in einer dicken Illustrierten, die 1950 das halbe 20. Jahrhundert Revue passieren ließ: darin war das bekannte Bild der Leichenhaufen aus Bergen-Belsen zu sehen. Mir wurde fast schlecht davon, aber dass es vor allem Juden waren, die hier umgebracht worden waren, wurde mir nicht bewusst. Hierauf wies die Bildunterschrift, so weit ich mich erinnere, auch nicht hin.

Eher beeinflusste mich die Lektüre der vier Bände Biblische Geschichte von Gottfried Fankhauser, in der für Kinder die als geeignet betrachteten Erzählungen der hebräischen und griechischen Bibel spannend erzählt wurden. Ich las alle Geschichten mehrfach und begeisterte mich vor allem für das Heldische, etwa wenn Abraham ganze Reihen von Königen mit schrecklich klingenden Namen besiegte, David den Goliath bezwang oder Elia auf dem Karmel die bigotten Baalspriester schlachtete. Das fand ich zwar grausig, aber, da offenbar gottgewollt, ganz in Ordnung. Ebenso litt ich bei den Geschichten des Neuen Testamentes mit dem Heiland, der, wie eindringlich geschildert wurde, unschuldig den grausamen Kreuzestod durch Juden und Römer erleiden musste.

Judenbild im Mittelalter

All dies waren zweifellos „Vorprägungen“, mir freilich ganz unbewusst, aber wohl kaum anders, wie sie viele Altersgenossen aus ähnlich geprägten Elternhäusern mitbekamen. Zum „Lebensthema“ Juden in der Geschichte kam ich erst im Studium. Obwohl auch Alt- und Religionsphilologe war das Fach, das mich im Innersten ergriff, die Geschichte, vor allem die des Mittelalters, in der mich faszinierenden Art, wie Professor Fritz Ernst sie vermittelte, ein ungeheuer weiter Geist und großartiger anspruchsvoller Geschichtsmethodiker.2 Wohl 1962 bot er ein Oberseminar über Völkervorurteile im Mittelalter an. Hier ging es um Themen wie „Das Gift als spezifisch italienische Kampfwaffe“ oder das „Frankreichbild der Deutschen im 13. Jahrhundert“ u. Ä.. Als ich dann ein Jahr später das Thema für die Zulassungsarbeit vorschlagen musste, kam mir buchstäblich über Nacht, vielleicht im Traum, der Gedanke: Wie wäre es, über das Judenbild der Deutschen im Mittelalter zu schreiben? Das Thema wurde angenommen. Jetzt beschäftigte ich mich, vor fast genau 40 Jahren, zum ersten Mal systematisch mit einem kleinem Abschnitt der Geschichte der Juden in Deutschland.

Das Thema packte mich je länger je mehr so, dass ich beschloss, wenn möglich, es zur Dissertation auszubauen. Dass nichts daraus wurde, hängt mit der Person von Bernhard Blumenkranz zusammen, einem der damals führenden europäischen Judaisten und selbst jüdischer Herkunft. Er stammte aus Wien, hatte in Basel promoviert und lehrte an der Sorbonne in Paris.3 Ihn suchte ich auf und erfuhr, dass er genau über dieses Thema ein Buch schreiben wollte. Dass er meinen Anfängerversuch weit in den Schatten stellen würde, war mir klar. So verzichtete ich auf mein Thema und verwandte es nur für einen meiner Aufsätze.4 Gewissermaßen als Trost übergab mir Blumenkranz die handschriftlichen Vorarbeiten für die von ihm geplante Edition CONTRA JUDAEOS, die er in Oxford gefunden hatte, eine lateinische Kompilation aus dem Hochmittelalter, wie er meinte. Dass ich später zu anderen Ergebnissen kam, steht auf einem anderen Blatt.

Begegnungen mit jüdischen Menschen

In Blumenkranz lernte ich erstmals einen jüdischen Gelehrten kennen, dazu einen ehemals deutschen Juden. Mir als jungem Deutschen trat er ganz ohne Vorurteile entgegen, war mir gegenüber allzeit ein freundlicher hilfsbereiter älterer Herr, wie viele der Professoren, die ich bis dahin kennen gelernt hatte, auch. Ohne Zweifel hat die Begegnung mit Bernhard Blumenkranz mein Judenbild geprägt: fachliche Souveränität, Wohlwollen, Freundlichkeit, eine gewisse intellektuelle Eitelkeit, die ja häufig eine Berufskrankheit von Professoren ist, alles in allem ein durchaus angenehmer Mensch. Auch wenn ich später die ganze Breite von Charakteren auch unter Juden kennen lernte, waren es ganz überwiegend freundliche, ja oft auch freundschaftliche Begegnungen, wie etwa, um nur einige zu nennen:

mit Zvi Sofer hier im Institutum Judaicum, einem begnadeten Kenner jüdischer Folklore und Kunst,5

mit Arye Maimon in Jerusalem,6 der mich für die GERMANIA JUDAICA als Mitarbeiter gewann,

mit Paul Alsberg,7 dem früheren Leiter des israelischen Staatsarchivs in Jerusalem,

mit Lester Lichter, einem New Yorker Juristen, begeistertem Veteran der US-Army, der mit einer Recklinghäuserin in glücklichster Ehe verheiratet gewesen war, die den Holocaust überlebt hatte,

mit Werner Weinberg aus Rheda, dem er zeitlebens verbunden blieb, auch wenn er sich Missverständnissen aussetzte: Sein kleines Buch „My affair with Rheda“ wurde vom Titel her in den USA offenbar oft als Geschichte einer Liebe interpretiert. Werner Weinberg starb hochbetagt vor etwa 5 Jahren als Professor in Cincinnati, ein ungemein reflektierter Überlebender des Holocaust, den er so tiefsinnig interpretierte, wie wohl kein westfälischer Jude sonst.8

Und um jüdische Frauen nicht zu vergessen, die Begegnungen mit Marga Spiegel9, der Tante des jetzigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden,

mit Irmgard Ohl10und

mit Helga Becker-Leeser11, mit denen ich zusammengearbeitet habe, zusammenarbeite und noch verbunden bin – alle drei westfälische Jüdinnen, die dem tödlichen Zugriff des NS-Regimes, dem engste Verwandte zum Opfer fielen, entkommen waren.

Sie alle waren oder sind Menschen mit so viel Herz, Freundlichkeit, Wohlwollen und Menschlichkeit, dass dieses mein Judenbild auch ein Ariel Sharon nicht erschüttern kann. Die persönlich bei den genannten und vielen anderen erfahrene Menschlichkeit trotz oft unbarmherziger Schicksale und Erfahrungen, die sie mit Angehörigen meines Volkes machen mussten, ist so eines der Grundaxiome auch meiner wissenschaftlichen Beschäftigung mit Juden geworden. Juden sind für mich in erster Linie Menschen, keine Teufel, keine Heiligen, hier in nichts unterschieden von anderen Menschen, von einem freilich entscheidenden Punkt abgesehen, ihrer Geschichte und ihrer hinter ihrer Geschichte stehenden Religion.

Menschen wie andere Menschen

Die Prämisse, Juden als Menschen wie andere Menschen zu betrachten, nur mit einem letztlich religionsbedingten anderen historischen Gruppenschicksal, hat Konsequenzen nach zwei Seiten. Sie bewahrt sowohl vor Anti- wie vor Philosemitismus. Beide Haltungen sehen in Juden etwas Besonderes, grenzen sie damit negativ oder positiv aus und gefährden sie m. E. gerade dadurch, auch der Philosemitismus.

Mit beiden Haltungen sind in meinen Augen gleichzeitig vor allem historisch unzulässige Verallgemeinerungen verbunden. Aus diesem Grunde versuche ich wenn irgend möglich auch Pauschalbegriffe wie „Juden“, „Christen“, „Deutsche“ u. Ä.. zu vermeiden, natürlich noch mehr den Verallgemeinerungssingular: „der“ Jude, „der“ Deutsche, „der“ Christ, „der“ Israeli. Alle diese gab es nicht, und gibt es nicht. Mir sind in der Geschichte immer nur Juden in Deutschland, in Westfalen, in Münster in einer bestimmten Zeit begegnet, etwa im Hochmittelalter, nach der Wiedertäuferzeit, unter Christoph Bernhard von Galen, in der Weimarer Republik, am deutlichsten aber in der individuellen Ausprägung etwa als Juda ben David Ha-Lewi aus Köln,12 Moises von Hamm,13 Jakob von Korbach,14 Abraham Sutro aus Bruck,15 Alexander Haindorf aus Lenhausen16 im Sauerland, Mine Winter aus Recklinghausen,17 Marga Spiegel, wohnhaft in Ahlen,18 alle je nach Quellenlage beschreibbare unverwechselbare Individualitäten in ihrer jeweiligen Zeit an ihrem jeweiligen Ort.

Immer versuche ich, mich in deren Situation einzufühlen. Dabei übermannt mich freilich auch oft das Gefühl, rührt mich zu Tränen, auch in Vorträgen, etwa wenn der todkranke Salomon von Telgte sich Mitte September 1560 dem Syndikus der Stadt Münster schreiend vor Sorge zu Füßen wirft und ihn anfleht, sich für seine vor der Ausweisung stehende große Familie mit 10 Kindern, das letzte noch ein Baby, einzusetzen, weil sie sonst den kommenden Winter nicht überstehen könnten,19 oder wenn die Gelsenkirchenerin Anni Reisler bei einer Selektion auf dem Blechplatz in Riga schildert, wie ein siebenjähriger Junge aus Strafe dafür, dass er sein Alter, um vielleicht überleben zu können, falsch angab, getrennt von der Mutter zur Mordstätte gebracht wird.20

Gegen pauschale Betroffenheitsideologie

Aus dieser Haltung heraus und aus der Überzeugung, dass uns vor allem das nachvollziehbare Einzelschicksal menschlich berührt, ist mir die kleine Form der biographischen Skizze die liebste Darstellungsform jüdischer Geschichte. Unter meinen fast 300 Veröffentlichungen21 habe ich in Dutzenden solcher Kleinbiographien versucht, jüdischen Menschen vom Mittelalter an bis in die Zeit des Holocaust wieder ein persönliches Antlitz zu geben.

Die Bemühung um das persönliche Detail steht in direktem Gegensatz zu pauschaler Betroffenheitsideologie, die immer in Gefahr steht, schwarz-weiß zu malen, wie dies so häufig bei Gedenkveranstaltungen der Fall ist. Historische Verallgemeinerungen liegen dann gleichfalls nahe, etwa die, dass sich Deutsche von jeher durch besonderen Judenhass ausgezeichnet hätten. Tatsächlich aber wurden im Gegensatz etwa zu den westeuropäischen Ländern England, Frankreich, Spanien und Portugal aus Deutschland trotz aller Gräuel, die auch dort verübt wurden, im Mittelalter nie alle Juden für Jahrhunderte vertrieben oder „bekehrt“: freilich hängt dies sicher auch mit der territorialen Zersplitterung des Reiches zusammen.

Westfalen und die Juden

Vertreibungen gab es natürlich auch hier, auch in Westfalen, auch in Münster: Innerhalb des alten Mauerringes, wo wir uns hier befinden, durfte zwischen 1554 und 1810,22 über 250 Jahre lang, kein Jude Wohnung nehmen. Natürlich hat dies auch wieder ganz spezifisch münsterische Gründe. Und ebenso darf natürlich aus der Tatsache, dass unsere Stadt länger als jede andere im Lande Juden fern hielt – selbst das vergleichbare Dortmund kommt hier nicht mit – nicht geschlossen werden, dass in Münster stets die ärgsten Judenfeinde Westfalens zuhause waren.

Wenn man dies illegitimer Weise wollte, könnte man aus Westfalen für Juden geradezu eine historische Höllenlandschaft machen: hier wirkte mit dem aus Neuenkirchen hinter Rheine stammenden August Rohling nach einem Fachurteil der „bedeutendste Vertreter des religiös begründeten Antisemitismus“,23 hier in Münster entstand 1871 Rohlings Hauptwerk „Der Talmudjude“, im westfälischen Bochum fand 1889 der erste deutsche Antisemitenkongress statt, in Lünen, einer wahrhaft nicht gerade spektakulären Mittelstadt am Nordrand des Reviers, kamen mit 4 Toten in der Pogromnacht 1938 auf die Gesamtbevölkerung gesehen mehr Menschen ums Leben als überall sonst auf dem Boden des heutigen Deutschland.24 Jürgen Stroop, 1895 in Detmold als Sohn eines Polizisten geboren, war bekanntlich der Liquidator des Warschauer Ghettos, Johann Paul Kremer, Anatomieprofessor hier an der Westfälischen Wilhelms Universität, war drei Monate als SS-Arzt für Auschwitz abgestellt und führte dort ein sein Seelenleben erhellendes Tagebuch, mit das Makaberste, was das 20. Jahrhundert wohl an Tagebüchern hervorgebracht hat.25 Aus all diesen aus dem Zusammenhang gerissenen Nachrichten geht freilich nur hervor, dass unsere Landschaft ihren nicht zu leugnenden Anteil an den Schattenseiten des jüdisch-deutschen Verhältnisses hatte.

Es darf hier nicht um verantwortungslos ausgebeutete Effekte gehen, auch wenn journalistisch aufgemachte Überschriften vielleicht einmal erlaubt sein mögen. Entscheidend bleibt bei jeder Nachricht das sorgfältig recherchierte und in einen stimmigen Hintergrund eingeordnete Geschehen auf möglichst breiter Quellenbasis.

Archive – Grundlage aller judengeschichtlichen Forschung

Hier greift ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit: die möglichst umfassende archivalische Recherche. Zu ihr wurde ich von außen geführt. Professor Rengstorff, der Gründer dieses Hauses, betraute mich u.a. schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit der Fortsetzung der WESTFALIA JUDAICA, der Editionsreihe der Quellen zur Geschichte des Judentums in Westfalen, in Fortsetzung der von meinem Vorgänger Bernhard Brilling und Helmut Richtering begonnenen Arbeit. Hier wurde ich mit den Archiven vertraut, in erster Linie dem Staatsarchiv Münster, in zweiter dem Archiv der Stadt – von beiden sind hervorragende Vertreter heute hier anwesend – und dann auch mit vielen Archiven von Berlin bis München, von Wien bis Emden, von denen in Jerusalem und New York ganz abgesehen.

Das anfangs mit Zurückhaltung begonnene Eindringen in die Welt der in den Archiven gespeicherten Vergangenheit vor allem in die nach Dutzenden von Aktenkilometern sich erstreckenden Bestände des Staatsarchivs Münster wurde je länger, je mehr die eigentliche Grundlage meiner Arbeit bis heute. Es gibt kaum einen Aufsatz von mir, der nicht auf bis dahin unbekanntem Archivmaterial aufbaut, häufig versehen mit einem Anhang wenigstens der wichtigsten Quellen, zum Teil auch reine Quelleneditionen in Buchform. In ihrer Vorbereitung erfasst mich wahre Entdeckerfreude bis heute. Hier betrete ich gleichsam unbekannte Erdteile, kann mich als Entdecker und Pionier fühlen. Immer wieder stoße ich auf neue Zusammenhänge, die einen Aufsatz lohnen, mehr als ich je schreiben kann. Die Mehrzahl meiner Publikationen ist so entstanden, weit zerstreut, aber mit deutlich westfälischem Schwerpunkt.

In gewisser Weise kehrte ich, obwohl in Hessen geboren, wie meiner Zunge ja immer noch anzumerken ist, mit bayerischer Prägung und Heidelberger Universitätsbildung, ins Land der Väter zurück: mein Familienname ist ja westfälisch, zurückverfolgbar auf einen Hof in der Bauerschaft St. Vit bei Rheda-Wiedenbrück.

Defizite in Westfalen

Früh erkannte ich, dass gerade in Westfalen auf dem Gebiet der Geschichte der Juden noch unendlich viel zu tun war, viel mehr, als ich je leisten kann. Da ich hier von Anfang an „Einzelkämpfer“ war, dazu noch hauptberuflich in der Schule gebunden, ging mein Bestreben einmal dahin, für weitergehende Forschungen anderer Historiker Quellen bereit zu stellen, zum anderen in meinen Lehrveranstaltungen Studenten und andere, häufig auch ältere Menschen mit Horizont und Elan, nicht nur mit jüdischer Geschichte vertraut zu machen, sondern, wenn möglich, auch zu eigener Arbeit über die Geschichte der Juden anzuregen. Um die Fremdheitsschwelle zu den Archiven abzubauen, besuchte ich deswegen mit den Studenten immer wieder die Archive dieser Stadt.

In der „Anwerbung“ bzw. Heranführung von gewissermaßen „freien Mitarbeitern“ glaube ich auch einigen Erfolg gehabt zu haben. Es freut mich besonders, dass einige auch hier sind. Ich nenne nur die Damen Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer26 und Herrn Walter Tillmann,27 alle natürlich schon längst ganz selbständig und mit größeren Buchpublikationen zur Geschichte der Juden hervorgetreten.

Die „Saat“, die ich hier ausgestreut habe, ist umso wichtiger, als meine Stelle, wie die meisten unter ihnen wohl wissen, künftig nicht mehr neu besetzt wird. Trotz aller Bemühungen ist es nicht gelungen, meine auslaufende Position neu zu besetzen, obwohl sie die einzige Stelle an einer westfälischen Universität war, die sich mit der Geschichte der Juden im Lande befasste. Das ist in meinen Augen umso unverständlicher, als im Rheinland neben gut ausgestatteten Instituten in Köln und Düsseldorf allein das STEINHEIM-INSTITUT in Duisburg vier Professorenstellen aufweist und dazu noch einen Privatdozenten sowie einen weiteren promovierten Mitarbeiter beschäftigt. Daneben sind im Rheinland sowohl die GERMANIA JUDAICA Bibliothek in Köln beheimatet, die mit Abstand wichtigste Fachbibliothek des Landes Nordrhein-Westfalen, als auch die ALTE SYNAGOGE ESSEN, die jetzt zu einem weiteren Forschungszentrum ausgebaut wird. Was Forschungskapazität, Personal- und Sachausstattung in Judaistik angeht, besteht ein eklatantes Ungleichgewicht zwischen den beiden Landesteilen von Nordrhein-Westfalen, eine dramatische Schieflage, die mit dem Wegfall meiner Stelle noch größer wird. Dem Rheinland ist die Ausstattung zu gönnen, Westfalen jedoch hat diese Behandlung nicht verdient.

Judaistische Dienstleistung

Doch zurück zu meiner Arbeit! Wie angedeutet, fühlte ich mich bei meinen Bemühungen um die quellenerschließende Grundlagenforschung und um Menschen, die sich hier weiter bemühen könnten, in erster Linie als Dienstleister. Dies gilt besonders bei den vor allem schriftlichen Anfragen im Institutum Judaicum über genealogische Fragen von Juden aus aller Welt. Hier fühlte ich mich auch deswegen in der Pflicht, weil ich hier die Chance sah, den in der Regel nicht mehr in Deutschland lebenden Juden mit deutscher bzw. westfälischer Familiengeschichte und ihren Nachkommen ein Stück ihrer Vergangenheit zurückzugeben. In diesem Zusammenhang entstand auch meine einzige auf Englisch vorliegende Publikation, eine in einer US-amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlichte Handreiche für jüdische Familienforschung.28

Jüdische Geschichte - ein Sonderfall in der Geschichte der Völker

Doch nun noch einige Gedanken zur jüdischen Geschichte selbst!

Übersähe ein Außerirdischer, also nicht durch Geburt in ein bestimmtes Erdenvolk Geborener, gleichsam aus objektiver Sicht die Geschichte aller Völker dieser Erde und wollte sich die außerordentlichste heraussuchen, würde er vielleicht die jüdische wählen:

  • Wo fände er ein zahlenmäßig so winziges Volk mit fast 3500 Jahren Geschichte, zwar mit epochalen Brüchen, aber doch bei allen Veränderungen im Kern bewahrter Identität,
  • wo ein Volk, das trotz seiner geringen Zahl heute in allen Kontinenten unter den unterschiedlichsten Völkern und Kulturen zuhause ist und sich doch in seinem Bewusstsein als durch Religion und Geschichte zusammengehörig fühlt,
  • wo ein Volk, das in seiner langen Geschichte fast überall unbarmherzige Verfolgungen erlitt, die sich bis zu Ausrottungsversuchen steigerten,
  • wo ein Volk, das so umstritten ist, bekämpft, verflucht, gefeiert, bewundert, gehasst, geliebt wird wie das jüdische, wie uns allen schmerzhaft bewusst wird, bis in unsere Tage?
  • Wo finden wir ein Volk, das in der Galut, d. h in der Zeit nach dem Verlust des Heimatlandes Erez Israel, hintereinander in drei Kontinenten seinen volksmäßigen Schwerpunkt hatte,
    zuerst in Mesopotamien, wo bekanntlich der babylonische Talmud entstand und wo heute paradoxerweise in Saddam Hussein der derzeit wohl rachsüchtigste Feind des Volkes regiert,
    später vom 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Osteuropa unter verschiedenen Völkern zuletzt vor allem unter zaristischer Knute in bedrückten Verhältnissen und hoher Gefährdung – das Wort „Pogrom“ entstammt ja bekanntlich dem Russischen und bedeutet Verwüstung,
    schließlich heute in den USA, wo die derzeit mit Abstand stärkste Judenschaft unserer Zeit lebt.

Einzigartiger Beitrag zu Religion und Kultur der Menschheit

Dies alles würde allein genügen, sich mit der Geschichte dieses Volkes bevorzugt zu befassen. Hinzu kommt vieles andere, um nur noch Stichworte zu bringen:

  • Von dem jüdischen Volk ging der Gedanke des Monotheismus aus, die Grundlage für die drei westlichen Weltreligionen,
  • seine Ethik, zusammengefasst in den 10 Geboten, beeinflusst bis heute entscheidend nicht nur den Verhaltenskodex der westlichen Menschheit, sondern praktisch den der ganzen Welt,
  • die hebräische Bibel ist nicht nur ein einzigartiges Geschichtsdokument, sondern Ausgangspunkt für die heiligen Bücher der beiden Religionen, die die meisten Anhänger haben, des Christentums und des Islam.

Was hier niedergelegt ist, bildet gleichzeitig die vorrangige religiös kulturelle Basis für die heute herrschende Weltkultur, von der Wocheneinteilung und dem 7. Tag als Ruhetag angefangen bis hin zu unserem linearen Geschichtsdenken, von vielem anderen ganz zu schweigen.

Unbegreiflichkeiten jüdischer Existenz

Unendlich viel haben Juden zu unserer heutigen Weltkultur beigetragen, fast unbegreiflich viel angesichts ihrer stets geringen Zahl. Die Frage nach dem Warum dieser geistigen Fruchtbarkeit, die Frage nach dem Überleben des Volkes bei den tief in die Substanz eingreifenden Katastrophen wie es der Untergang des davidischen Reiches 587 vor Christus darstellte, die sich daran anschließende so genannte babylonische Gefangenschaft, die Zerstörung des Tempels 70 n.Chr. mit der bald beginnenden Galut, der auf die Vernichtung abzielende Holocaust zu Lebzeiten vieler hier Anwesenden, von vielen anderen Verfolgungen ganz abgesehen, sind ebenso bedrückende wie das geschichtliche Denken herausfordernde Fragen.

Lassen Sie mich noch den Blick auf eine sehr weit entfernte Zeit zurücklenken, die Zeit unmittelbar vor dem Untergang des Reiches Juda etwa 630 vor Christus. Drei Großmächte beherrschten in dieser Umbruchszeit den Vordergrund des historischen Geschehens im Vorderen Orient,

(1) Assyrien, die damals in raschem Niedergang befindliche gewaltige Militärmacht,

(2) Ägypten mit seiner damals schon unendlich weit zurück reichenden Kultur, zwar seit langem erstarrt, aber immer noch Großmacht, und

(3) Babylonien, das sich anschickte, das Neubabylonische Reich zu errichten, dem Juda dann wenig später erliegt,

im Hintergrund schon die kommenden Reiche, Persien weit im Osten, die Griechen im Norden, die schon damals in Ägypten die wichtigsten Söldner stellten, ganz weit im Westen noch unter etruskischer Vorherrschaft die nachmalige Weltmacht Rom,

dazwischen das kleine Juda ohne jede erkennbare politische Perspektive. Kein Betrachter des Weltgeschehens hätte diesem Kleinstaat eine Chance gegeben.

Doch wie sah es 1000 Jahre später aus! Die Weltmächte um 600 waren verschwunden und nur noch eine geschichtliche Erinnerung, Griechenland und Rom um 400 n. Chr. endgültig christlich geworden, d. h. religiös von letztlich jüdischen Ideen überformt. Von eben diesen ließ sich zwei Jahrhunderte später auch Mohammed in zentralen Punkten zu seiner neuen Religion inspirieren.

Dies alles geschah durch ein, wie schon öfters betont, zahlenmäßig bis heute winziges Volk, das alle Katastrophen seiner Geschichte überlebte, denen jedes Nachbarvolk erlag, und weiter verfolgt, unterdrückt, zum Teil auch dezimiert wurde und doch als einziges Volk der geschilderten Welt um 600 v. Chr. die wesentlichen Inhalte seiner religiösen Identität von damals bis heute bewahrte.

Dies ist das für mich größte geschichtliche Faszinosum, historisch letztlich unerklärbar und wohl nur aus religiöser Sicht deutbar.

Dies könnte eine Anekdote von Friedrich dem Großen – und damit will ich schließen – am tiefsten gesehen haben: Der große Spötter und Religionsverächter wollte einmal seinen Superintendenten in Verlegenheit bringen und fragte: „Nenne Er mir einen einzigen Gottesbeweis, aber kurz, in drei Worten!“ Da soll der kluge Geistliche einen Schritt vorgetreten sein und sich mit den Worten verbeugt haben: „Majestät, die Juden“.

Anmerkungen:
  1. Rede anlässlich der Verabschiedung aus dem aktiven Dienst am Institutum Judaicum Delitzschianum am 16. 4. 2002 in Münster. Die Form der Rede wurde beibehalten, Anmerkungen hinzugefügt.
  2. Vgl. Fritz Ernst. Im Schatten des Diktators. Rückblick eines Heidelberger Historikers auf die NS-Zeit. Herausgegeben, eingeleitet, erläutert und mit einem Quellenanhang versehen von Diethard Aschoff, Heidelberg 1996.
  3. Zu Blumenkranz, geb. 1913, vgl. Artikel: Blumenkranz, Bernhard, in: Encyclopaedia Judaica, Band 4, Jerusalem 1971, Sp. 1141. Seine beiden wichtigsten Werke sind: Juifs et chrétiens dans le monde occidental, 1960, und : Les auteurs chrétiens latins du Moyen-Age sur le Juifs et le judaisme, 1963.
  4. Zum Judenbild der Deutschen vor den Kreuzzügen, in: Theokratia. Jahrbuch des Institutum Judaicum Delitzschianum 2, 1973, 232-252.
  5. Zvi Sofer (geb. 28.1.1911 Jaltuschkow /Ukraine, gest. 25.1.1980 Münster) promovierte 1965 in Göttingen und war 1966-1980 als wissenschaftlicher Angestellter an der Universität Münster beschäftigt. 1976-1980 Kantor der jüdischen Gemeinde Münster. Vielseitiger Judaist: so besprach er zwei Schallplatten, schrieb ein jüdisches Kochbuch, organisierte Ausstellungen, Studienfahrten u.ä. Nachruf in den Westfälischen Nachrichten am 26./27. Januar 1980.
  6. Zu Arye Maimon vgl. die Würdigung im Vorwort von GERMANIA JUDAICA, Band III (1350-1519), 2. Teilband, Tübingen 1995, S. V-VI.
  7. Paul A. Alsberg, geb. 30. März 1919 in Wuppertal, ab 1939 in Israel, zu seinem 80. Geburtstag gewürdigt als „Doyen der Israelischen Archivare und ihr Lehrer“, war nach vielseitiger fruhtbarer wissenschaftlicher- und wissenschaftsorganisatorischer Arbeit von 1971-1990 als „Israel State Archivist“ der führende Archivar seines Landes. Er schrieb u. a. 1973 den „Guide to Archives in Israel“ und 1991 den „Guide to the Israel State Archives“. Vgl. Arkhiyyon. Reader in Archives Studies and Documentation 10/11, Jerusalem 1999, Introduction; Who’s Who in the World, 19th Edition 2002.
  8. Werner Weinberg: Self-Portrait of a Holocaust-Survivor, Jefferson-London 1985, deutsch: Wunden, die nicht heilen dürfen, Freiburg 1988.
  9. Marga Spiegel: Retter in der Nacht. Wie eine jüdische Familie im Münsterland überlebte. Herausgegeben, eingeleitet und erläutert von Diethard Aschoff, Münster 1999; Michael M. Rainer: Mit Geschichte Sympathie erwecken. Gespräch mit Marga Spiegel, in: Grenzgänge. Menschen und Schicksale zwischen jüdischer, christlicher und deutscher Identität. Festschrift für Diethard Aschoff, Münster 2002, S.415-422.
  10. Zu Irmgard Ohl, geb. Heimbach vgl. Gisela Möllenhoff. Rita Schlautmann-Overmeyer: Jüdische Familien in Münster 1918-1945. Teil 1. Biographische Daten, Münster 1995, S. Nr. 176 S. 180-182; Teil II 2, Münster 2001, Register S. 1147 unter Heimbach, Irmgard.
  11. Zu Helga Becker-Leeser vgl. Volker Jakob / Annet van der Voort: Anne Frank war nicht allein. Lebensgeschichten deutscher Juden in den Niederlanden, Berlin /Bonn 1988, S.239-245. Mit ihrem Sohn Joost zusammen schrieb Frau Becker-Leeser über ihre Herkunftsgemeinde Dülmen 1815-1933, in: Juden im Kreis Coesfeld, in: Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Kreises Coesfeld, 24, 1990, S. 88-116.
  12. Probst Hermann von Scheda, der erste jüdische Konvertit Westfalens, in: Der Märker 33, 1984, 204-209.
  13. „Attentate“ auf den Schlossherrn von Niederwerries. Zu einem Prozess des Juden Moses von Hamm gegen den Ritter Dietrich von Nehem zu Beginn des 17. Jahrhunderts, in: Der Märker 50, 2001, S. 38-47.
  14. Schicksale Korbacher Juden im 16. Jahrhundert, in: Geschichtsblätter für Waldeck 65, 1976, S. 162-181, weiter Quellen und Regesten zur Geschichte der Juden in der Stadt Münster 1530-1650/1662, in: Westfalia Judaica III 1, hrsg. von D. Aschoff, Münster 2000, Register unter Jakob von Korbach S. 325.
  15. Artikel: Sutro, Abraham, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 11, 1996, Sp. 283-287.
  16. Artikel: Haindorf, Alexander, ebenda 20, 2002 (im Druck).
  17. „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: Vestische Zeitschrift 94/95/96, 1995/1996/1997, S. 321-386.
  18. Vgl. Anm. 8.
  19. Salomon von Telgte (gest. 1562), ein jüdisches Schicksal im Münsterland, in: Westfälische Forschungen 33, 1983, 87-103, hier S. 92; 102.
  20. Konzentrationslager in der Erinnerung jüdischer Überlebender aus dem nördlichen Ruhrgebiet, in: Juden im Ruhrgebiet, Essen 1999, S. 172f.
  21. Bibliographie, hrsg. von Jürgen Kalms, in: Grenzgänge, wie Anm. 8, S. 423-438.
  22. Die Juden in der ständischen Gesellschaft, in: Geschichte der Stadt Münster, Münster 1993, Band 1, 575-593, hier S. 584f; 592f.
  23. Isaak Arie Hellwing: Der konfessionelle Antisemitismus im 19. Jahrhundert in Österreich, Wien 1972, S. 71.
  24. „...die beiden Juden gingen durch den Jordan“ – die „Reichskristallnacht“ in Lünen, in: Geschichte der Juden in Lünen, Lünen 1988 S. 97-139; 258-260, vgl. weiter: Die „Kristallnacht“ in Lünen im Spiegel der Strafprozesse, in: Der Märker 37, 1988, 210-220.
  25. Zu Stroop und Kremer und weiteren Beispielen vgl. Zum Judenbild in Westfalen. Ein Versuch über „Fremdheit“ vor allem in voremanzipatorischer Zeit, in: Westfalens Geschichte und die Fremden, Münster 1994, 59-78, besonders S. 61f.
  26. Vgl. oben Anm. 9 und etwa die Beiträge in der Anm. 8 genannten Festschrift: G. Möllenhoff: Angehörige „privilegierter Mischehen“ während des Dritten Reiches. Die Beispiele Litten und von Szily aus Münster, S. 343-367 und R. Schlautmann-Overmeyer: Die Zwangsausweisung polnischer Juden aus Münster 1938/39, S. 367-387.
  27. Walter Tillmann: Geflüchtet - Verschollen - Ermordet. Das Schicksal der jüdischen Familie Hertz aus Ostenfeld, Warendorf 1999.
  28. The Current State of the Study of Jewish History in Westphalia, in: Shofar. An Interdisciplinary Journal of Jewish Studies 15, No. 4, Summer 1997. S. 41-58.

Editorische Anmerkungen

Prof. Dr. Diethard Aschoff hielt diese Rede bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand am 16. April 2002


Quelle: Begegnungen - Zeitschrift für Kirche und Judentum, Nr. 2, 2002 (Evangelisch-Lutherischer Zentralverein für Begegnung von Christen und Juden, Archivstr. 3, D-30169 Hannover. E-mail: Wolfgang.Raupach-Rudnick@evlka.de).