L'Arche Daybreak: Ein Beispiel interreligiöser Beziehungen in der Arbeit mit Entwicklungsbehinderten

Der Artikel beschreibt die seelsorgerische Unterstützung eines repräsentativen jüdischen Erwachsenen mit einer Entwicklungsbehinderung in einer überwiegend christlichen Umgebung.

Beth Porter

L’Arche Daybreak:*

Ein Beispiel interreligiöser Beziehungen

in der Arbeit mit Entwicklungsbehinderten

Der Artikel beschreibt die seelsorgerische Unterstützung eines repräsentativen jüdischen Erwachsenen mit einer Entwicklungsbehinderung in einer überwiegend christlichen Umgebung, einschließlich der Vorbereitung einer Bat Mitzwa-Feier und dem sich daraus ergebenden Wachstum in Selbstachtung. Der Artikel umreißt ferner, wie die Autorin selbst und die sie umgebenden christlichen und jüdischen Gemeinschaften durch dieses Geschehen sich der Notwendigkeit zwischenreligiöser Beziehungen bewußt wurden. Schließlich drängt er darauf, die Begabung von Menschen mit Behinderungen anzuerkennen, die darin bestehen kann, Menschen unterschiedlicher religiöser Traditionen in gegenseitiger Achtung und Freundschaft zusammenzuführen.

„Ich habe das nie bekommen… Du weißt schon, wo jeder einem Bonbons zuwirft und Mazel Tov wünscht und alles das.“

Diese Bemerkung machte meine Freundin Ellen vor einigen Jahren während unseres Besuchs bei einem lokalen Rabbiner. Sie bezog sich auf eine Bat Mitzwa-Feier, die jüdische Zeremonie, bei der eine Jugendliche öffentlich Verantwortung für ihr eigenes Glaubensleben als Erwachsene übernimmt. Ich wußte gleich, daß hinter diesen Worten die Sehnsucht steckte, „normal" und wie alle anderen und doch zugleich auch einmal ganz „besonders" zu sein.

Ellen und ich leben in L"Arche Daybreak, einer Gemeinschaft, die auf den Seligpreisungen [des Matthäus-Evangeliums] beruht, in der Leute mit Entwicklungsstörungen und die sie Betreuenden gemeinsam leben. Die meisten Gemeinschaftsglieder gehören den christlichen Kirchen an. Einige entstammen anderen Religionen. Erst durch meine Freundschaft mit Ellen wurde mir die Wichtigkeit zwischenreligiöser Beziehungen bewußt. Sie ist eine jüdische Frau in ihren späten dreißiger Jahren, die schon bald nach Beendigung der Schule zu Daybreak kam, weil ihren Eltern der familiäre Lebensstil von L"Arche gefiel. Wenn Ellen sich in einer Situation wohlfühlt, ist sie umgänglich und direkt und hat eine besondere Begabung zu reimen. In der Holzwerkstatt von Daybreak, in der Ellen arbeitet, hat sie sich bei ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen durch ihre Wärme und ihren Sinn für Humor beliebt gemacht. Wie andere Behinderte hat auch Ellen mit ihren Beschränkungen gekämpft. Zum Beispiel hätte sie gern geheiratet und Kinder gehabt, weil sie selbst aus einer liebevollen und fürsorglichen Familie kommt, aber es stellt für sie schon eine hohe Anforderung dar, für sich selbst zu sorgen.

Während ihrer Schulzeit besuchte Ellen ein privat geführtes katholisches Internat und war dort einem stark christlichen Einfluß ausgesetzt. Dennoch bestand sie immer darauf, daß sie jüdisch sei, obwohl ihre Beteiligung am Erlebnis des Judentums auf Chanukka- und Passa-Feiern innerhalb der Familie und ein Sedermahl beschränkt blieb, die von ihren Eltern in der Passa-Woche innerhalb der Daybreak-Familie gehalten wurde. Sie ist eine gläubige Frau mit einer starken Beziehung zu Gott und besucht von sich aus oft den christlichen Gottesdienst der Daybreak-Gemeinschaft, wo sie mit anderen in spontanem Gebet für ihre Familie und ihre Freunde eintritt. „Jesus war auch ein Jude," ruft sie uns manchmal in Erinnerung.

Es waren Ellens Humor, ihr Glaube und ihre Offenheit, die mich aufmerken ließen als ich vor vielen Jahren in der Daybreak-Gemeinschaft zu leben begann. Bis dahin hatte ich die meiste Zeit meines Lebens in der akademischen Welt verbracht. Hier genoß ich die einfache Direktheit der L"Arche-Beziehungen. Wir hatten schon einige Jahre bei Daybreak gelebt als mir Ellen während eines Gottesdienstes in der Karwoche mit Schmerz gestand, daß sie zwar Jüdin sei, aber Jesus nicht getötet habe. Ellens Worte machten mir schlagartig meine Blindheit gegenüber der antijüdischen Polemik der Evangeliumsberichte bewußt. Ich hörte was Ellen meinte, und wurde selbst zutiefst in Frage gestellt. In den folgenden Tagen rang ich mich zu der dämmernden Erkenntnis durch, daß gewisse Texte, die ich und andere Christen als hoffnungsvoll und lebenspendend erfuhren, meine jüdische Freundin abwerteten und verurteilten. Ich entschloß mich alles zu tun um Ellen zu helfen, sich in ihrer eigenen Glaubenstradition gestärkt zu fühlen. Über die folgenden Monate und Jahre hin wurde die Bemerkung Ellens über die persönliche Herausforderung hinaus zu einer Herausforderung an unsere ganze Gemeinschaft: Wie konnte es sein, daß wir uns so an die antijüdischen Passagen unserer christlichen Liturgie gewöhnt hatten, daß wir sie nicht mehr als solche erkennen konnten? Und wie war es möglich, daß wir als Gemeinschaft die Gabe übersehen hatten, die uns in Menschen mit einem anderen Glaubenshintergrund als dem unseren geschenkt worden war? Dieser Artikel will als Beitrag zu zwischenreligiöser pastoraler Arbeit verstanden werden. Er ist eine Skizze des Glaubensweges, den Ellen geht - eines bemerkenswerten Weges in jüdische Reife - dabei zugleich meines eigenen Weges in Ellens Begleitung und schließlich eine Skizze darüber, wie wir unseren gemeinsamen Weg für die weitere Gemeinschaft, in der wir leben, fruchtbar machen.

Erste Schritte

Mein Anfangsplan für Ellen war einfach: Ich würde sie zu einem Synagogengottesdienst bringen. Ellen schien mit der Idee zufrieden zu sein. Die nächste Frage war, zu welcher Synagoge. Ich wußte nur wenig über das Judentum und nichts über die lokale jüdische Gemeinde. Ich mußte überall einen Anfang machen. Von Ellens Eltern erfuhr ich, daß ihre Familie Wurzeln im konservativen und Reformjudentum hatte. Als Kind hatte sie ab und zu mit ihrer Familie an Gottesdiensten teilgenommen, aber die Eltern hatten keine besonderen Wünsche im Blick auf einen Synagogenbesuch.

Es war mir sehr wichtig, daß sich Ellen willkommen fühlen würde. Sie würde Menschen brauchen, die ihre freundliche und redselige Natur zu schätzen wüßten. Sie ist zartfühlend und kann Kränkungen sehr tief empfinden. Manchmal trägt sie ihr Leiden dann ziemlich auffällig. Ich machte mir auch Sorgen, daß Ellen sich einfach sehr gelangweilt fühlen könnte, denn die Synagogengottesdienste sind lang und hauptsächlich in hebräisch, und sie würde die englische Übersetzung nicht wie ich lesen können. Es müßte ein Weg gefunden werden, wie sie sich als Teilnehmer am Gottesdienst empfinden könnte.

Es war mir auch bewußt, daß Ellen es mit neuen Erfahrungen nicht leicht hat, und daß die Suche nach der für sie rechten Synagoge für sie schwierig sein würde. So besuchte ich zunächst allein drei verschiedene Synagogen, stellte mich dem Rabbiner vor und erklärte den Zweck meines Besuchs. In einer größeren, eher traditionellen Synagoge besuchen eine Reihe von entwicklungsbehinderten Menschen regelmäßig den Gottesdienst, sie sitzen aber auf einer der Emporen und sind damit weit entfernt vom Zentrum der gottesdienstlichen Aktivitäten. Ich wußte, daß eine derartige Situation zu Ellen nicht passen würde. Sobald sie ihre anfängliche Scheu überwunden hat, trägt sie, wo immer sie ist, ihren Teil bei. Die Reformsynagoge machte einen guten Eindruck vor allem, weil die Gottesdienste kürzer sind und mehr englisch verwendet wird. Sie ist aber ziemlich weit entfernt und hat eine große Gemeinde, in der es für Ellen auch hier schwierig sein würde, einen für sie bedeutungsvollen Platz zu finden. Eine konservative Synagoge war nahegelegen; so beschlossen wir, diese zu versuchen.

Der erste Gottesdienst, den Ellen und ich gemeinsam besuchten, bestätigte meine Intuition, sie in eine Synagoge zu führen. Er bewirkte eine auffallende Verwandlung in ihr. Als wir die Synagoge betraten, sang die Gemeinde gerade das Sch"ma Israel, „Höre Israel …" (das jüdische Glaubensbekenntnis). Ellen stand still - wie bezaubert. Dann, völlig verwandelt , übernahm sie die Führung. Ihre ganze Körpersprache bezeugte, daß dies ihr Territorium war; hier war sie zu Hause, und ich war der Gast. Voll Stolz ging sie so weit wie möglich nach vorn und wählte unsere Sitze. Es gab dann einige amüsante und (für mich) unangenehme Augenblicke, als Ellen, begeistert über die hebräischen Gesänge und die Prozession der Torah, von ihrem Platz aufstand und sich der Prozession anschloß und erst vor dem Rabbiner auf der erhöhten Plattform, von der aus die Tora verlesen wird, halt machte, oder als sie eifrig bei der Enthüllung der Tora helfen wollte. Der Rabbiner war Ellen gegenüber freundlich und einladend, aber andere Mitglieder, die irgendeine besondere Gelegenheit feierten, hatten sich am Bema (Podium) zum Rabbiner gesellt, und was sie tat, war eindeutig nicht Teil des Plans für diesen Morgen.

Es war klar, daß ein kleinerer, weniger strukturierter Gottesdienst für Ellen besser sein würde. Glücklicherweise fanden wir eine kleine konservative Gemeinde, die stark auf die Beteiligung aller Glieder am Gottesdienst ausgerichtet war. Die Gleichheitsnatur dieser Synagoge, die Kehillah Ahavat Hesed (wörtlich: die liebevolle oder gütige Gemeinde), bedeutete für Ellen, daß sie sich je nach dem Maß ihrer Fähigkeiten würde beteiligen können. Ellen wurde oft eingeladen, die Arche, in der die Tora-Rollen aufbewahrt werden, zu öffnen oder auch an der Tora-Prozession teilzunehmen. Nach ihrer Bat Mitzwa, darf sie auch hin und wieder bei der Tora stehen, wenn diese verlesen wird - eine Ehre die in größeren Gemeinden dem einzelnen viel seltener geboten werden kann. Es scheint Ellen nichts auszumachen, daß sie wenig englisch und noch weniger hebräisch lesen kann, solange sie sich nur als Teil des Gottesdienstes empfindet. Sie fing an, Teile der vertrauten hebräischen Gesänge auswendig zu lernen und ihre Gedanken zu den Diskussionen über die Torah-Lesung beizutragen.

 

Ellen mit der Tora-Rolle

 

Ich fand, daß einige Gottesdienste mehr als andere für Ellen geeignet waren. Nach dem Referat eines akademischen Gastes, dem Ellen aufmerksam zugehört hatte, versuchte sie, sich an der anschließenden Diskussion zu beteiligen. Der Redner war davon deutlich überrascht und beunruhigt. Ein andermal fand eine große Bar Mitzwa mit vielen Gästen statt, wodurch wir in der Synagoge ganz hinten sitzen mußten. Die Folge war, daß Ellen sich deutlich fehl am Platz und ruhelos fühlte. Darum entschieden wir uns für einen bescheidenen Anfang - wir würden uns zu einem einzigen Synagogenbesuch pro Monat verpflichten und jeweils zusammen mit andern Mitgliedern der Synagoge entscheiden, welche Art von Gottesdienst Ellen die beste Möglichkeit zur Beteiligung geben würde. Für die hohen heiligen Tage, wenn Gottesdienste sehr lang und stark besucht sind, baten wir um Vorschläge bezüglich der besten Zeiten, zu denen wir erscheinen konnten, so daß Ellen eine aktive Rolle spielen konnte. Vor den hohen heiligen Tagen lesen wir Erzählungen, die uns helfen, auf das Thema der Versöhnung einzugehen, das für diese Tage von großer Bedeutung ist. Besondere Höhepunkte der hohen heiligen Tage waren für Ellen ein Bühnenspiel um Jona und das Blasen des Schofars.

Persönliches und geistliches Wachstum:

Es waren die kleinen Veränderungen im Verhalten Ellens, die mir bei unseren ersten Besuchen in der Synagoge auffielen. Schon bald lief sie mir voraus vom Parkplatz und betrat die Synagoge allein. Sie grüßte die Menschen und wählte ihren Sitzplatz ganz vorn bei Freunden, die sie näher kennenlernte, oder in der Nähe der Arche, einem Ort, den sie offenbar als heilig empfand. Und im gleichen Maß, in dem sie allmählich ihren Platz in der jüdischen Gemeinde einnahm, wuchs auch ihr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, was wiederum denen auffiel, die täglich mit Ellen arbeiteten. Sie konnte leichter ein Lob annehmen und schien einfach sicherer und zufriedener zu werden. Inzwischen entdeckte ich selbst den Reichtum des Gottesdienstes in der Synagoge und die vielen Stellen, an denen die christliche Liturgie oder Tradition im Judentum wurzelt. Besonders beeindruckte mich die freie und offene Weise, in der diese kleine Gemeinde sich während der D"var Tora (der Reflexion) mit der Tora-Perikope auseinandersetzte, und ich sah die Beziehung, die selbst jene Lesungen der hebräischen Schriften zum alltäglichen Leben haben, die ich bisher als unbedeutend ansah oder nur in christlicher Auslegung kannte. Als ich meine Entdeckungen mit andern Freunden innerhalb der Daybreak-Gemeinschaft besprach, denen Ellens Wachstum ebenfalls aufgefallen war, baten sie mich, uns samstagmorgens begleiten zu dürfen. Auch ihnen war das Erlebnis der Synagoge wertvoll, wodurch wiederum Ellens Unterstützung erweitert wurde, denn durch das Interesse der Freunde fühlte sie sich bestätigt.

Neues Lernen und Bat Mitzwa-Vorbereitung:

Hin und wieder feierte die Gemeinde Bar oder Bat Mitzwa mit einem Jugendlichen, und Ellen erwähnte ab und zu, daß sie gern eine solche Feier für sich selbst hätte.

Das zentrale Ereignis der Bar oder Bat Mitzwa-Feier besteht darin, zur Tora-Lesung aufgerufen zu werden. Der Betreffende spricht den hebräischen Segen vor und nach der Lesung und darf auch selbst die Tora lesen und über den Abschnitt reflektieren. Es ist möglich, solch eine öffentliche Feier später im Leben zu haben, wenn man sie als Jugendlicher verpaßt hat; ich glaubte allerdings, daß die Bat Mitzwa-Vorbereitung für Ellen zu schwierig sein würde. Ich war überrascht als beim Treffen mit dem die Kehilla (Gemeinschaft) betreuenden Rabbiner dieser den Traum Ellens unterstützte. Er empfahl, daß Ellen weiterhin die Synagoge besuche und an den besonderen Feiertagen teilnehme, um jüdische Traditionen besser kennenzulernen, und zugleich lerne, sich um andere zu kümmern. Er erklärte, daß dies von fundamentaler Bedeutung für das Judentum sei. Sie solle aber außerdem die hebräischen Segenssprüche auswendig lernen, die vor und nach der Tora-Lesung gesprochen werden. Er erklärte uns, daß die Lesung selbst legitim von einem anderen Gemeindeglied wahrgenommen werden könnte. Als Outreach-Aktivität wollte Ellen mich bei meinen seelsorgerlichen Krankenhausbesuchen bei einem Alzheimer-Kranken unserer Daybreak-Gemeinschaft begleiten. Diese sich über mehrere Monate erstreckenden Besuche brachten in Ellen ein starkes Zartgefühl hervor, das wir alle drei als bedeutungsvoll und wohltuend empfanden.

Es dauerte nicht lange bis ein Gemeindeglied eine Tonbandaufnahme für Ellen mit dem hebräischen Wortlaut der Tora-Segnungen gemacht hatte. Die Aufnahme schloß Worte der Ermunterung, eine Erklärung und englische Übersetzung der Segnungen und diese selbst ein und zwar langsam gesprochen, so daß sie die Worte nachsprechen konnte. Dann waren sie außerdem noch zu einer bekannten Melodie gesungen, die es leichter machte, sie sich einzuprägen.

Nach Rücksprache mit Ellen und dem Pfarrer unserer Daybreak-Gemeinschaft, dem inzwischen verstorbenen Pater Henri Nouwen, bildete ich einen Helferkreis von Ellens Freunden, der ihr im folgenden Jahr half, sich auf ihre Bat Mitzwa vorzubereiten. Diese Leute waren hauptsächlich aus der Daybreak-Gemeinschaft und nichtjüdisch, aber sie kannten Ellen und waren ihr gut und bereit, mit ihr zusammen zu lernen. Wir machten Kopien des Tonbands für ihre Familie und Freunde, so daß sie mit jedem von uns üben konnte und bei jeder Übung die gleiche Aussprache und Melodie lernte. Ein Freund besorgte ihr einen großen Ausdruck der in Silben gegliederten lateinischen Buchstaben des hebräischen Textes, den sie zum Teil lesen konnte. Ellen selbst arbeitete hart daran, die Tora-Segnungen zu lernen.

Ein christlicher Freund, der sich im Judentum etwas auskannte, lud Ellen und einige Daybreak-Mitglieder an Freitagabenden zu einem Sabbatessen ein. Bei besonderen Zeiten innerhalb ihrer Familie hatte sie den Segen beim Anzünden der Sabbatkerzen und den für Brot und Wein erlebt und übte sich nun bei diesen Abendmahlzeiten. Da Ellen den Davidsstern als jüdisches Symbol leicht erkennen kann und besonders gern mag, half ihr ein anderer Freund aus ihrem Helferkreis, einen solchen als Kerzenhalter aus einer Konservendose sorgfältig mit einem Nagel herauszustanzen und zu hämmern. Ellen war auf das Enderzeugnis stolz, das sich in einem abgedunkelten Raum sehr gut ausnahm. Ellen und ich lernten viel über die größeren jüdischen Feste, indem wir uns im lokalen Judaica-Geschäft nach Büchern und Aktivitäten umsahen, die uns dabei helfen würden. Manchmal war es nicht leicht, Material zu finden, das zwar leicht zu verstehen, aber nicht für Kinder geschrieben war. In dieser Hinsicht war uns die Reena Foundation, eine lokale jüdische Organisation, die sich um entwicklungsbehinderte Menschen müht, sehr behilflich. Wann immer Ellen und ich mit dem Auto unterwegs waren, erfreuten wir uns beide beim Singen zu Tonbändern mit Sabbat-, Passa- und Chanukkaliedern, je nach der entsprechenden Jahreszeit.

Innerhalb der Daybreak-Gemeinschaft nahmen die Unterstützung Ellens und auch das Interesse am Judentum zu. Im Herbst besuchte Ellen ein Teil der Gottesdienste der hohen heiligen Festtage. Innerhalb der Daybreak-Gemeinschaft sprachen wir über Rosh-Haschana und feierten Gottes Schöpfung in einer besonderen zwischenreligiösen Liturgie, servierten Äpfel in Honig getaucht, um unseren Wunsch für ein süßes Neujahr auszudrücken. Durch eine besondere Vereinbarung mit der Synagoge war es möglich, daß Ellens Mitarbeiter in der Holzwerkstatt einen Teil des Yom Kippur-Gottesdienstes besuchen durften, teils aus Interesse, teils um sich mit Ellen solidarisch zu zeigen. Diese Gottesdienstteilnahme wird zum alljährlichen Brauch.

Die Helfer der Daybreak-Gemeinschaft halfen Ellen zur Hanukkazeit abendlich die Hanukka- Menora anzuzünden. Wir wollten dabei sorgfältig vermeiden, Hanukka ja nicht an Weihnachten anzupassen, das üblicherweise bald danach gefeiert wird. Darum baten wir ihre Eltern, uns bei der Vorbereitung einer Hanukkafeier für die Daybreak-Gemeinschaft mit Liturgie und anschließender Party behilflich zu sein. Wir lasen die Geschichte der Makkabäer und ein Synagogenmitglied erzählte uns über die verschiedenen Traditionen, die dieses Fest umgeben. Wir dachten über die Bedeutung der Religionsfreiheit nach, verteilten Hanukka-Gelt (Schokoladenmünzen) und Dreidles und tanzten im Kreis zu lebhafter israelischer Musik. Diese Hanukkah-Feier ist in der Daybreak-Gemeinschaft inzwischen zur schönen Tradition geworden.

Inzwischen nahm Ellens Selbstwertgefühl merklich zu. Während sie zunächst im Blick auf ihre Erlebnisse in der Synagoge sehr zurückhaltend war, wurde sie bald sicherer und begann, zu vielen ihrer Freunde innerhalb der Gemeinschaft über die näher kommende Bat Mitzwa zu sprechen und die Hoffnung auszudrücken, daß sie daran teilnehmen würden. Ihre Erregung war ansteckend, und schon bald waren Ellen und die Erwartung ihrer bevorstehenden Feier Tagesgespräch bei Daybreak.

Ein Freund von der Synagoge lud Ellen und andere Beteiligte zu einem Planungsabendessen für ihre Bar Mitzwa ein. Zusammen mit Verantwortlichen der Synagoge, ihren Eltern und ihrem Helferkreis traf sie Entscheidungen über viele Aspekte ihrer Bat Mitzwa. Als ihre Tora-Lesung wählte sie den Abschnitt, der über die Eigenschaften Gottes spricht (2. Mose 34,5-7); sie wählte die Personen, die beim Gottesdienst um sie sein würden und sie entschied sich für ihr D"var-Tora für die Lesung der Erzählung über den „Giving Tree" (Den schenkenden Baum) von Shel Silverstein, bei der es um bedingungslose Liebe geht. Mit Freunden in ihrem Helferkreis plante Ellen, was sie anziehen würde und sie half bei der Wahl des Gebetsschals und Kippas, die Geschenke ihrer Freunde von Daybreak werden sollten.

Pater Henri schlug vor, daß wir einen regulären Gottesdienst innerhalb der Gemeinschaft benutzen, um die Daybreak-Gemeinschaft auf das Feiern mit Ellen vorzubereiten. In diesem Gottesdienst erklärte ein Mitglied der Synagoge die Bedeutung der Bat Mitzwa-Feier und der verschiedenen Aspekte des Gottesdienstes, und Ellen selbst erzählte, was sie gelernt hatte. Dann bat sie spontan alle Anwesenden, sich um sie zu sammeln und ihr die Hände aufzulegen und für sie zu beten, ein Brauch, den wir ab und zu bei Daybreak pflegen, wenn wir eine Person zu einem besonderen Dienst verabschieden. Dies war wieder ein Meilenstein auf Ellens Weg. Sie schien von der Liebe und Unterstützung, die im Gebet ihrer Freunde zum Ausdruck kam, überwältigt zu sein. Und, was sehr wichtig war, sie hatte das Gefühl, daß ihre Feier und ihre geistliche Identität sowohl innerhalb der Daybreak-Gemeinschaft als auch innerhalb ihrer Synagogengemeinschaft aufgehoben war. Dies hieß, daß Ellen sich wahrscheinlich durch die Bestätigung ihres Glaubens innerhalb des Judentums nicht der Daybreak-Gemeinschaft entfremden würde.

Ellens Bat Mitzwa-Feier:

Ellen war vor ihrer Feier natürlich nervös, und je näher ihre Bat Mitzwa rückte, desto leichter war sie zu verärgern und war sich schließlich nicht einmal mehr sicher, ob sie überhaupt eine Bat Mitzwa-Feier haben wollte. Ich fand es wichtig, ihr drei Tage vorher, als ihr Angstgefühl den Höhepunkt erreicht hatte, die Gelegenheit zu geben, das ganze Ereignis abzusagen, sollte dies wirklich ihr Wunsch sein. Dies erlaubte ihr die notwendige Kontrolle über eine Situation, in der sie das Gefühl hatte, in etwas hineingerissen zu werden.

 

Einige der Daybreak- und Kehilla-Freunde
beim Kreistanz bei Ellens Bat Mitzwa. Im
Hintergrund in schwarz und weiß die Autorin.

 

Am Tag ihrer Bat Mitzwa nahm eine große Anzahl von Ellens Daybreak-Freunden an der Feier der Synagogengemeinde teil. Ellen zeigte sich der Lage großartig gewachsen. Sie war sicher, kompetent, strahlend und ansteckend glücklich, hieß ihre Gäste freundlich willkommen und dankte allen für ihr Kommen. Mit Hilfe von Verantwortlichen der Synagoge hatte ich ein detailliertes Programm vorbereitet, weil der Gottesdienst für die meisten der Daybreak-Gäste ungewohnt sein würde, wie das für mich selbst noch vor zwei Jahren der Fall war. Für viele war es der erste Synagogenbesuch und die erste Begegnung mit der Vitalität des modernen Judentums; allerdings waren die Verantwortlichen für die verschiedenen Abschnitte des Gottesdienstes mit den Bedürfnissen der Gäste Ellens gut vertraut. Sie boten zusätzliche Erklärungen an, übersetzten viel vom Hebräischen ins Englische und luden interessierte Gäste ein, sich die Tora-Schriftrolle näher anzusehen, die in schöner Handschrift gefertigt ist.

Als Ellen zur Tora-Lesung aufgerufen wurde, stellte sich Toni, der ihr am meisten geholfen hatte die Segnungen zu lernen, zur Unterstützung hinter sie. Es herrschte vollkommene Stille. Stolz stand Ellen mit neuem Gebetsschal und Kippa und sprach den Segen: „Barkhu et Adonai ha-m"vorakh . . ." Preis sei dem Herrn, der Quelle des Segens. ... Nachdem die Tora-Lesung beendet war und Ellen den letzten Segen mit einem bestimmten „Gepriesen seist Du Herr, der die Tora gibt" gesprochen hatte, brach die Synagoge in ein Crescendo von freudigen „Mazel Tovs" aus und sie wurde mit Bonbons überschüttet. Schnell formte sich ein riesiger Kreistanz um sie und wir alle sangen unsere Segenswünsche. Für einige Augenblicke stand Ellen bewegungslos und von Freude so betäubt, daß sie nicht einmal die Bonbons wahrnahm.

Bevor der Gottesdienst endete, gratulierten ihr die Verantwortlichen der Synagoge und Pater Henri sprach zu ihr über ihre Bedeutung als jüdische Frau innerhalb der jüdischen Gemeinde und im Leben unter Christen. Ellens Vater hatte gesagt, daß er Ellen wahrscheinlich nie werde eine Hochzeit ausrichten dürfen, darum solle die Bat Mitzwa-Party nach dem Gottesdienst nichts zu wünschen übrig lassen. Und so war es denn auch! Als wir zusammen sangen, tanzten und aßen wurde mir bewußt, daß Ellens Bat Mitzwa nicht nur für sie selbst, sondern für viele andere ein wertvolles Geschenk geworden war.

Die Bedeutung des Glaubenswegs von Ellen

a) für mein eigenes Leben und meinen Dienst:

Ellens schmerzerfüllte Bemerkung während jener Osterliturgie rief mich auf, in meiner Beziehung zu ihr, in meinem theologischen Verständnis und in meinem Dienst zu wachsen. Ich habe meinen Weg mit Ellen als sehr lohnend und freudevoll erlebt; unsere Freundschaft vertieft sich noch immer. Und während ich Ellen begleitete, bin ich selbst auf meinem Weg zu größerer zwischenreligiöser Aufgeschlossenheit vorangekommen. Ich schloß gewissermaßen ein zweites theologisches Examen ab mit Betonung auf christlich-jüdischen Beziehungen. Ich war manchmal tief erschüttert über die lange Geschichte der Judenverfolgungen und des Antisemitismus innerhalb der Christenheit und die Schwierigkeiten die mit gewissen Texten und theologischen Formulierungen bestehen. Ich mußte Aspekte meiner eigenen Theologie neu durchdenken, was mich zu einer mehr theozentrischen Christologie brachte. Auf dem Weg dazu war ich oft sowohl beglückt als auch erstaunt darüber, wie mir ein tieferes Verständnis für das Judentum geholfen hat, meine eigene Glaubenstradition besser zu verstehen. Mein Glaubensleben ist durch den Synagogenbesuch gestärkt worden, und ich habe unter den Synagogenmitgliedern geschätzte Freunde gefunden. Auf meinem Weg mit Ellen habe ich auch die Notwendigkeit erkannt, die zu unterstützen, die andern Glaubens sind als ich selbst und habe auch angefangen, mehr über den Islam zu lernen. Innerhalb der Daybreak-Gemeinschaft wurde ich gebeten, die Führung in zwischenreligiösen Angelegenheiten zu übernehmen und der Gemeinschaft zu größerer Aufgeschlossenheit und Sensitivität gegenüber anderen Religionen zu verhelfen, und ich tue das gern und dankbar.

b) für Mitglieder der Synagoge:

Es war nie mein Ziel, die Synagoge darüber zu unterrichten, daß Beziehungen zu Menschen mit Entwicklungsbehinderungen für sie ein Segen sein kann. Es war deutlich, daß einige Mitglieder darum wußten bevor wir kamen. Aber Mitglieder der Gemeinde sagen mir, daß die Synagoge durch unsere Anwesenheit profitiert. Vor kurzem wurde der Psalm verlesen, in dem vom Eckstein die Rede ist, den die Bauleute verworfen hatten. Einer der jüdischen Anwesenden beugte sich zu mir hinüber und flüsterte, daß Ellen und Mel (die an diesem Tag gegenwärtig waren) und andere wie sie die eigentlichen Ecksteine seien. In der Tat sind es diese Menschen mit Entwicklungsbehinderungen, die durch ihre Bedürftigkeit, ihre Anwesenheit und ihre gerade Offenheit, alle zur Aufmerksamkeit anhalten, die am Gottesdienst teilnehmen. Weil sie von christlichen Freunden begleitet werden, schaffen sie auch bedeutungsvolle Beziehungen zwischen Christen und Juden. Ein jüngster Synagogenrundbrief beschreibt ein Passa-Seder in der Daybreak-Gemeinschaft und erwähnt, daß die Gemeinde stolz darauf ist, mit der Daybreak- Gemeinschaft in Verbindung stehen zu dürfen

c) für die L"Arche Daybreak-Gemeinschaft:

 

Mel (54) mit Tora-Rolle und
Ellens Vater Harold, der ihm
bei der Vorbereitung zu seinem
Bar Mitzwa half.

 

Der zwischenreligiöse Charakter von Daybreak ist heute einer der Aspekte, über den wir reden, wenn wir Besuche empfangen. Er ist ein gut integrierter Teil unseres Gemeinschaftslebens. Ellens Weg war für die ganze Gemeinschaft die Weise, in der wir die Gabe der zwischenreligiösen Dimension unserer Gemeinschaft anerkannten. Ihre Bat Mitzwa-Feier gründete uns in unserer sich neu entwickelnden Annahme des Judentums. Die Freundschaft zwischen Daybreak und der Synagoge und auch mit anderen jüdischen Freunden wächst und gedeiht. Wir erlebten gemeinsam wunderschöne gesellschaftliche Abende bei lebhaftem Dialog. Wir brachten einander unsere beliebstesten Psalmen und Niggunim (Melodien) bei. In unseren christlichen Gottesdiensten sprechen wir manchmal über die jüdischen Wurzeln unserer christlichen Traditionen, und wir sprechen offen über die antijüdische Polemik, wenn sie in unseren Schriftlesungen zutage tritt. Ein uns befreundeter Rabbiner schlug vor, die jüdische Identität Ellens bei unseren Eucharistiefeiern zu respektieren, indem wir ihr einen Aufkleber mit einem jüdischen Symbol geben, wenn Kommunion ausgeteilt wird. Kürzlich feierten wir Mels Bar Mizwa; wieder ein wunderbares Ereignis. Mels Vorbereitung und Integregration wurde durch unsere Erfahrungen mit Ellen wesentlich erleichtert. Seine wichtigste Hilfe war Ellen selbst.

In der gleichen Zeit, in der unsere Beziehung zum Judentum wuchs, lernten wir auch mehr über den Islam, der in unserer Mitte durch Alia representiert ist. Sie ist eine winzige Frau, die weder gehen noch sprechen noch sehen kann, die aber voll Freude lächelt, wenn sie das Arabisch des Qur"an rezitiert hört. Wir haben gelernt, Alia mit dem arabischen Friedensgruß zu grüßen. In kleinen Gruppen besuchten wir eine Moschee und haben Redner eingeladen, die uns über die wichtigsten Lehrsätze und Feste des Islam unterrichteten. Wenn uns muslimische Freunde über ihre Erfahrungen beim Ramadan erzählten, vertiefte das unsere eigene Erfahrung der persönlichen Disziplin in der Fastenzeit, die bald darauf folgte. Heute halten wir zu besonderen Festzeiten der anderen Religionen zwischenreligiöse Gottesdienste und Bildungsabende, um unsere Solidarität mit den andersgläubigen Gliedern der Daybreak-Gemeinschaft auszudrücken. Ohne Frage werden in Zukunft noch Glieder anderer Religionen zu uns stoßen und wir freuen uns schon darauf, was wir bei deren Unterstützung lernen werden.

Schluß:

Ich glaube, daß Ellens Geschichte repräsentativ ist. Oft sind es Menschen mit Behinderungen, die Barrieren überwinden und die verschiedensten Leute um sich herum zusammenbringen. Wenn eine solche Begabung in einem zwischenreligiösen Zusammenhang erlebt werden kann, dann wird sie noch fruchtbarer, weil sich Menschen mit den verschiedensten Hintergründen und Glaubenssystemen vereinen und verpflichten, sich gegenseitig zu achten, anzuerkennen und freundschaftlich zusammenzuleben. Wer als PastorIn in einer interreligösen Gemeinschaft arbeitet, hat die wunderbare Gelegenheit (und die Verpflichtung), sich über andere Religionen, die in der Gemeinschaft vertreten sind, zu informieren und die Glieder anderer Glaubensgemeinschaften kreativ zu unterstützen und zugleich den in der Mehrheit befindlichen Gliedern zu helfen, über den Glauben der andern zu lernen und die Anwesenheit dieser anderen zu schätzen. Wenn diese anderen in ihrer eigenen Glaubenstradition wachsen, können sie die Gabe ihrer Tradition in die größere Gemeinschaft einbringen.   

Editorische Anmerkungen

Mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin. © Copyright 1998   Beth Porter. Übersetzung: Fritz B. Voll

Der Artikel erschien zuerst in englischer Sprache in The Journal of Pastoral Care, Vol. 52, No. 2, Sommer 1998.

 

Beth-Porter, M.A., M.Div., ist Vorsitzende des interreligiösen Ausschusses des Pastorenteams von L"Arche Daybreak, 11339 Yonge Street, Richmond Hill, Ontario, Kanada L4S 1L1


* L"Arche Daybreak ist Mitglied des Internationalen Bundes der Arche-Gemeinschaften. In der Arche leben Menschen mit Entwicklungsbehinderungen zusammen mit solchen, die sie unterstützen und zusammen mit ihnen ein Heim schaffen. Die Spiritualität der Arche-Gemeinschaften basiert auf den Seligpreisungen. Die einzelnen Gemeinschaften sind ökumenisch und heißen Menschen aus allen Religionen willkommen. Die Arche wurde im Jahr 1964 vom Kanadier Jean Vanier in Frankreich gegründet. Heute gibt es über 100 Arche-Gemeinschaften rund um die Welt. Für mehr Information über L"Arche und die Adressen der einzelnen Gemeinschaften, besuchen Sie bitte die L"Arche Web-Seiten: www.larchecanada.org


Die Charta der Gemeinschaften der Arche schließt die folgenden Aussagen ein: „In einer zerrissenen Welt möchte die Arche ein Zeichen der Hoffnung sein. Ihre Gemeinschaften gründen sich auf tiefe, beständige Beziehungen zwischen Menschen von unterschiedlichem intellektuellen Niveau und verschiedener sozialer, religiöser und kutlureller Herkunft. Sie möchten so Zeichen der Einheit, der Treue und der Versöhnung sein" (I.4).

„Jedes Glied der Gemeinschaft wird ermutigt, sein oder ihr geistliches Leben innerhalb der eigenen Religions- oder Konfessionszugehörigkeit zu leben und zu vertiefen. Auch wer keinen Glauben hat wird aufgenommen und in seiner/ihrer Gewissensfreiheit respektiert" (III.1.1).