Israelischer Einblick - ist arabisch-jüdische Koexistenz in Israel noch möglich?

Die Antwort ist ein nachdrückliches "Ja".


Ron Kronish

Israelischer Einblick -

ist arabisch-jüdische Koexistenz in Israel noch möglich?

Ist eine arabisch-jüdische Koexistenz in Israel noch möglich? Die Antwort ist ein nachdrückliches "Ja". Lassen sie mich erklären, warum.

Arabisch-jüdische Koexistenz geschieht in diesem Land jeden Tag. Trotz aller Probleme und Hindernisse - und es gibt viele davon - lebt die fast zwanzigprozentige arabische Minderheit im selben Land neben der jüdischen Mehrheit zu 99 Prozent der Zeit ohne Gewalt oder Blutvergiessen.

Die Krawalle, die im Oktober 2000 stattfanden - zu Beginn dessen, was als die "zweite Intifada" bekannt geworden ist - waren in der israelischen Gesellschaft die Ausnahme, nicht die Regel. Tatsächlich waren die Vorgänge so aussergewöhnlich und ungewohnt, dass sie zur Einsetzung einer staatlichen Untersuchungskommission führten, der sogenannten "Or-Kommission". Sie trifft sich seit mehr als einem Jahr, um zu untersuchen, was während dieser verhängnisvollen Tage vor neunzehn Monaten wirklich geschah. Seitdem sind praktisch keinerlei Krawalle und keinerlei physische Gewalt mehr zwischen den Arabern und Israelis im israelischen Kernland ausgebrochen.

Dies ist insbesondere deswegen bemerkenswert, da in den nur ein paar Kilometer entfernten "Autonomiegebieten" (der Westbank) und dem Gazastreifen seit nahezu 20 Monaten ein Kleinkrieg mit Hunderten von Toten auf beiden Seiten - Israelis und Palästinensern - wütet, ohne dass irgendein Ende in Sicht zu sein scheint.

Ferner gibt es ein noch erstaunlicheres Phänomen in der israelischen Gesellschaft, das in Israel selbst und vor allem im Ausland nicht ausreichend bekannt ist: Es gibt buchstäblich hunderte von hier im Land verwurzelten Organisationen, die sich Tag und Nacht für das Ziel engagieren, die zarte Pflanze unserer Zivilgesellschaft durch eine umfangreiche Vielfalt von Erziehungsprogrammen zu erhalten. Viele der Programme im Bereich der Erziehung zu Frieden und Koexistenz werden durch den "Abraham Fund", den "New Israel Fund" sowie durch andere Stiftungen und ausländische Regierungen finanziert, die dabei mithelfen wollen, etwas an gesunder Koexistenz im konfliktgeschüttelten Israel zu retten.

Ungeachtet dessen, was man in den Zeitungen lesen und im Fernsehen sehen kann, haben radikale Kräfte in der israelischen Gesellschaft nicht wirklich um sich gegriffen. Im Gegenteil, die moderaten Kräfte sind in Israel in grosser Zahl vorhanden. Die vielen tausend Menschen, die in einer Vielzahl von Programmen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen palästinensischen Arabern und israelischen Juden in diesem Land zusammenarbeiten, sind der Beleg dafür. Diese Stimmen verdienen es, in Israel und im Ausland mehr Gehör zu finden.

Einige Beispiele:

Unsere jüdisch-muslimische Dialoggruppe - bestehend aus 15 arabischen und jüdischen Erziehern und gemeinsam von einem Araber und einem Juden geleitet - existiert nun schon im dritten Jahr und hat sich seit Februar dieses Jahres kontinuierlich ein Mal monatlich getroffen. Sogar in diesen schwierigen Zeiten - wo anzunehmen wäre, dass die Zusammenkünfte abgesagt werden würden - trifft sich die Gruppe dennoch weiter und nimmt sich der wirklichen Themen an - wie beispielsweise der Themen "Land" und "Identität" -, mit denen Araber und Juden in diesem Land konfrontiert sind.

Unsere "Jona-Dialog-Gruppe" besteht aus zehn israelisch-jüdischen Erziehern und Rabbinern sowie zehn ortsansässigen palästinensisch-christlichen Erziehern und Theologen. Diese Gruppe hat sich neu zusammengefunden, um ihren Dialog nach einer Reihe von Terminverschiebungen in diesem Jahr wieder aufzunemen. Es ist die einzige jüdisch-christliche Dialoggruppe von ortsansässigen Palästinensern und Juden in Israel und ihre Existenz verspricht viel Gutes für die Zukunft. Dieses Jahr hat die Gruppe ihren Mitgliederkreis erweitert und sich um eine Ausweitung ihres Netzwerkes für die Zukunft bemüht.

Über 75 Israelis - Araber wie Juden - kamen diese Woche auf Einladung des "Abraham Fund" in Kfar Hamakkabia bei Ramat Gan zusammen, um einen Tag lang intensiv miteinander zu diskutieren. Die Veranstaltung erreichte ihren Höhepunkt in einer feierlichen Zeremonie, in der Fördermittel an Gruppen überreicht wurden und die enge Zusammenarbeit von mehr als 60 Gruppen der israelischen Gesellschaft (einschliesslich des ICCI) gewürdigt wurde. Darin wurden Aktivitäten zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Juden und Arabern in diesem Land - vor allem im Blick auf die Entwicklung gemeinsamer Erziehungsarbeit - gewürdigt.

Ist die Situation also ideal? Nein, sie ist weit davon entfernt. Aber nichts ist unmöglich. Juden und Araber innerhalb Israels sind in einer Situation, in der sie frei und ohne Angst miteinander umgehen können - etwas, das zwischen Israelis und Palästinensern in der Westbank und im Gazastreifen während des anhaltenden Konflikts in dieser Region nicht gegeben ist.

Koexistenz zwischen Arabern und Juden in Israel ist also nicht nur eine alltägliche und sich regelmässig ereignende Realität, sondern auch schlicht ein Gebot der Geschichte und ein Gebot der Stunde. Wir haben keine andere Wahl, als Wege zu finden, wie wir in dieser Gesellschaft miteinander leben können. Hoffentlich wird dies in der Zukunft auch einmal in der ganzen Region der Fall sein.