Gesprächsthemen zum christlich-jüdischen Verhältnis

Gesprächsthemen zum christlich-jüdischen Verhältnis - Eine Serie von 8 Seiten

Evangelical Lutheran Church in America

Gesprächsthemen

zum christlich-jüdischen Verhältnis

  1. Einführung: Judentum einst und jetzt
  2. Alter und Neuer Bund
  3. Gesetz und Evangelium
  4. Verheissung und Erfüllung
  5. Schwierige Texte
  6. Jüdische Sorge um den Staat Israel
  7. Tikkun Olam - die Welt verbessern
  8. Christen und Juden im Kontext der Weltreligionen
 

Anleitung

"Gesprächsthemen" ist ein Satz von acht Blättern, der von der Abteilung für ökumenische Angelegenheiten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELCA) herausgegeben wird, um Anregungen zum Gespräch und zur Diskussion über theologische Fragen mit Bezug auf das jüdisch-christliche Verhältnis zu geben. Sie sollen als Teil eines andauernden innerkichlichen Lernprozesses Überlegungen und Erwiderungen zu gewissen Kernfragen hervorrufen .

In jedem der Blätter wird ein Grundsatz oder Vorschlag umrahmt am Kopf der Seite angeboten, dem mehrere Absätze mit Erklärung und Kommentar folgen und der mit Fragen abschliesst, die zur Diskussion anregen. Diese Vorschläge sind absichtlich so formuliert, dass durch sie Ideen aufgeworfen und geprüft werden, die andernfalls womöglich nicht untersucht würden.

Die meisten der behandelten Themen sind für Christen und Christinnen allgemein von Bedeutung. Einige davon, wie zum Beispiel „Gesetz und Evangelium", drehen sich um Fragen, die einen grösseren Raum in der lutherischen Tradition einnahmen. Grösstenteils sind die Themen für die Diskussion unter Christen bestimmt, und zwar als Teil unserer eigenen „Hausarbeit" für die interreligiöse Begegnung. Aber die Teilnahme eines jüdischen Gastes oder jüdischer Gäste bei der Diskussion einiger der Themen würde wahrscheinlich Interesse und Einsicht erhöhen.

Diese Themen haben einen historischen Hintergrund, sowohl allgemein in den christlich-jüdischen Beziehungen, als auch besonders in der Arbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika. In den vergangenen 40 oder 50 Jahren hat eine Wende im Blick auf die Stellung vieler Christen und Kirchen zu Juden und Judentum stattgefunden. Verschiedene Faktoren haben diese Entwicklung beeinflusst, einschließlich des Holocaust, der Errichtung des Staates Israel und der kontinuierlichen Erfahrung friedlichen und produktiven Zusammenlebens in einer pluralistischen amerikanischen Gesellschaft. Theologische Entwicklungen haben ebenfalls eine große Rolle gespielt, einschließlich einer neuen Anerkennung des Jude-Seins Jesu und der jüdischen Wurzeln des christlichen Gottesdienstes.

All dies hat zur bisher wesentlichsten Neubewertung der christlichen Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber Juden und Judentum geführt seit Kirche und Synagoge sich trennten. Die vergangenen Jahrzehnte sind gekennzeichnet von der Reue über vergangene Ungerechtigkeiten und Verletzungen, von der Ablehnung antijüdischer und antisemitischer Äusserungen und von Bemühungen um ein neues Verhältnis.

Innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika belegen zwei Dokumente diesen bemerkenswerten Wandel. Die „Erklärung an die jüdische Gemeinschaft" von 1994 lehnte Luthers antijüdische Ansichten entschieden ab, brachte Reue über den Schaden zum Ausdruck, den diese verursacht haben, und verpflichtete sich, „unseren Glauben an Jesus Christus in Liebe und Achtung gegenüber dem jüdischen Volk zu leben". Die „Richtlinien für lutherisch-jüdische Beziehungen" von 1998 boten weitere Anregungen für die Zusammenarbeit und den Dialog.

Die Diskussion innerhalb der Kirche liess erkennen, dass weitere Fragen über die theologische Beziehung zwischen den beiden Traditionen erarbeitet werden müssen. 1999 äusserte die kirchenweite Versammlung der ELCA den Wunsch, Studienmaterial über die theologischen Aspekte der christlich-jüdischen Beziehungen aus lutherischer Perspektive erarbeiten zu lassen. Die Aufgabe wurde vom Beratungsausschuss für lutherisch-jüdische Beziehungen übernommen, der auch die beiden vorhergehenden Erklärungen erarbeitet hatte. Die vorliegenden „Gesprächsthemen“ sind das Ergebnis. Der Ausschuss ist dankbar für die Kommentare, die von jüdischen Kollegen und den Mitarbeitern der ELCA während der schriftlichen Abfassung empfangen wurden.

Diese Gesprächsthemen stellen keine offizielle Stellungnahme der ELCA über das Judentum und die christlich-jüdischen Beziehungen dar. Nach Meinung des Ausschusses wäre die Formulierung einer solchen Stellungnahme verfrüht, da noch keine klare Übereinstimmung zu vielen der anstehenden Fragen besteht. Lutheraner brauchen Zeit, sich in die neue Realität der jüdisch-christlichen Beziehungen einzuleben, indem sie der stetigen Erleuchtung des Heiligen Geists zugänglich bleiben. Wir erbitten uns Feedback nach Ihrem Studium und Ihren Diskussionen, das dazu beitragen kann, unsere gegenwärtige Lage und das Ziel zu erkennen, auf das hin wir uns bewegen.

Vorschläge zum Gebrauch

Die Gesprächsthemen beginnen mit einer Einleitung, sie sich kurz damit befasst, wie sich das Judentum seit biblischen Zeiten verändert und entwickelt hat, mit dem Ziel, Juden heute nicht mehr durch unsere Klischeevorstellungen zu verstehen, sondern so, wie sie sich selbst definieren. Die Themenreihe endet mit der Frage, in welchem Verhältnis die jüdisch-christlichen Beziehungen heute zum weiteren Bereich der interreligiösen Beziehungen stehen. Zwischen diesen zwei Punkten können die Themen in jedweder Ordnung aufgenommen werden.

Es bedarf keiner besonderen Vorbereitung, auf der Grundlage der „Gesprächsthemen“ eine Diskussion führen zu können. Es ist vielleicht angebracht, zuerst das einzelne Gesprächsthema mit seiner Erklärung und seinem Kommentar laut zu lesen. Klären Sie alle Ausdrücke oder Begriffe, die ungewohnt sein mögen und eröffnen danach die Diskussion. Die vorgeschlagenen Fragen können die Diskussion lenken, während andere aus der Gruppe hervorgehen mögen.

Die meisten der „Gesprächsthemen“ betreffen theologische Fragen, die nicht an eine bestimmte Zeit oder einen besonderen Ort gebunden sind. Punkt 6 ist eine Ausnahme, weil es sich um ein Thema handelt, dass uns stark in den täglichen Nachrichten begegnet. Es handelt sich hier nicht um einen Versuch, eine umfassende Aussage über die Situation im Nahen Osten in ihrer gesamten Komplexität zu formulieren. Vielmehr geht es in diesem Gesprächspunkt darum, die Bedeutung des Staates Israel für unsere jüdischen Nachbarn und einige der Faktoren zu erklären, die ihre Verbindung zu ihm so stark machen. Wie bei allen diesen Gesprächsthemen werden sich auch hier die Ansichten über die anstehenden Fragen unterscheiden – sowohl unter Juden und Jüdinnen als auch unter Christen und Christinnen.

Mögliche Kontexte für die Diskussion der „Gesprächsthemen“ sind Erwachsenenforen in örtlichen Gemeinden, Konferenzen von Geistlichen und kirchlichen Beauftragten, synodale Versammlungen, Fachhochschulen und Seminare. Es ist die Hoffnung und das Gebet des Beratungsausschusses, dass die Diskussion dieser Themen Einsicht und Wachstum vermittelt für das Verständnis des Judentums und die jüdisch-christlichen Beziehungen. Wir hoffen, dass das Nachdenken über diese und verwandte Themen zu zeitgenössischen Formulierungen der lutherischen Theologie und Praxis angesichts der neuen Realitäten der jüdisch-christlichen Beziehungen beitragen wird.

Zur Bestellung der englischsprachigen Druckversion der "English: Talking Points" setzen Sie sich bitte mit dem Department for Ecumenical Affairs, Evangelical Lutheran Church in America, in Verbindung: E-Mail eainfo(at)elca.org

Diese Gesprächsthemen wurden erarbeitet vom Beratungsausschuss für lutherisch-jüdische Beziehungen, Abteilung für Ökumenische Angelegenheiten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika


Eine Liste der beteiligten Ausschussmitglieder ist im englischen Original zu finden.


 

  1. Einführung: Judentum einst und jetzt
  2. Alter und Neuer Bund
  3. Gesetz und Evangelium
  4. Verheissung und Erfüllung
  5. Schwierige Texte
  6. Jüdische Sorge um den Staat Israel
  7. Tikkun Olam - die Welt verbessern
  8. Christen und Juden im Kontext der Weltreligionen