Gesprächsthemen Nr.8: Christen und Juden im Kontext der Weltreligionen

Christen und Juden haben gemeinsam ein besonderes Verhältnis innerhalb der Gemeinschaft der Weltreligionen. Ihre jüngste Erfahrung in der Bildung gegenseitiger Achtung und gegenseitigen Verstehens kann zum Muster umfassenderer interreligiöser Beziehungen werden.

Evangelical Lutheran Church in America

Gesprächsthemen zum christlich-jüdischen Verhältnis — Nr. 8

Christen und Juden im Kontext der Weltreligionen

Christen und Juden haben gemeinsam ein besonderes Verhältnis innerhalb der Gemeinschaft der Weltreligionen. Ihre jüngste Erfahrung in der Bildung gegenseitiger Achtung und gegenseitigen Verstehens kann zum Muster umfassenderer interreligiöser Beziehungen werden.


Haben wir nicht alle einen Vater?

hat uns nicht ein Gott geschaffen?

Mal. 2,10

Die Anerkennung des Judentums als einer Schwestergemeinschaft des Glaubens stellt schwerwiegende Herausforderungen an das Verständnis des christlichen Glaubens und der christlichen Identität. Diese Herausforderungen haben sowohl mit unserem einzigartigen Verhältnis zum jüdischen Volk zu tun, mit dem wir durch unsere gemeinsame Geschichte eng verbunden sind, als auch mit den umfassenderen Fragen des religiösen Pluralismus.

Unser Verhältnis zum zeitgenössischen Judentum erfordert beides, Sensibilität gegenüber dem, was wir gemeinsam haben, und Respekt vor dem unabhängigen Recht der Juden, sich als Gemeinschaft selbst zu definieren. Eine reife christliche Achtung vor der Arbeit Gottes innerhalb des Judentums bestätigt den Glauben und die Praxis der Juden, statt sie nur als einen Hintergrund, eine Fußnote oder gar als Problem unserer eigenen Identität zu betrachten.

Unsere beiden Gemeinschaften teilen historische und biblische Ursprünge. Im Verlauf der Jahrhunderte haben wir uns auch gegenseitig auf verschiedenste Weise beeinflußt. Während sich das Christentum innerhalb verschiedenartiger Kulturen entwickelte und das Judentum seine eigene reiche Geschichte durchlebte, sind beide allerdings über ihr ursprüngliches Verhältnis zueinander hinausgewachsen. Das Christentum ist oft als „Tochterreligion“ des Judentums bezeichnet worden; alternativ wurden sie als Geschwister angesehen, gewachsen aus dem uralten Glauben Abrahams und Sarahs. In der Tat aber sind beide Gemeinschaften gereift und nun voneinander getrennt und erwachsen innerhalb der mannigfaltigen Welt menschlicher Glaubensgemeinschaften.

Während wir die unabhängige Integrität des Judentums erkennen, werden wir überdies daran erinnert, dass es andere, ebenfalls erwachsene Religionen in dieser mannigfaltigen Welt gibt – andere Glaubens- und Praxisgemeinschaften, die wie wir, dem Heiligen begegnen. Die in unserer Zeit wachsende Versöhnung zwischen Christen und Juden kann so vielleicht zum Exempel dafür werden, wie wir mit Menschen, die andere Verpflichtungen und Erfahrungen haben, zusammen leben könnten.

Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach:

„Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht;

sondern in jeglichem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut,

der ist ihm angenehm.“

Apg. 10,34-35

 

Fragen zur Diskussion
  1. Was haben Christentum und Judentum gemeinsam und wie unterscheiden sie sich? Unterscheidet sich das jüdisch-christliche Verhältnis von dem, das wir zu anderen Weltreligionen haben?
  2. Was bedeutet das besondere Verhältnis zwischen Christen und Juden für unsere Beziehungen zu Muslimen, die den gleichen monotheistischen Glauben teilen? Was können wir in unseren örtlichen Gemeinden zur Pflege des Verständnisses unter allen drei Gruppen tun?
  3. Wie kann man seinem eigenen Glauben gegenüber treu und engagiert bleiben und zugleich Menschen anderen Glaubens respektieren und ihre Gleichberechtigung im staatsbürgerlichen Leben schützen?
 

 

Anleitung

  1. Einführung: Judentum einst und jetzt

  2. Alter und Neuer Bund

  3. Gesetz und Evangelium

  4. Verheissung und Erfüllung

  5. Schwierige Texte

  6. Jüdische Sorge um den Staat Israel

  7. Tikkun Olam - die Welt verbessern/li>

  8. Christen und Juden im Kontext der Weltreligionen