Zum Geleit
Am 9. November 1938 wurden in Deutschland die Synagogen angezündet, Thorarollen geschändet, jüdische Geschäfte verwüstet, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger gedemütigt, misshandelt und ermordet. Zum 75. Jahrestag veröffentlichen wir diese Handreichung mit dem Ziel, zum kirchlichen Gedenken im Umfeld des Novemberpogroms – in der Regel am drittletzten Sonntag im Kirchenjahr – aufzurufen und es nachhaltig zu stärken.
Unser Engagement wird sich dabei nicht in Ritualen erschöpfen. Immer noch kommt keine jüdische Einrichtung in Deutschland bei Veranstaltungen ohne Polizeischutz aus. „Jude“ und „Opfer“ sind die gebräuchlichsten Schimpfworte auf dem Schulhof, sagte ein Lehrer vor wenigen Tagen. In einer der hier abgedruckten Predigten wird programmatisch formuliert, was wir mit der Handreichung verbinden: „Wirkliches Gedenken... kann sich nie an der Oberfläche vollziehen. ‘Zerreißt euer Herz und nicht eure Kleider‘, schreibt der Prophet Joel denen, die umkehren sollen. Darin liegt die Verheißung dieses Tages, liebe Gemeinde, nicht dass wir Büßerminen aufsetzen. Aber dass wir mit aller Energie Wachsamkeit entwickeln gegen jede Form von Rassismus, Menschenverachtung und Intoleranz.“
Unsere Intention ist es, die Gedenkfeiern für die Novemberpogrome 1938 regional und lokal zu „erden“. Es hat sich eben alles nicht „woanders und weit weg“ abgespielt, sondern bei uns, vor unserer Haustür, so dass es viele gesehen oder zumindest davon gehört und in den Zeitungen – wenn auch im NS-Sinne – darüber gelesen haben.
Die Handreichung erscheint in zwei Heften. Das erste, Teil A, bietet nach praktisch-theologischen, kirchenmusikalischen und historischen Hinführungen liturgische und homiletische Texte für Gottesdienste und Gedenkfeiern, aber auch zum Abdruck in Gemeindebrief und Presse. Das zweite Heft, Teil B, enthält historische Dokumente wie Briefe, Protokolle und Aussagen von Zeitzeugen in möglichst dichter regionaler Zuordnung für das Gebiet unserer Landeskirche. Die Texte sind zur Verlesung in Gottesdiensten, Gedenkfeiern, Andachten etc. gedacht. Unter dieser Perspektive wurden sie ausgesucht und redaktionell bearbeitet und dabei teilweise stark gekürzt. Ihre Form entspricht daher nicht wissenschaftlichen Kriterien, d.h. Auslassungen sind nicht immer kenntlich gemacht, Anmerkungen grundsätzlich gestrichen: Es sind Auszüge für den gottesdienstlichen Gebrauch.
Wer sich weitergehend über die damaligen Ereignisse in seiner Gemeinde oder in seinem Kirchenkreis informieren möchte, sei auf die unter den Texten angegebene Literatur verwiesen.
Propst Helmut Wöllenstein
Marburg, im September 2013
InhaltTeil A
Zum Geleit
I. Hinführungen
1. Zur Gestaltung des kirchlichen Gedenktages:
Praktisch-theologische Stichworte
2. Musik als Element des Gedenkens und der Zuversicht
3. Die Ereignisse im November 1938: Historische Skizze
II. Gottesdienstentwurf
III. Materialien zur Auswahl
1. Liturgische Texte
2. Liederliste
3. Predigten
4. Kurztexte
Inhalt Teil B: Dokumente / Texte von Zeitzeugen
Zum Geleit
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